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Solarenergie / Naher Osten

„Photovoltaik ist ein Muss“

Die Länder des Nahen Osten entwickeln sich als große Märkte für die Solarbranche. Die bisher auf die Förderung und den Export von Erdöl und Erdgas getrimmten Staaten öffnen sich inzwischen auch der Stromerzeugung mit Sonnenenergie. Das betont Salem Al Shair, Vertreter des E-Governments der Vereinigten Arabischen Emirate in seiner Eröffnungsrede auf dem ersten Solar Investment Summit – Middle East in Dubai.

Vor allem Saudi Arabien ist Vorreiter in der Region, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten, sagt Nicolai Dobrott, Geschäftsführer von Apricum, ein in Berlin ansässiges Beratungsunternehmen für erneuerbare Energiekonzepte. Er geht davon aus, dass in Saudi Arabien bis 2015 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 3,5 Gigawatt installiert sind. Dobrott erwartet, dass die Regierung in Riad noch bis zum Ende dieses Jahres ein Erneuerbare-Energien-Gesetz verabschieden wird, um Klarheit darüber zu schaffen, wie Saudi Arabien in Zukunft die Solarenergie in den nationalen Energiemix integrieren wird. Hier geht es vor allem um die Beziehung zwischen Öl und Solar, um die Versorgung der Erdöl- und Erdgasaufbereitung mit Solarenergie sowie die Chancen der Solarenergie als Teil großer Industrieanwendungen. Das sind vor allem Solar-Wasserstoff-Anlagen oder solare Entsalzungsanlagen, die sehr viel Energie verbrauchen. Koordiniert wird die Entwicklung der Solarenergie im Königreich vor allem von der King Abdulaziz City for Science and Technology.

Energieressourcen gesucht

„Photovoltaik ist kein ‚Nice-to-have‘, sondern ein Muss“, sagt Karim Asali von First Solar. Nach seiner Ansicht brauchen Saudi Arabien und andere Länder der Region weitere Energieressourcen, um die wachsenden Anforderungen der wachsenden Bevölkerung erfüllen zu können. Bisher setzen die Länder auf der arabischen Halbinsel auf Stromerzeugung aus Erdölverbrennung. Allein Saudi Arabien verbraucht dafür jährlich etwa 320 Millionen Barrel Rohöl. Mit dem Ausbau der Solarenergie könnte dieses Öl aber gewinnbringend auf dem Weltmarkt verkauft werden statt es im eigenen Land abzufackeln.

Asali betont, dass die großen Solaranlagen auch im Nahen Osten bereits nahe an der Wettbewerbsfähigkeit mit fossilen Energieanlagen sind. Das liegt vor allem am enormen Preisverfall in den letzten Jahren, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Nicolai Dobrott geht davon aus, dass die Preise von Photovoltaikanlagen in den nächsten zehn Jahren um jährlich acht bis zehn Prozent sinken werden. Außerdem sind die Projektentwicklungszeiten für Solaranlagen nur halb so lang wie für Anlagen, die mit fossilen Energien betrieben werden und auch die Anforderungen an die Infrastruktur sowie der Wartungsaufwand sind viel geringer.

Größter Investor in Solaranlagen in Saudi Arabien in den nächsten Jahren wird ausgerechnet das größte Ölunternehmen des Landes Saudi Aramco sein. Schon längst hat der Konzern eine eigene Roadmap für den Einsatz von Solarenergie aufgestellt. Zunächst plant man eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 3,5 Megawatt in der Nähe von Riad, um das im Bau befindliche King Abdullah Petroleum Studies and Research Center mit Solarenergie zu versorgen. Weitere Anlagen sollen folgen. Dabei handelt es sich neben vertikal in Gebäude integrierte Systeme vor allem um große Solarparks, die Saudi Aramco ab 2014 realisieren will.

Das Wüstenklima stellt hohe Ansprüche

Bisher ist man aber noch auf der Suche nach der für die Region am Besten geeignete Technologie. Hier konkurrieren bisher solarthermische Kraftwerke und Photovoltaikanlagen gegeneinander. Salem Al Shair betont die Probleme, die das Wüstenklima auf der arabischen Halbinsel für die Solarenergie aufwerfen. Das sind vor allem die Fragen, wie Photovoltaikmodule unter großer Hitze oder im Wüstenstaub arbeiten, wie der Solarstrom ins Stromnetz eingespeist werden kann und wie sich mit Solarenergie Geld verdienen lässt. Um diese Fragen zu beantworten, hat der Systemanbieter Deutsche Eco aus Frankfurt am Main ein Monitoringprojekt im Oman gestartet. Bei dem Projekt wird unter anderem der Einfluss von Temperaturen, Staub, Hitze und Feuchte auf Photovoltaikmodule untersucht. (Sven Ullrich)