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„Binnen einer Woche nagt diese Traverse einen 98 Meter hohen Betonturm ab“

Der Rückbau der Windparks Waldfeucht und Berglicht – 9 Anlagen mit 100 Meter und 14 Anlagen mit 65 bis 85 Meter Nabenhöhe – war ein anspruchsvoller, aber kaum auslastender Auftrag für Sie. Warum?

Nils Wörmann: Wir werden das Rückbauprojekt in Berglicht zeitnah fertigstellen. In Waldfeucht haben wir bereits acht Anlagen zurückgebaut. Bei diesem Projekt kam es aufgrund der Errichtung der Neuanlagen zu einer kleinen Verzögerung, die es uns jedoch ermöglichte, in diesem Jahr parallel sieben weitere Projekte fertigzustellen. Neben unseren Rückbauprojekten begleiten wir außerdem zunehmend die Errichtung von Neuanlagen. Wir bereiten die Transportstrecken für die neuen Großwindturbinen inklusive Parkplatzsperrungen an den Autobahnen, kurzfristige Kurvenerweiterungen sowie Hindernisentfernungen entlang kleinerer Straßen vor.

Wie setzt sich Ihre Rückbautraverse durch, um Türme abzubröseln statt sie durchs Sprengen zu fällen?

Nils Wörmann: Unsere Traverse wird ab nächster Woche in Wohlbedacht zum Einsatz kommen, um dort sechs Fertigbetonteiltürme der Altanlagen vom Typ Enercon E-66 zurückzubauen. Dazwischen muss sie noch im Juni einen Beton-Windturbinenturm inmitten von Gewächshäusern abtragen, weil eine Sprengung die landwirtschaftliche Anlage bedrohen würde.
Außerdem können wir uns schon jetzt über Anfragen für das kommende Jahr freuen.

Welche nächste technische Entwicklung haben Sie ihrer Traverse verordnet?

Nils Wörmann: Wir haben kürzlich noch einmal technische Änderung an der Traverse vorgenommen – wir bewegen sie nun mittels eines am Kran aufgehängten Powerpacks, das durch ein Hydraulikaggregat die Leistung liefert. Den Strom- und eine neue Datenleitung führen wir über eine seitliche Abspannung und eine Seilrolle am Boden. Dabei nutzen wir nur das Aggregat, das wir ohnehin für das Containerdorf der Bauarbeiter benötigen. Die Steuerung der Traverse ist nun wesentlich effizienter, weil wir keine Frequenzstörungen der von uns vorher genutzten Steuerungs-Funktechnik mehr befürchten müssen. Auch die Form der Traverse haben wir geändert. Das Instrument führen wir bekanntlich von oben in den geöffneten Betonturm ein und fahren den von innen sich gegen die Wände ausspreizenden Doppelstempel gegen die Turmwände aus. So bricht die Traverse die Betonwände nach außen. Sie hängen dann von der Bewehrung gehalten, wie eine Bananenschale nach unten, während abgelöster Beton rings um den Fuß der Windenergieanlage rieselt. Allerdings war die Traverse anfangs noch zu kantig und verhedderte sich in den Armierungsstäben. Jetzt ist sie torpedoförmiger, schlanker und hat einen verkürzten Grundkörper. Das neue Design macht die Traverse drei Mal so schnell. Binnen einer Woche schafft sie nun einen 98 Meter hohen Betonturm.
Doch auch die Sprengstrategie selbst lässt sich modernisieren. So werden wir in einem Windpark mit drei Türmen eine Klappmessermethode testen. Hier soll sich die untere Turmhälfte in die eine und die obere Turmhälfte in die Gegenrichtung legen. So stapeln wir die zwei Bauwerkteile platzsparend aufeinander und halbieren die Wucht des Aufpralls.

Gewöhnlich organisieren Sie als Generalunternehmer mit Partnerfirmen den gesamten Rückbau. Was können Sie selbst übernehmen, welche Dienstleistungen ziehen Sie hinzu?

Nils Wörmann: Für den Rückbau von Windkraftanlagen können wir eine Vielzahl von Dienstleistungen anbieten und nach den spezifischen Anforderungen des Projekts zusammen mit unseren Partnerfirmen vollständig abwickeln. Wir koordinieren alle Aktivitäten von der Planung bis hin zur Umsetzung des Rückbaus. Hierzu erstellen wir ein detailliertes Rückbaukonzept unter Berücksichtigung der Struktur der Windkraftanlage, Identifizierung und Handhabung von Gefahrenstoffen und der Auswahl der geeigneten Rückbautechniken.

Aktuell streben wir die Zertifizierung als Entsorgungsfachbetrieb für Beton an, um hier noch unabhängiger agieren zu können – zusätzlich führen wir Kooperationsgespräche mit Recyclingspezialisten für die Verwertung diverser Rohstoffbestandteile.

Ein weiterer Meilenstein beginnt für uns Anfang Juni, wenn unsere Website wea-ersatzteile24.de für den Vertrieb von Ersatzteilen online geht. Für die Lagerung dieser Ersatzteile haben wir eine 3.000 Quadratmeter große Hallenfläche in Betrieb genommen und werden zeitnah eine weitere Halle für Großkomponenten bauen.

Nils Wörmann,
Geschäftsführer,
Wörmann-Team

Foto: Wörmann-Team

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