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„Deutschland ist ein klarer Zielmarkt für hohe Türme“

Sie errichten in Finnland derzeit für einen Anlagenpark mit 25 Windturbinen die ersten Exemplare eines neuen eigens entwickelten Hybridturms. Wie kommen sie voran?

Javier Alvarez Yoldi: In dem Wettlauf um höhere Türme und größere Rotoren innerhalb unserer Branche hat sich die Nordex Group entschieden, nichts zu überstürzen. Wir haben im November 2023 die ersten zwei N163/5.X-Anlagen auf den eigenentwickelten Beton-Stahl-Türmen mit 168 Metern Nabenhöhe in Finnland installiert. Heute können wir sagen, dass es die richtige Entscheidung war, Zeit und Mittel in die Installation dieser Prototypen-Türme zu investieren. Wir konnten hier wertvolle Verbesserungen hinsichtlich unseres Produkts und unserer Prozesse erkennen und umsetzen, die uns bei der anstehenden Serieninstallation 2024 von Nutzen sein werden.

Max Jungk: Wir planen darüber hinaus in diesem Jahr einen weiteren Prototyp mit einer Nabenhöhe von 179 Metern in Deutschland zu errichten. Neben der Erprobung des Designs dienen diese Prototypen dazu, alle Prozesse zu validieren, von der Herstellung, dem Transport und der Vormontage bis hin zur endgültigen Installation vor Ort.

Haben Sie die nächste Prototyperrichtung für einen Standort in Deutschland geplant, weil es ihr zentraler Markt ist? Wie gehen Sie dabei vor?

Max Jungk: Deutschland ist ein klarer Zielmarkt für hohe Türme. Die Hybridturm-Technologie ist unsere Antwort auf die Kundenanforderungen an Schwachwindstandorten im Landesinneren, die Energieausbeute von Windenergieanlagen weiter zu steigern. Hohe Stromhandelspreise machen dabei diese Lösung für unsere Kunden im Binnenland noch attraktiver, der Zeitpunkt der Markteinführung ist also ideal.

Ersetzen Sie mit dem Modell bisher genutzte Turmarchitekturen und Zuliefererstrukturen, um sie zu verbessern, oder ergänzen Sie sie eher?

Max Jungk: Wir erweitern unser bestehendes Portfolio an Lieferanten für Hybridtürme um eine weitere Variante. Mit Blick auf den deutschen Markt wollen wir bis 2025 ein ausreichendes Volumen erreichen, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Ob wir dann unsere eigene Technologie mit Betonfertigteilen oder die Systeme von etablierten Anbietern einsetzen, hängt vom Projektzeitplan, dem Standort und den Kapazitäten der Lieferanten im Einzelfall ab.

Javier Alvarez Yoldi: Die neue Hybridturm-Lösung basiert auf der bewährten Betonturm-Technologie, die Nordex seit mehr als 15 Jahren einsetzt. Es handelt sich also nicht um eine disruptive technische Änderung, sondern um die logische Weiterentwicklung eines robusten, bewährten Produkts, das angepasst und verbessert wurde, um höhere Nabenhöhen zu erreichen.

Die neue Hybridturm-Lösung basiert auf der bewährten BetonturmTechnologie, die Nordex seit mehr als 15 Jahren einsetzt.

Welche technologischen Anpassungen setzen Sie um?

Javier Alvarez Yoldi: Der Beton-Stahl-Turm ist ein 100-prozentiges Eigendesign der Nordex Group – wir haben strategisch viel Aufwand in die Entwicklung dieses Designs gesteckt. Für das Übergangsstück waren einige Anpassungen notwendig, statisch gesehen ist das Verhalten dieses Turmsegments bei Vollbetontürmen nicht das gleiche wie bei Hybridausführungen.

Was ist das logistische Konzept? Die Nordex-Gruppe hat reichlich Vorerfahrung mit der mobilen Fertigung von Betonhybridbauteilen. Spielt das beim neuen Hybridturm eine Rolle?

Javier Alvarez Yoldi: In den vergangenen zehn Jahren haben wir weltweit insgesamt rund 30 Betonturm-Fabriken errichtet. Heute sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht nur das Produkt und die Produktionsprozesse industrialisiert haben, sondern auch die Art und Weise, wie wir die Fabriken dafür bauen und ausgestalten. Das ist ein klarer Vorteil, mit dem wir die Markteinführung deutlich verkürzen können. Entweder wir beginnen mit dem Bau einer Fabrik von Grund auf, oder wir profitieren von bestehenden Gebäuden und Produktionsstätten, indem wir diese an unsere spezifischen Bedürfnisse anpassen. Abhängig von der Verfügbarkeit vorhandener Produktionsstätten in der Nähe der Windparkprojekte, den Logistikkosten, dem Zugang zu Rohstoffen und so weiter treffen wir die Entscheidung für jedes Projekt. Da es sich bei den meisten Windparkprojekten hierzulande um nicht mehr als fünf Turbinen handelt, ist es in Deutschland sinnvoll, ein Produktionszentrum zu haben, von dem aus wir verschiedene Windparkprojekte bedienen können. Aktuell starten wir die Hybridturm-Produktion in Rostock und analysieren gleichzeitig potenzielle Standorte für eine zweite Produktionsstätte in Süddeutschland.

Javier Alvarez Yoldi
VP Concrete Tower, Nordex Group

Foto: Nordex

Max Jungk
VP Global Product Strategy & Sales Support, Nordex Group

Foto: Nordex

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