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Weltgrößtes Power-to-Gas-System

Grünes Gas macht mobil

Betreiber der Power-to-Gas-Anlage ist Automobilbauer Audi. Der will mit dem synthetisch erzeugten Methan bis zu 1.500 Modelle des neuen A3 g-tron betanken. Jedes dieser Autos könnte allein mit dem Gas aus Werlte eine Strecke von 15.000 Kilometer im Jahr zurücklegen. Insgesamt stecken 22,5 Millionen Kilometer Fahrleistung in der Jahresproduktion von drei Millionen Kubikmeter Methan.

Dafür soll die Anlage mit 4.000 bis 4.500 Volllaststunden im Jahr laufen. "Sie schaltet sich immer dann ein, wenn zu viel Wind- und Solarstrom das Stromnetz belasten“, sagt Stephan Rieke, Sprecher von Etogas. Etogas hat als Entwicklungspartner des Forschungszentrums ZSW die Power-To-Gas-Anlage entwickelt. Der Strom zur Gasproduktion wird immer direkt an der Börse eingekauft. Und zwar zu besonders günstigen Konditionen, da er zu Überschusszeiten abgenommen wird.

Die Anlage in Werlte kann 24 Mal mehr Energie aufnehmen, als das bis dato weltweit größte Power-to-Gas-System, das erst im Oktober 2012 in Betrieb ging. Auch das ist eine Entwicklung zwischen Forschungszentrum ZSW und Etogas, das zu diesem Zeitpunkt noch unter Solarfuel firmierte.

Die erste Power-to-Gas-Anlage bauten ZSW und Etogas zusammen mit Projektentwickler Juwi 2009 im rheinland-pfälzischen Morbach. An dem Grundprinzip hat sich seit dieser Pilotkonstruktion mit 25 Kilowatt Leistung nichts geändert: Überschüssiger Strom aus Wind und Sonne liefert die Energie um per Elektrolyseverfahren Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. Anschließend lässt man den Wasserstoff mit Kohlendioxid reagieren. Methan entsteht und kann verheizt, verstromt oder zum Antrieb von Fahrzeugen genutzt werden.

Abwärmenutzung erhöht Wirkungsgrad

Audi Gas Betankung | Jochen Flasbarth (left), President of the German Environmental Agency, and Heinz Hollerweger, development head at Audi, take the first test drive. - © AUDI AG
Audi Gas Betankung | Jochen Flasbarth (left), President of the German Environmental Agency, and Heinz Hollerweger, development head at Audi, take the first test drive.

In Morbach hat die dazu nötige Technik noch in zwei Hafencontainer gepasst. Bei Audi füllt nun allein die Elektrolyseanlage eine zehn Meter hohe Halle mit 1200 Quadratmeter Grundfläche – das entspricht der Standardgröße eines Schwimmbeckens. Die Methanisierung findet auf dem Freigelände statt. Um den Gesamtwirkungsgrad zu steigern, wird die Abwärme, die bei der Methanisierung entsteht, als Prozessenergie in der benachbarten Biogas-Anlage genutzt. Eine besondere Herausforderung war die Systemtechnik. Der Produktionsprozess muss fernsteuerbar sein, ein automatisches Leit- und Steuerungssystem hilft, bedarfsorientiert Gas zu produzieren.

Für Etogas bedeutet die Inbetriebnahme dieser Sechs-Megawatt-Anlage den Eintritt in die kommerzielle Anwendung der neuen Speicherform. „In den nächsten Jahren werden wir den Markt mit Anlagen in Größen von bis zu 20 Megawatt elektrischer Anschlussleistung versorgen“, sagt Etogas-Geschäftsführer Karl Maria Grünauer.

Die kommerzielle Produktion des E-Gases startet in Werlte Mitte August. Zum Preis an der Zapfsäule machte Audi noch keine Angabe.

(Denny Gille)