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Meereswindkraftbranche bringt im ersten Halbjahr weitere 229 Megawatt ans Netz

Wie die Branchenverbände der deutschen Offshore-Windenergie-Industrie am Dienstag berichten, nahmen die aktuell am bundesweiten Offshore-Windkraftausbau beteiligten Unternehmen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf der Baustelle des Ostseewindparks Arcadis Ost 1 die 24 Windenergieanlagen in Betrieb. Das mit der Bilanzierung des Offshore-Windkraftausbaus in  Deutschland regelmäßig beauftragte Beratungsunternehmen Deutsche Windguard zählte einen Leistungszubau von 229 Megawatt (MW) im ersten Halbjahr 2023. Damit lieferten 1.563 Windenergieanlagen in der Ost- und in der Nordsee in Deutschland Strom und erreichten eine Erzeugungskapazität von 8.385 MW.

Die Branchenverbände WAB, BWE, BWO, VDMA Power Systems und Stiftung Offshore Windenergie lobten bei der Präsentation ihrer Daten die Entwicklung als Trendumkehr. Nun sei ein „positiver Trend bei der Projektumsetzung erkennbar“. Damit verweisen sie auf die weitere Entwicklung der Zubauaktivitäten, wie sie sich bereits bis 2025 abzeichnet: Während Projektentwickler Parkwind in Arcadis Ost 1 für 2023 noch die restlichen drei 9,5-MW-Anlagen fertig stellt, setzt Energieunternehmen Iberdrola schon seit Jahresanfang im benachbarten 476-MW-Baufeld des geplanten Offshore-Windparks Baltic Eagle die Fundamente in den Seeboden und will diese Gründungsarbeiten im zweiten Halbjahr auch noch abschließen. 2024 ist das Aufsetzen der Windturbinen und ihre Inbetriebnahme geplant. Zugleich wird der dänische Energiekonzern Ørsted ebenfalls noch im zweiten Halbjahr 2023 mit dem Setzen der Fundamente für die Seewindparks Borkum Riffgrund 3 und Gode Wind 3 beginnen. Beide Windparks werden 2024 und 2025 zusammen weitere 1,14 Gigawatt (GW) ans Netz bringen. Ebenfalls noch 2025 sollen die 900 MW des Nordsee-Windparks He Dreiht von EnBW hinzukommen, dessen Fundamenteinstallationen gemäß Zeitplan schon Anfang 2024 starten werden. So dürfte die installierte Kapazität bis Ende 2023 rund elf GW erreichen.

Das gesetzliche Ausbauziel für 2030 beträgt dagegen 30 GW. Das erfordert einen zusätzlichen Zubau von 19 GW in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts – wofür inzwischen 9,9 GW durch bereits erfolgte Ausschreibungen einen Zuschlag erhalten haben, davon 2,8 GW gemäß den bisherigen traditionellen Ausschreibungsmechanismen beziehungsweise im Falle des Offshore-Windparkprojektes Gennaker in der Ostsee mit 927 MW durch einen gesetzlichen Netzverbindungsanspruch gemäß dem Energiewirtschaftsgesetz. Im Juli gab es dagegen für 7 GW erstmals Zuschläge unter Einschluss der neu eingeführten sogenannten ungedeckelten Gebotskomponente: Weil mehrere Gebote eine Projektierung neuer Offshore-Windenergie-Kapazitäten ohne gesicherte Einspeisevergütung anboten, „Null-Cent-Gebote“ genannt, mussten die Wettbewerber in einer zweiten Runde einen Abgabebetrag pro MW an geplanter Erzeugungskapazität ins Spiel bringen. So gewannen die beiden Ölkonzerne BP und Total alle Zuschläge, indem sie 12,7 Milliarden Euro als Bezahlung für ihre Projektierungs- und Einspeiserechte zusagten. Weitere Ausschreibungen sollen noch einmal 9,8 GW an zusätzlichem Projektvolumen ausloben, das fast komplett ebenfalls noch bis 2030 ans Netz muss.

Offshore-Windenergie-Organisationen fordern sofortige Änderung der Ausschreibungsregeln

Angesichts der noch viel weiterreichenden Ausbauziele bis 2035 von 40 GW und bis 2045 von 70 GW betonten die Windenergieverbände, die Offshore-Windkraft-Industrie stehe für dieses Volumen bereit. Allerdings müsse die Regierung das neue Gebotsverfahren sofort wieder abschaffen: „Die ungedeckelte Gebotskomponente und das dynamische Gebotsverfahren im Ausschreibungsdesign lassen zu wenig Spielraum für Erträge der herstellenden Offshore-Windindustrie. Dringend benötigt wird eine Anpassung der unausgereiften qualitativen Kriterien in den Ausschreibungen, um die Realisierungswahrscheinlichkeit der Projekte zu erhöhen und den europäischen Wertschöpfungsanteil zu stärken. Das WindSeeG muss daher noch in diesem Jahr dringend angepasst werden“, urteilten die Branchenorganisationen im Hinblick auf das 2022 reformierte Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG).

Das künftige Ausschreibungsdesign müsse „den Druck auf Lieferkette und Strompreis reduzieren“, erklärten die Verbände außerdem. Sie forderten die Wiedereinführung und Ausweitung sogenannter qualitativer Kriterien in die Ausschreibungsregeln, um Wertschöpfung durch europäische Unternehmen belohnen und fördern zu können.

Hier finden Sie die Halbjahresstatistik zum Offshore-Windenergieausbau in Deutschland für den Zeitraum Januar bis Juni 2023 der Deutsche Windguard.