Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Ausschreibung in Chile

Andenstaat macht Wind

Das Ministerium für staatliche Liegenschaften hat in der nordchilenischen Region Antofagasta drei staatliche Flächen für Windenergieprojekte im Leistungsbereich zwischen 40 und 150 Megawatt (MW) ausgeschrieben. Die Projektstandorte liegen 1.400 bis 2.500 Meter über dem Meeresspiegel und sollen über gute Wind- und Netzanschlussbedingungen verfügen. Bewerbungen um zwei der drei Projektstandorte sind bis zum 27. September möglich. Die Teilnahmefrist für das erste Projekt endet schon voraussichtlich am 14. Mai. Es gibt allerdings auch noch eine Option zur Verlängerung dieser Frist.

Besondere Windbedingungen

Das Ministerium stellt allen Interessenten die Ausschreibungsunterlagen sowie Windmessdaten für die Regionen online zur Verfügung. Die Windmessdaten hat das Energieministerium in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH zwischen 2009 und 2011 auf bis zu 80 Meter Höhe erhoben. Dabei wurde an einigen Standorten eine höhenabhängige Profilumkehr des Windes festgestellt — dort erreichte die Windgeschwindigkeit ihr Maximum teilweise schon bei 40 bis 50 Metern um danach wieder leicht abzunehmen, was gegebenenfalls Einfluss auf die richtige Wahl der Leistungsklasse und Nabenhöhe hat.

Bereits im letzten Jahr hatte die chilenische Regierung zwei Windflächen mit je maximal 100 MW ausgeschrieben, von denen laut GIZ jedoch nur ein Projekt mit 99 MW den Zuschlag erhalten hat. Neben der Bewerbung um Flächen, die von der Regierung ausgewiesen wurden, haben Windparkplaner die Möglichkeit unabhängig eigene Projekte ohne staatliche Unterstützung zu planen. Ein Großteil der bisher in Planung befindlichen Leistung von insgesamt 3,3 Gigawatt geht auf diese Form der Projektierung zurück. Knapp 2,3 Gigawatt haben davon bereits die Umweltverträglichkeitsprüfung erhalten. Zum Vergleich: Ende 2010 lag die chilenische Projektpipeline für Windenergievorhaben noch bei insgesamt 2156 MW, wovon knapp zwei Gigawatt genehmigt waren. “Ob jedes genehmigte Projekt allerdings wirklich umgesetzt wird, ist nicht sicher, da die Genehmigung bei mehreren Vorhaben schon seit einigen Jahren vorliegt”, räumt Marlen Görner, GIZ-Mitarbeiterin in Chile ein.

Vergütung netzabhängig

Da die chilenische Regierung den eingespeisten Windstrom nicht finanziell fördert, muss er entweder über feste Stromlieferverträge oder den Spotmarkt vertrieben werden. Eine Besonderheit beim Verkauf auf dem Spotmarkt bildet die chilenische Stromnetzlandschaft mit eigenen Stromhandelsplätzen: Das Land ist von Norden nach Süden in zwei voneinander getrennte Übertragungsnetze — das nordchilenische SING-Netz und das zentrale SIC-Netz — sowie mehrere kleine Inselnetze unterteilt. Die ausgeschriebenen Regionen fallen in den Bereich des nördlichen SING-Netzes. Während sich der SIC-Spotmarkt 2011 relativ konstant zwischen 150 und 240 US-Dollar pro Megawattstunde (umgerechnet rund 115 — 180 Euro) bewegte, schwankte das Strompreisniveau im SING etwa zwischen 70 und 130 US-Dollar pro Megawattstunde (umgerechnet rund 53 bis 100 Euro).

Unter den nicht konventionellen erneuerbaren Energiequellen (ERNC) liegt die Windenergie mit aktuell 185 Megawatt — sechs MW sind zurzeit im Bau — an dritter Stelle. Rang eins belegt mit 253 Megawatt die Bioenergie, gefolgt von der kleinen Wasserkraft, die es mit Einheiten von je maximal 20 MW auf eine Gesamtleistung von 245 MW bringt. Ende 2010 hatten die ERNC im gesetzlich definierten Berechnungsmodell einen Anteil von 7,7 Prozent an den Stromverkaufsverträgen, die seit Mitte 2007 abgeschlossen wurden. “Heute liegt er etwas niedriger, da im letzten Jahr mehrere konventionelle Kraftwerke an das Stromnetz angeschlossen wurden”, sagt Görner. Doch bleibt den Energielieferanten noch ein Puffer, denn die gesetzliche ERNC-Quote liegt derzeit bei fünf Prozent. Wird sie dennoch nicht erbracht, müssen die Versorger Strafen zahlen. Nach aktueller Gesetzeslage soll die Quote erneuerbaren Stroms erst ab 2015 in jährlich halbprozentigen Schritten auf zehn Prozent bis 2024 steigen. Doch das könnte sich bald ändern, denn die Regierung hat bereits eine Erhöhung dieser Quote angekündigt — erste Gesetzesinitiativen untermauern dieses Vorhaben.

(Denny Gille)