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Direktvermarktung

BMW-Werk lässt Windkraft ran

Das Projekt darf als Vorzeigemodell von WPD AG und BMW AG gleichermaßen bezeichnet werden. Für ein ähnliches Modell errichtet WPD bisher auch in Bremerhaven einen Windpark auf Gewerbegelände, allerdings sind dort mehrere Abnehmer im Gespräch. Die vier BMW-Windparkanlagen mit 100-Meter-Rotor werden laut Nordex-Pressesprecher Felix Losada einen direkten Werksanschluss haben und über eine BMW-eigene so genannte Mittelspannungswerksverteilung den Strom fließen lassen. Dabei werden die Anlagen bereits auf den von Nordex für die neue Binnenlandanlage N117 entwickelten 140-Meter-Türmen errichtet. Die Turbinen produzierten in dieser Höhe verglichen mit dem bisher in der Branche üblichen 100-Meter-Standard-Turm um bis zu 20 Prozent mehr Energie pro Jahr.

Die höheren Türme dienen damit einem wesentlichen Ziel des Leipziger Direktvermarktungsmodells: Der Strom soll mit einer erhöhten Verlässlichkeit produziert werden, die Volllaststundenzahl vergleichsweise steigen. Jedes Windrad soll so mit der erzeugten Jahresmenge Strom näher an das technisch erreichbare Maximum kommen – in diesem Fall wären das bei vollem ganzjährigem Wind 87 Gigawattstunden. Dass Nordex dazu nicht die neuen 2,4-Megawatt-Anlagen mit 117-Meter-Rotor aufstellt, die mit längeren Flügeln mehr Wind einfängt, liegt an der bereits langen Vorplanung. Zudem, so erklärt Felix Losada, habe die Flughafennähe des Werksgeländes eher gegen die höher ausgreifenden N117 gesprochen. Sicherheitsbedenken gegen höhere Bauten aufgrund des Start- und Landeverkehrs hätten gegen ein „Umswitchen auf N117“ gesprochen.

Laut Losada kommen WPD und Nordex bei dem Werkswindpark auch ohne besondere technische Einrichtungen aus, um den Windstrom mit guter Sinuskurvenqualität an den Kunden zu bringen. Die so genannten vom Gesetzgeber verlangten Systemdienstleistungen zur Sicherung von Netzspannung und Netzfrequenz sowie zur Vermeidung von ungewollten Schwingungen im Stromfluss könnten mit der üblichen  Leistungselektronik bewältigt werden. Lediglich besondere Vorkehrungen zum Schutz des Werksnetzes bei Kurzschlüssen würden getroffen, sagte Losada zu ERNEUERBARE ENERGIEN.

"Werkeigene Versorgung ein wichtiger Absatzmarkt"

„Die werkeigene Versorgung von großen Industriebetrieben ist ein neuer und wichtiger Absatzmarkt für unsere Branche. Deshalb bin ich glücklich, dass uns WPD für das Projekt bei BMW ausgewählt hat“, sagte Lars Bondo Krogsgaard, Vorstand der Nordex SE. Nordex hatte bereits 2002 Windturbinen auf einem Raffinerie-Gelände in den Niederlanden zur dortigen Versorgung errichtet. Windturbinen entlang oder auf Strecken und Flächen von bereits bebauten Infrastruktureinrichtungen wie Häfen, Straßen, aber auch auf Industrieflächen sind in Deutschland keine Massenerscheinung. Dennoch sind sie aufgrund des zunehmenden Flächenverbrauchs der Windkraft sowie aufgrund des Ausbaubedarfs der Netze ein in der Branche diskutierter Weg. Die Direktversorgung eines Werks belastet zum Beispiel nicht unmittelbar das öffentliche Stromnetz.

Der Münchner Autobauer BMW wird mit den vier Nordexwindrädern den kompletten Strommengenbedarf für die beiden Autoserien decken können. Bei Windflauten erhalte BMW in Leipzig dann aber auch Grünstrom aus dem Netz, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Dies sei über einen Lieferanten regenerativ erzeugten Stroms abgesichert. Die 25 Gigawattstunden aus dem Nordex-Windpark reichen allerdings nicht für die gesamte Produktion in Leipzig: Insgesamt benötigte das auch andere Autoserien produzierende Werk Leipzig zum Beispiel 2011 rund 110 Gigawattstunden Strom.

(Tilman Weber)