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Hoffnungen der Windkraftwirtschaft auf mehr Turbinenerrichtungen stagnieren

Wie die halbjährlich von der internationalen Branchenleitmesse Wind Energy Hamburg und dem Institut Windresearch von Akteuren der Windkraft abgefragten Selbsteinschätzungen als jüngste Lagebestimmung ergab, sackten die langjährigen Barometerkurven für beide Regionen fast gleichermaßen und auf dasselbe Niveau ab. Bezogen auf Deutschland kommt die ermittelte Stimmung der Windenergiebranche auf ihren womöglich nur noch sechstbesten Wert. Rückblickend stagniert das Wetix genannte Barometer damit nun noch auf einem vor drei Jahren erreichten, gehobenen und von leichten Auf- und Abschwüngen geprägten Stimmungsplateau, was die deutsche Onshore-Windkraft betrifft. Sie hat aber nun den unteren Rand dieser Hochphase erreicht. Auch in Bezug auf den gesamten europäischen Windenergiemarkt inklusive Deutschlands ergibt sich dasselbe Bild, wobei erstmals seit der ersten Wetix-Erhebung im zweiten Quartal 2018 der Onshore-Windenergie-Deutschlandtrend den Onshore-Windenergie-Europatrend wenn auch nur ganz leicht untertraf.

Auch mit Blick auf die beiden anderen wichtigen großen Windkraft-Onshore-Weltregionen Asien und Nordamerika ist die Marktstimmung auf dem Abwärtspfad, wobei die bisher immer den Wetix dominierende Asienkurve von oben kommend steiler abfällt als die Onshore-Windkraft-Deutschland- oder die Onshore-Windkraft-Europa-Kurve. Erstmals kommt der Ausblick auf den asiatischen Markt hierbei kaum noch über die Deutschland- und die Europamarktkurve hinaus. Einen Stimmungssturz lassen die befragten Teilnehmenden des Wetix aber für den nordamerikanischen Markt erkennen. Die Perspektive auf diesen Markt fällt erstmals in den negativen Indexbereich. Sie ist demnach sogar im Vergleich zur ersten Erhebung von 2018 nun deutlich schlechter.

Bisher hatte nur der deutsche Onshore-Windenergiemarkt einen Einbruch in den Negativbereich erlebt, infolge des damaligen Einbruchs der Turbineninstallationen von 2018 auf 2019. Diesem war ein übergangsloser Systemwechsel vorausgegangen. Auf die Vergütung durch einheitliche, gesicherte, im Vergleich zum freien Stromhandel erhöhte Einspeisetarife war die Vergütung 2018 auf Basis der Ergebnisse von Ausschreibungen gefolgt. Wer als Windparkentwickler die Einspeisungen zu den niedrigsten Tarifen anbot, gewann nun den Zuschlag. Erst im zweiten Quartal 2022 war die deutschlandbezogene Stimmungskurve für den Onshore-Windparkbau wieder über den Startwert des Deutschland-Onshore-Wetix gesprungen – und bewegt sich seither auf dem jetzigen höheren Niveau.

Mit Blick auf den globalen Windenergiemarkt bewerten die in Deutschland tätigen Akteure wie auch alle anderen teilnehmenden Akteure die Lage gleichfalls schlechter als ein halbes Jahr zuvor und auf einem Niveau am unteren Rand eines seit dem zweiten Quartal 2022 anhaltenden gehobenen Stimmungsniveaus. Und wenn es speziell um die kurzfristige Erwartung zur Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten geht, erreicht der auch in diesem Bereich mäßig fallende Onshore-Windkraft-Deutschland-Wetix erstmals den Wert der teilnehmenden Befragten aus Asien.

Auch eine der Ursachen macht die Branchen-Befragung deutlich. So gingen alle weltweit am jüngsten Wetix Teilnehmenden im Durchschnitt von 2,8 Jahren als üblichen Verzögerungen ihrer Windparkprojekte aufgrund von Netzbauengpässen aus. Allerdings unterscheidet Trendresearch in der eigenen Präsentation des jüngsten Wetix-Ergebnisses hier nicht zwischen Antworten zu Projekten für Windparks an Land und zu Offshore-Windpark-Projekten. Das Gros der Befragten erwartet on- wie offshore Verzögerungen um zwei Jahre, was 28,8 Prozent der Befragten antworteten, oder um drei Jahre, was 32,5 Prozent der Teilnehmenden antworteten. Und während nur 12,4 Prozent von nur einem Jahr oder gar keiner Verzögerung des Netzanschlusses ausgingen, fürchteten zusammen 26,3 Prozent sogar eine Verzögerung um vier bis fünf Jahre.

Auch die Einsparpotenziale bei den Kosten durch Fortschritte in der Turbinentechnologie für Windparks an Land schätzen die Befragten nun erkennbar geringer ein. Möglicherweise geht diese Selbsteinschätzung damit einher, dass die Branchenakteure aktuell zwar weiterhin die Entwicklung von immer größeren und leistungsstärkeren Windturbinen erwarten. Doch seit dem vierten Quartal 2023 bleibt die Einschätzung der künftigen mittleren Anlagennennleistung von neu errichteten Windenergieanlagen auf einem Wert von 8,5 Megawatt (MW) pro Turbine stehen und erhöhte sich nicht mehr. Aktuell hat die Branche einen Onshore-Windturbinen-Mittelwert bei Neuinstallationen von rund 6 MW erreicht und dürfte sich nun vorerst auf den 7-MW-Mittelwert zubewegen, da dies den aktuell höchsten Nennleistungen der Windenergieanlagen hiesiger Hersteller entspricht. In China erreichen Prototypmodelle für Windparks an Land allerdings häufig bereits die 8- oder 9-MW-Grenze.

Das Gros der teilnehmenden Akteure des jüngsten Wetix für das zweite Quartal 2025 kam übrigens von Planungs- und Projektierungsunternehmen, Komponenten- und Windturbinenherstellern sowie Windparks betreibenden oder Windparkinstandhaltungsunternehmen. Zwei Drittel der Unternehmen, aus denen die Antwortenden kamen, waren europaweit tätig.

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