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Streit ums EEG

Windkraft gegen (Offshore-)Windkraft

„Bürger haben die Wahl: Teure Projekte außerhalb der Sichtweite oder kostengünstige Windstromproduktion vorrangig aus ihrer Region“, warnte der LEE-NRW in einem Mitte der ersten Juniwoche bundesweit versandten Schreiben. Die Politik müsse stärker „den Aspekt der Kosteneffizienz in den Vordergrund“ stellen, forderte das Bündnis. Sie müsse zudem „die Öffentlichkeit transparent über die finanziellen Aufwendungen für die Offshore-Windenergie informieren und angesichts der immensen Höhe energischer auf den Ausbau der Windenergie an Land setzen“, erklärte die mit dem Bundesverband Windenergie (BWE) gewöhnlich eng zusammenarbeitende Interessenvertretung.

Reaktion auf Angriffe auf das EEG

LEE-NRW will die Warnung als Antwort auf den jüngsten Vorstoß des Bundeswirtschaftsministers Philipp Rösler verstanden wissen. Der FDP-Politiker hatte am Freitag, dem 1. Juni, in einem Zeitungsinterview angekündigt, dass eine Lösung ungeklärter Haftungsprobleme bei verspäteten oder nicht funktionierenden Anschlüssen von Offshore-Windparks bevorstehe. Mit dem Umweltministerium wolle sich sein Haus bis zur Sommerpause noch über Restfragen einigen. Wie jetzt schon sichtbar wird, will die Regierung ab dem 15. Tag Entschädigungszahlungen an Meereswindparkbetreiber für Erzeugungsausfälle mit einer Haftungsquote von 80 Prozent garantieren. Die Netzbetreiber müssen das Geld an die Offshore-Windparks abliefern – können es sich nach den Plänen allerdings größtenteils mit einer Umlage bei den Stromkunden zurückholen.

Einen Zusammenhang zur Windenergie an Land stellte der Wirtschaftsminister unmittelbar nach dem Wochenende selbst her. Der FDP-Politiker, der Offshore-Windenergie schon mal als „zentraler Baustein des Umbaus der Energieversorgung“ bezeichnet, mahnte am Montag in einer Rede eine Debatte um den Fortbestand des deutschen Erneuerbaren-Einspeisegesetzes EEG an. „Da müssen wir uns tief in die Augen gucken: Wollen wir das bezahlen oder wollen wir das eine oder andere im System ändern“, sagte Rösler zu dem bisher die Einspeisung von Strom aus Solaranlagen und Windparks an Land bestimmenden Vergütungssystem. Auch Bundespräsident Gauck warnte am selben Tag vor einer „Planwirtschaft“ der Energiewende.

Statt einer „kosteneffiziente(n) Umsetzung der Energiewende“ verfolge die Bundesregierung den gegenteiligen Ansatz, sagte der LEE-NRW-Vorsitzende Andreas Düser.

Offshore-Verband WAB: Branche steht am Anfang einer Lernkurve

Beim Offshore-Windkraft-Bündnis WAB in Bremen registriert der Geschäftsführer Ronny Meyer „seit einiger Zeit“ zunehmende Angriffe aus der traditionellen deutschen Windparkbetreiberszene. Die Argumente seien dieselben wie vor 20 Jahren gegen die Windkraft an Land, als diese technologisch gestartet sei. Nun stehe die Meereswindkraft aber am Anfang einer Lernkurve. Auch sie werde ihre Erzeugungspreise im Verlauf der Zeit senken können, sagte Meyer zu ERNEUERBARE ENERGIEN. Die vergleichsweise hohe EEG-Vergütung für Windstrom vom Meer mit 15 Cent pro Kilowattstunde (kWh) relativiere sich bei genauerer Rechung. Die Reduzierung der Offshore-Vergütung auf nur 3,5 Cent pro kWh nach zwölf Jahren Windparklaufzeit verglichen mit der an Land häufig üblichen Vergütung von 8,9 Cent über 15 Jahre und einer Absenkung auf noch fast fünf Cent pro kWh mache Offshore kaum teurer. Zugleich erziele die Meereswindkraft „überragende Volllaststundenmengen“, wie der Windpark Alpha Ventus zeige.

An die Adresse der auf Installationen an Land ausgerichteten mittelständischen und kleineren Windparkbetreiber gerichtet verweist der WAB-Geschäftsführer zudem auf eine von der WAB iim März veröffentlichte Studie des Wirtschaftsberatungsunternehmens Pricewaterhouse Coopers. Es hatte ermittelt, dass Nordrhein-Westfalen mit den dort ansässigen kleineren und größeren mittelständischen Industrie-, Beratungs- und Ingenieurfirmen den größten Teil der Wertschöpfung des deutschen Offshore-Windkraftausbaus einstreiche. Im wesentlichen verbleibe eine nur acht- bis neunprozentige Rendite bei den Energiegroßkonzernen – dafür dass sie den Großteil deutscher Meereswindparks betreiben werden. Meyer räumte ein, ein gemeinsames Vorgehen mit der Windkraft an Land gebe es nicht. Seine Organisation habe „selbstverständlich aus unserer Sicht“ gegen Röslers jüngsten Vorstoß protestiert.

(Tilman Weber)