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Vestas

Weltmarktführer springt weit, dank USA

Dank der guten Geschäftszahlen erwartet das Unternehmen aus Randers nun sogar ein neues Spitzenniveau des Umsatzes von acht Milliarden Euro im Gesamtgeschäftsjahr 2015. Auf diese Aussicht erhöhte das Vestas-Spitzenmanagement bei der Vorstellung der Bilanz am Donnerstag von der bisherigen Zielmarke von 7,5 Milliarden Euro. Das würde eine Steigerung des bisherigen Umsatzrekords aus dem Jahr 2012 von 7,2 Milliarden Euro um mehr als zehn Prozent bedeuten. Die von dem schwedischen CEO Anders Runevad eingeleitete Erholung des Weltmarktführers nach dessen Berufung im Sommer 2013 zeitigt damit scheinbar eine Erholung, die sich fast als „Selbstläufer“ vollzieht – wie die Wirtschafts-Wochenzeitung Handelsblatt bei Bekanntwerden der Daten sofort kommentierte.

Runevad ist es offenbar vor allem gelungen, die nicht mehr wirtschaftlichen Strukturen und Produkte des Konzerns umzumodeln. Das gelang mit Konzentrationen der Fertigung, Änderungen in den Vertriebsstrukturen und der schnellen Neuentwicklung profitablerer höherpreisiger Anlagen mit besserer Effizienz. So verdoppelte sich der Netto-Profit im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr von 102 auf 206 Millionen Euro. Im Vergleich der ersten neun Monate bis Ende September stieg der Gewinn von 198 auf 387 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im gesamten Fiskaljahr 2014 erzielte Vestas inklusive des traditionell starken vierten Geschäftsquartals einen Profit von 392 Millionen Euro. Der Quartalsumsatz betrug 2,1 nach 1,8 Milliarden Euro im Vergleichsquartal 2014. So hat Vestas bis Ende September schon knapp 5,4 Milliarden Euro eingenommen nach etwas mehr als 4,4 Milliarden Euro der ersten drei Quartale des Jahres 2014.

Die Auftragseingänge nahmen gemessen am Euro-Volumen sogar um 50 Prozent im Vergleich beider Jahre zu: Von 1,0 auf 1,5 Milliarden Euro im Quartalsvergleich beziehungsweise von 3,7 auf 5,8 Milliarden Euro im Vergleich der jeweils ersten neun Monate des Jahres.

Erfolg vor allem Dank wiedererstarkenden US-Markts

Doch die regionale Verteilung des Erfolgs zeigt, dass auch beim wieder auf vollen Touren agierenden Weltmarktführer deswegen noch nicht alles im Lot ist. Denn das gute Jahr ist überwiegend dem wiedererstarkenden US-Markt zu verdanken. An diesem Kuchen hat Vestas sich einen gewaltigen Anteil abgeschnitten. So hat Vestas allein im dritten Quartal Anlagen mit einem Kapazitätsvolumen von 1.155 Megawatt (MW) für den amerikanischen Markt produziert und bereits auf die Reise geschickt. In ganz Europa wozu mit Deutschland und Großbritannien gleich zwei Märkte in der jüngeren Vergangenheit das gesicherte Potenzial zu dauerhaft mehreren Gigawatt jährlicher Installationen hatten, konnte Vestas mit 1.166 MW nicht mehr Erzeugungskapazität an die Baustellen schicken. Bei den tatsächlichen Übergaben der Windparks, ab derer die Turbinen komplett in die Verantwortung des Investors oder Projektierers übergeben worden sind, fällt der Trend noch mehr auf: Gut ein Gigawatt brachte Vestas in den USA ins Feld, 838 MW nur in Europa. In ganz Asien waren es sogar nur 52 MW im vergangenen Quartal.

Dieser Trend hält zumindest schon seit 2014 an – wenn er sich nicht sogar 2015 noch verstärkt zu haben scheint. In Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Schweden waren die Übergaben gemessen nach Kapazitätsvolumen im Quartalsvergleich sogar zurückgegangen. Lediglich in den zwei restlichen der derzeit noch wichtigen europäischen Windkraftnationen, in der Türkei und in Polen, hatte Vestas mit 146 und 89 MW mehr ins Feld gebracht wie im Quartal ein Jahr zuvor (64 und 65 MW). Und umgekehrt war der Erfolg in Amerika fast ausschließlich auf die USA konzentriert, wo Vestas glatt ein Gigawatt (GW) in die Windparks brachte. Zum Vergleich: Im konjunkturell für die Windbranche in den USA schwachen gesamten Vorjahr 2014 hatte Vestas dort nur 2,3 GW installiert.

Vestas: Signale für neue Offensive in Asien und Europa

Allerdings mag dies nur eine Momentaufnahme sein. Denn bei den Windparks im Bau erhöhte sich das Volumen gemessen in Leistungseinheiten in Europa sogar noch ein wenig mehr, als in Amerika: um 25 Prozent hier und um 18 Prozent dort. Zudem ist bei Vestas zu vernehmen, im wichtigen Kernmarkt Deutschland beispielsweise sei die statistische Delle der Übergangsphase zwischen zwei Anlagengenerationen geschuldet. So seien bereits viele der neuesten Binnenland-Großrotoren mit 3,3 MW Leistung bestellt. Aufgrund der erst hochfahrenden Serienproduktion dieser Anlagentypen stehe hier die Belieferung mehrere Projekte noch aus. Mit der neuesten Entwicklung einer 3,45-MW-Anlage mit 136-Meter-Rotor speziell für das deutsche Binnenland – pünktlich zur Einführung der hierzulande bevorstehenden Ausschreibungen – werde Vestas Marktanteile zurückerobern, heißt es.

Außerdem meldete Vestas zeitgleich mit den neuen Quartalszeilen auch an, dass das Unternehmen eine Rotorblattfabrik in Indien bauen will. Ein neuer Angriff in Asien also: auf dem nach China zuletzt neu aufblühenden zweiten Wachstumsgroßmarkt des Kontinents. Einen Tag nach Präsentation der Geschäftsbilanz meldete Vestas außerdem einen 200-MW-Auftrag für die effizienzoptimierten Binnenlandturbinen der Zwei-MW-Klasse, V110 und V100.

(Tilman Weber)