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Wiederaufnahme Energiewende

Spanien vor Drei-Gigawatt-Ausschreibung?

7,4 Prozent finanzielle Erträge soll Spaniens Energieminister Ende Februar den Investoren der zweiten Ausschreibungsrunde des Landes zugesagt haben – so hat es jedenfalls der britische Branchenanalysedienst Bloomberg New Energy Finance mitgeschrieben: Das Land werde den Investoren „eine akzeptable Rendite von 7,4 Prozent“ garantieren, habe Álvaro Nadal in einem E-Mail-Statement am 22. Februar erklärt, informiert jetzt Bloomberg New Energy Finance.

Nadal äußerte sich so vor dem Hintergrund einer bevorstehenden großen Ausschreibungsrunde, die in diesem Jahr eine Kapazität von drei Gigawatt (GW) erneuerbarer Energien technologieneutral für Projektierungen freigeben soll. Die Teilnehmer der Auktion sollen anbieten, mit wie wenig finanzieller Unterstützung durch den Staat als Ausgleich für die niedrigen Markt- beziehungsweise Börsenstrompreise sie bei ihren Projekten auskommen wollen. Ursprünglich hatte die Auktion in zwei Teilen erfolgen sollen. Außerdem war sie bereits für das erste Quartal 2017 in Aussicht gestellt. Nun heißt es aus Madrid, dass eine gemeinsame Drei-GW-Auktion für Erneuerbare-Energien-Projekte jeder Art wohl erst im zweiten Quartal erfolge – möglicherweise sogar später. Madrid sieht für die Auktion vor, dass hierbei Investoren mit Wind-, Solar- und Bioenergie-Projekte direkt gegeneinander antreten werden.

Wie sicher der Wiederanschub der Erneuerbare-Energien-Förderung oder überhaupt des Ausbaus der Erneuerbaren im ehemaligen Regenerativ-Energie-Musterland Europas stattfinden wird, kann derzeit wohl noch niemand voraussagen. 2016 hatte Madrid nach einem ab 2008 stufenweise aber heftig verlaufenen Ausstieg aus der Unterstützung der nationalen Energiewende einen ersten Tender mit 500 Megawatt (MW) für Windkraft und 200 MW für Bioenergie organisiert. Infolge der in den Jahren nach 2008 stufenweisen und sogar rückwirkenden Förderkürzung war der Ausbau der Erneuerbaren im Land gänzlich zum Stillstand gekommen. Die ursprüngliche Förderung der Erneuerbaren in Spanien bestand aus einem System mit garantierten und festen Einspeisevergütungen. Madrid hatte die Förderung eingestellt, nachdem das Land infolge der internationalen Bankenkrise sich stark verschuldet hatte und der Druck auf Spanien aus der Europäischen Union zu strikten Kürzungen staatlicher Ausgaben gewachsen war.

Die erste Ausschreibung fand Anfang 2016 statt – und lieferte ein ungewöhnliches Ergebnis: Dreiviertel des Volumens von insgesamt 700 MW ging an eine einzige Investorengruppe: Ein eher kleineres mittelständisches Unternehmen namens Forestalia sowie ein weiteres Unternehmen, die beide von einem Brüderpaar geführt werden, sicherten sich die Rechte am Bau von 402 MW Windkraft und 108,5 MW Biomasse in der Region Aragón. Diese gilt als sehr windhöffig. Das Besondere am Ergebnis: Die Unternehmen boten den erwarteten Strom aus ihren Projekten für einen Null-Zuschuss an. Sie verzichteten auf jede Förderung, weil die Windkraft in der windhöffigen Region Aragón sich allein am Markt gewinnbringend vermarkten lasse, behaupteten die Investoren hinterher. Dass sie überhaupt an der Ausschreibung teilgenommen und nicht ihre Projekte unabhängig von der Ausschreibung bauen wollten – was das Gesetz als Möglichkeit einräumt – begründeten sie mit einer politischen Botschaft: Sie hätten zeigen wollen, was möglich ist.

Spanien hat einen hohen Windenergieanteil an der Stromversorgung von bis zu 20 Prozent. Allerdings gerät das der Europäischen Union zugesagte Ziel für 2020 in Gefahr, das einen Anteil regenerativer Energien an der gesamten Energieversorgung beziehungsweise des Bruttoendenergieverbrauchs bis zum Ende dieses Jahrzehnts von ebenfalls 20 Prozent verlangt. Madrid selbst ging in einem eigenen Szenario im Jahr 2015 noch davon aus, dass bis dahin fast 6.500 MW zusätzliche Windkraft installiert werden müsste, um das 20-Prozent-Ziel zu schaffen.

So bleibt abzuwarten, inwiefern Spanien seine Ankündigungen eines Neustarts der Erneuerbaren-Förderung nun tatsächlich ernsthaft umsetzt – und Projekte wie die Null-Prozent-Fördersieger aus Aragón wirklich gebaut werden. Übrigens: Die von Energieminister Nadal laut Bloomberg New Energy Finance gemachte Zusage einer Rendite von 7,4 Prozent ist nur die Bestätigung eines königlichen Dekrets aus dem Jahr 2014, das dieselbe Garantie vorsah.

(Tilman Weber)