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Windenergie / Bilanz erstes Halbjahr 2011

Deutsche Windindustrie erholt sich leicht

Der heimischen Windindustrie geht es wieder besser: Von Januar bis Juni 2011 sind in Deutschland 356 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 793 Megawatt (MW) neu installiert worden. Das ergab eine aktuelle Herstellerbefragung des Deutschen Windenergie-Institutes (DEWI). Damit wurden im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres 133 MW oder knapp 17 Prozent mehr aufgestellt. Insgesamt waren Ende Juni 2011 in Deutschland 21.917 Windkraftanlagen mit 27.981 MW Leistung installiert. Auf hoher See wurden in der ersten Jahreshälfte fünf Windräder mit einer Leistung von 25 MW installiert. Damit produzierten Mitte 2011 insgesamt 54 Offshore-Windenergieanlagen Strom mit einer Gesamtleistung von 210 MW. Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr gab es auch beim Repowering, dem Austausch alter gegen neue und leistungsstärkere Anlagen. Nach der DEWI-Erhebung konnten im ersten Halbjahr 25 Windenergieanlagen mit zusammen gut 21 MW durch 13 Anlagen mit knapp der doppelten Gesamtleistung ersetzt werden.

Prognose für das laufende Jahr: 1800 MW Neuinstallation in Deutschland

Damit zeigten die Bereiche Offshore und Repowering auch 2011 eine verhaltene Entwicklung. „Die Zahlen deuten darauf hin, dass der Heimatmarkt nach dem Einbruch des vergangenen Jahres leicht anzieht und wieder das Niveau von 2009 erreicht“, sagte Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE). Die Bundesländer hätten signalisiert, dass sie das vorhandene Windenergiepotenzial nutzen wollten. Jetzt käme es darauf an, dass die Bundesregierung ihre Ausbauziele an Land nach oben korrigiere, fügte er hinzu. Für das gesamte Jahr 2011 rechnen BWE und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auf dem Inlandsmarkt mit einer Steigerung auf rund 1800 MW gegenüber 1551 MW im Vorjahr.

Niedersachsen ist und bleibt Windland Nummer 1 in Deutschland

Nach Bundesländern aufgeschlüsselt ergibt sich folgendes Bild: Niedersachsen ist sowohl mit gut 6797 MW installierter Gesamtleistung als auch mit im ersten Halbjahr ans Netz gebrachten knapp 150 MW nach wie vor Windland Nummer 1. Bei den Neuinstallationen folgen auf den Plätzen zwei bis fünf Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Ganz hinten landeten – von den Stadtstaaten einmal abgesehen – Sachsen, Baden-Württemberg und schließlich das Saarland, in dem in den ersten sechs Monaten gar kein Windrad aufgestellt wurde.

Deutsche Hersteller 2010 mit geringerer Exportquote und kleinerem Weltmarktanteil

Mit der Produktion von Windenergieanlagen in Deutschland erzielten die Hersteller 2010 insgesamt etwa 4,97 Milliarden Euro Umsatz, ermittelten BWE und VDMA. Erstmals haben Hersteller aus Deutschland substanzielle Umsätze auf dem Heimatmarkt auch im Bereich Offshore-Windenergie erzielt. Auf die Exportmärkte entfielen etwa 3,27 Milliarden Euro. Die Exportquote betrug somit 2010 rund 66 Prozent, vier Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. „Nach Jahren hoher Zuwächse mussten die Windanlagenhersteller entgegen dem klaren Wachstumstrend im Maschinen- und Anlagenbau 2010 einen Umsatzrückgang von fünf Prozent gegenüber 2009 verkraften“, sagte VDMA-Geschäftsführer Thorsten Herdan. Diese Zahlen spiegelten die Situation des Weltmarkts wider. Mit 4,1 Prozent der Installationen und 4,9 Prozent der Investitionen hat der deutsche Markt nur noch einen kleinen Anteil am Weltmarkt. Der europäische Markt blieb dagegen weitgehend stabil. Nach der Halbierung des US-Markts im Jahr 2010 hat sich China mit 50 Prozent Zuwachs mit großem Abstand als global stärkster Markt etabliert. Für die deutschen Hersteller ist China jedoch aufgrund von Marktbarrieren ein schwieriges Terrain.

DEWI - Entwicklung jährlich installierte WEA-Leistung inkl. 1. HJ 2011 | Entwicklung der jährlich installierten Leistung: Der Zuwachs an Windrädern liegt nach einem Einbruch im Vorjahr aktuell wieder auf dem Niveau der Jahre 2008 und 2009. - © Grafik: DEWI
DEWI - Entwicklung jährlich installierte WEA-Leistung inkl. 1. HJ 2011 | Entwicklung der jährlich installierten Leistung: Der Zuwachs an Windrädern liegt nach einem Einbruch im Vorjahr aktuell wieder auf dem Niveau der Jahre 2008 und 2009.

Etwas positiver äußerten sich die beiden Verbände zu den Aussichten für das kommende Jahr. „Die EEG-Novelle 2012 schafft im Bereich der Windenergie an Land Kontinuität. Bundesrat und Bundestag haben dafür gesorgt, dass es in diesem Bereich nicht zu massiven Einschnitten in der Vergütung gekommen ist“, sagte BWE-Präsident Albers. Damit könne der Windenergieausbau in Deutschland zumindest kontinuierlich weitergehen. Wenn Potenziale zunehmend auch im Binnenland genutzt werden sollen, müsse die Politik dort nachlegen.

Offshorewindenergie wird ab 2012 zum Milliardenmarkt

Für die noch junge Offshore-Windindustrie werden die Rahmenbedingungen am Heimatmarkt verbessert. Das schaffe Investitionssicherheit in der für Projekte dieser Größenordnung wichtigen Startphase. Allein in Deutschland seien Projekte mit einem Volumen von über 2000 MW vertraglich abgesichert, was einem Projektvolumen von über sechs Milliarden Euro entspreche, sagte VDMA-Geschäftsführer Herdan. „2011 ist Offshore-Windenergie auch für Windradhersteller aus Deutschland bereits ein Exportgeschäft und wird ab 2012 zum Milliardenmarkt.“ Nach stagnierenden und teilweise zurückgehenden Umsätzen im Vorjahr ziehen 2011 nicht nur die Auftragseingänge wieder an, sondern auch die europa- und weltweiten Installationen, so dass der Weltmarkt dieses Jahr wieder im einstelligen Bereich wachsen kann.

Die wichtigsten Zahlen im Überblick

Deutsche Windindustrie 2010:

- Umsatz der Windkraftanlagenhersteller in Deutschland: 4,97 Mrd. Euro (2009: 5,25 Mrd. Euro)
- Investitionen in Windenergieanlagen in Deutschland: 1,76 Mrd. Euro (2009: 2,17 Mrd. Euro)
- Exportquote der deutschen Windenergieanlagenhersteller: 66 Prozent (2009: 70 Prozent)
- Direkte und indirekte Windbranchen-Arbeitsplätze in Deutschland: 96.100 (2009: 100.000)

Inlandsmarkt 1. Halbjahr 2011:

- Neue Windenergie-Kapazitäten in Deutschland insgesamt: 793,06 MW
- Davon neue Offshore-Kapazitäten: 25 MW (damit am 30.06.2011 insgesamt 210,3 MW)
- Repowering: 42 MW (abgebaut: 21,3 MW)
- Gesamte Windenergie-Kapazität in Deutschland per 30.06.2011: knapp 27.981 MW

Top-5-Bundesländer in Bezug auf installierte Gesamtleistung am 30.06.2011 (in MW / gemäß DEWI):

  • Niedersachsen 6797,19
  • Brandenburg 4459,48
  • Sachsen-Anhalt 3578,26
  • Schleswig-Holstein 3146,57
  • Nordrhein-Westfalen 2995,06
  • Top-5-Bundesländer in Bezug auf installierte Leistung vom 01.01. – 30.06.2011 (in MW):



  • Niedersachsen 149,95
  • Schleswig-Holstein 143,64
  • Rheinland-Pfalz 83,10
  • Sachsen-Anhalt 69,10
  • Nordrhein-Westfalen 67,45
  • Detailliertere Informationen mit vielen Zahlen, Tabellen und Grafiken finden sich im DEWI-Papier „

    Status der Windenergienutzung in Deutschland

    “ und in der gemeinsam vom BWE und VDMA herausgegebenen Aufstellung „

    Windindustrie in Deutschland – Inlandsmarkt und Exportgeschäft

    “.

    (Andreas Haude)