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Studie

Energy Predictions 2011

Die Studien von Deloitte sind immer einen Blick wert. Auch der aktuelle Ausblick auf die Energie im Jahr 2011 ist spannend, wenngleich es offenbar nicht unbedingt ein globaler Blick ist. Die Berater sehen globalwirtschaftlich China, Indien, Australien und die USA auf einem sehr guten Weg. Das kann zumindest für die Amerikaner trefflich bestritten werden, wenn man bedenkt, dass deren Staatsverschuldung deutlich höher liegt als die Griechenlands - ganz zu schweigen von den vielen Bundesstaaten, die kaum noch ihre Bediensteten bezahlen können, sodass öffentliche Dienste vielerorts einfach ausfallen. Dass zusätzlich noch der ansteigende Ölpreis (Oil Peak!) die Inflation in den USA anheizen wird ist offenbar.

Für die Schwellenländer haben die Autoren den globalen Trend der Merger Acquisitions, also der Firmenkäufe, als Trend definiert. Das ist vor allem in commodity markets offensichtlich, weil viele Firmen nur noch durch Zukäufe wachsen können. Zum anderen steht und fällt das Problem des geistigen Eigentums mit den Patenten. Diese kann man oft kostengünstig erwerben, wenn man erstmal den Ruf einer Firma ruiniert hat, um den Preis der Aktien in den Keller zu treiben. In innovationsgetriebenen Branchen wie der Halbleiterindustrie kennen wird das schon, die Softwarewelt basiert im Moment geradezu auf diesem Credo und der Photovoltaikwelt steht das noch bevor. Aber Deloitte sieht dies vor allem bei den chinesischen Aktivitäten in Afrika (Rohstoffe und Bodenschätze) sowie aktuell bei den staatlichen russischen, brasilianischen, malaysischen und südkoreanischen Konzernen.

Den enormen Boom im Raffinereigeschäft kann man kaum vorhersagen, da er praktisch nie abgenommen hat, seit die chemische Industrie auf Erdöl angewiesen ist. Dass nun die Nachfrage in Asien viele neue Kapazitäten dort erfordert, die durch riesige neue Raffinerien erfüllt werden, liegt auf der Hand. Atomenergie als das sauberste Kind in der Energiefamilie zu bezeichnen ist verwunderlich. Atomkraft angesichts der beschränkten Uranbestände als Trend zu bezeichnen grenz fast an Fahrlässigkeit. Allerdings hat Deloitte in erschreckender Weise recht damit, dass Schwellenländer genau aus diesem "sauberen" Grund ihre Aktivitäten bei der Kernkraft erweitern. Die langen Projektlaufzeiten und die mangelnde weltweite Expertise beim Aufbau von Kraftwerken wollen diese Länder nun mit Bildungsprogrammen optimieren. "Wider besseres Wissen" müsste man ihnen entgegenrufen. Denn auch unsere Brückentechnologen könnten und müssten diesen Entwicklungen Einhalt gebieten. Zumindest aus Gründen der Terrorgefahr und der Atomproliferation.

Einen globalen Boom der Photovolatik vorrherzusagen, erinnert mich an die berühmten Eulen auf dem Weg nach Athen. Spannend ist allerdings der Terminus "Grid Parity". Das ist der Zeitpunkt, an dem Strom aus Solarenergie konkurrenzfähig ist mit dem Strom aus Kohlekraftwerken und Atommeilern. Würde man angemessene CO2-Emmissionskosten für Kohleverfeuerung und die Lagerkosten für 1 Millionen Jahre für die Brennstäbe mit in den aktuellen Strompreis reinrechnen, dann wäre es sicher vertretbar zu sagen, dass Strom aus Solarnenergie schon seit mindestens 5 Jahren konkurrenzfähig ist. Denn die Förderung der fossilen Energieträger sowie der Atomenergie passiert ja nicht mit transparenten Umlagen wie beim EEG sondern versteckt mit Milliarden Steuergeldern bei der Endlagerfrage sowie netten Gesten bei den Emissionen der Kohlekraftwerke.

Insofern ist die zitierte IEA-Studie, die den Zeitpunkt 2020 für die Netzparität vorsieht, vorsichtig betrachtet in zeitlicher Nähe. Und auch Deloitte bezieht sich auf seine europäischen Großkunden und fokussiert gerne Solarthermiegroßprojekte, damit wenigstens dort die Energiehoheit in den Händen weniger bleibt. Die eigentlich Potenz der Photovolatik und Solarthermie, ohne große Aufwände dezentrale Versorgung zu leisten, ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders. Denn dann braucht man weniger große Netzausbauprojekte, weniger Großprojekte bei der Produktion und einen höheren Aufwand bei der Erstellung intelligenter Netze. Das ist aus Sicht von Großinvestoren - wie es Banken nun einmal sind - keine gute Option. Denn es entsteht keine Marktmacht durch Konzentration. Den auch die Kosten wären möglicht breit verteilt. Das kann keine Bank wollen, denn sie büßte Einfluß ein.

Mehr lesen Sie in der Studie bei Deloitte.

Bildnachweis: Masdar