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Werner Palm von Kostal: „Die Komplexität wird höher“

Wie entwickelt sich der Absatz von Wechselrichtern bei Kostal?

2023 kann die Kostal Solar Electric das bislang beste Geschäftsjahr verzeichnen. Allgemein sehen wir eine günstige Marktentwicklung, starke Nachfrage nach Lösungen von Herstellern aus Deutschland. Der Handel kann liefern, das Handwerk steht besser zur Verfügung. Einzige Hemmungen entstehen durch hohe Lagerbestände und einem vorsichtigen Handel, der auf Sicht fährt.

Welche Segmente laufen gut und wo gibt es noch Luft nach oben?

Der Bereich Wohngebäude läuft hervorragend besonders mit Speicherkopplung und vermehrt mit Heizung und Warmwasser. Der Bereich der kleinen und größeren Gewerbebetriebe nimmt derzeit zu – auch mit Speicher. Die Nachfrage nach Ladelösung ist gleichbleibend gut bei jetzt schon hoher Nachfrage nach bidirektinalen Wallboxen.

Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie in den nächsten Monaten?

Mit einer positiven Marktentwicklung, die aber sicher von den Vorstellungen vieler Marktakteure abweicht. Wir haben über zehn Gigawatt in Deutschland gebaut. Aber eine Verdopplung in diesem Jahr sehen wir skeptisch. Der Abbau der Lagerüberbestände im Handel schreitet voran.

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Lange war die europäische Produktion von Leistungselektronik relativ sicher vor dem Wettbewerbern aus Fernost. Diese drängen aber immer mehr auf den Markt. Wie entwickelt sich dieser Wettbewerb? Sehen Sie Parallelen zum Modulmarkt oder spielen hier andere Faktoren eine Rolle?

Hier sehen wir weniger Parallelen, da die Leistungselektronik kein reiner Komponentenmarkt ist. Die Komplexität ist ungleich höher. Denn es existieren mehr Vorschriften und Regularien. Handel und Handwerk wollen Gesamtlösung und Erweiterbarkeit bis hin zu Sektorkopplung und fragt nach Qualität, Sicherheit und Service. Handel und Handwerk fragen wieder verstärkt nach deutschen Produkten. Sie haben ihre Erfahrung mit Blick auf die Installation, die Inbetriebnahme, die Sicherheit und dem Service mit anderen nicht-europäischen Herstellern gemacht. Und auch der CO2-Fußabdruck spielt eine Rolle.

Wie entwickeln sich die Preise für Wechselrichter und mit welcher weiteren Preisentwicklung rechnen Sie?

Die Preissituation für Leistungselektronik ist derzeit stabil. Die Preisentwicklung wird sich aber sicherlich auch auf Leistungselektronik auswirken. Allerdings nicht zwingend in jeder Leistungsklasse und auf jedes Produkt.

Welche Pläne hat Kostal, um die Produktionskapazitäten auszubauen?

Wir planen die Vervierfachung unserer Produktion der Hybrid-Wechselrichter im Jahr 2024. Der Ausbau passiert immer mit dem Blick auf die realistische Marktentwicklung.

Ist dieser Ausbau eine Reaktion auf die gestiegene Nachfrage oder ist das auch eine Strategie, um im internationalen Wettbewerb weiterhin vorn dabei zu sein – hat die Produktionskapazität hier überhaupt eine Bedeutung?

Dies ist Teil unserer Strategie. Auch im Ausland expandieren wir, mit all den Vorzügen und Services, die unsere Kunden auch von uns auf dem deutschen Markt erwarten können. Ein wichtiges Stichwort ist natürlich auch die Lieferfähigkeit.

Welche Stärken kann ein europäischer Hersteller gegenüber der Konkurrenz aus Fernost ausspielen?

Ein europäischer Hersteller hat tiefere Kenntnisse von Markt und Menschen und dessen Bedürfnissen. Er ist näher an den Netzbetreibern und kennt die Vorschriften. Der CO2-Fußabdruck für Wechselrichter und andere Komponenten aus deutscher oder europäischer Fertigung ist geringer. Außerdem spielen Partnerschaften und die Kompatibilität zum Beispiel zu Wärmepumpen, Heizstäben oder Batteriespeichern eine immer wichtigere Rolle.

Die Solarbranche will wieder verstärkt eine europäische Produktion aus- und aufbauen. Auch Kosten hat ja entsprechende Pläne. Welche Unterstützung seitens der Politik braucht die Solarindustrie, um eine europäische Produktion tatsächlich aufbauen zu können?

Wir brauchen einerseits eine Förderung des Standorts Europa für Produktion, andererseits aber auch eine Stärkung des Handwerks. Zudem ist die Vereinfachung der Regularien wichtig. Hilfreich ist auch ein Bekenntnis zu einer unabhängigen Energieversorgung mit Blick auf die kritische Infrastruktur und klare Vorgaben zum CO2-Fußabdruck für die Produkte.

Welche Rolle spielen im Wettbewerb bei der Leistungselektronik Geschäftsmodelle wie Eigenverbrauch und Komplettsysteme sowie die steigende Komplexität?

Haupttreiber im Bereich Wohngebäude ist die Sektorkopplung, also die einfache Erweiterbarkeit des PV-Systems, und die Kompatibilität zu Speichern, Wallboxen oder Wärmepumpen. Hier spielt dementsprechend die Erweiterbarkeit und Unabhängigkeit durch getrennte aber kompatible Geräte, wie Wechselrichter und Speicher eine Rolle. Dies bedeutet aber auch mehr Softwareentwicklung, damit Installation und Handhabung für Installateur und Endkunden einfach und komfortabel sind.

Wie setzen Sie das in ihren Geräten um?

Kostal bietet schon immer offenen und standardisierte Schnittstellen sowie ein integriertes Energiemanagement. Dazu sind unsere Lösungen einfach in der Erweiterbarkeit und bieten eine hohe Kompatibilität – die getestet ist.

Die Fragen stellte Sven Ullrich

Zum Weiterlesen:

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