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Alexander Koffka von ABO Wind: „PPA werden künftig der Standard sein“

Mit welcher Entwicklung im Bereich Photovoltaikfreiflächenanlagen rechnen Sie in den nächsten Monaten?

Wir erwarten weiteres Wachstum. Immer mehr Länder nutzen die Freiflächenphotovoltaik, um klimafreundlich Strom zu produzieren. Der Trend zu größeren Anlagen wird sich ebenfalls fortsetzen. Bei den Preisen hat sich der Trend dagegen umgedreht. Jahrelang wurden die Module immer günstiger. In den vergangenen Monaten haben wir es dagegen mit deutlich steigenden Preisen zu tun. Die Transportkosten sind geradezu explodiert. Und weil sich Silizium und weitere Rohstoffe verteuert haben, kosten die Module nun auch in der Produktion mehr. Das dürfte sich in steigenden Gestehungskosten für Strom aus Photovoltaik niederschlagen. Im Vergleich zu fossilen Kraftwerken wird insbesondere die Freiflächenphotovoltaik gleichwohl günstig bleiben.

Welche Auswirkungen hat das?

Kurzfristig rechnen wir weltweit mit Verzögerungen bei der Umsetzung von Photoovltaikprojekten aufgrund von Liefer- und Logistikengpässen. Das ist eine temporäre Folge der Pandemie. Die Konditionen für manche Projekte müssen vermutlich nachverhandelt werden.

Welche Folgen haben diese Verzögerungen und Nachverhandlungen?

Auf dem deutschen Markt wird es aufgrund der Lieferengpässe teils schwierig, die Umsetzungsfristen der EEG-Tarifausschreibungen einzuhalten. Hier ist die Politik gefordert, die Fristen zu verlängern, damit Vorhabenträger nicht unverschuldet Nachteile erleiden. Projekte, die sich wegen der Lieferprobleme verzögern, sollten ohne Pönale umgesetzt werden dürfen.

Auf welchen Märkten erwarten Sie ein starkes Wachstum?

Der europäische Photovoltaikmarkt wird stark wachsen, weil er einiges nachzuholen hat. Länder wie das Vereinigte Königreich, Italien und Frankreich werden künftig mehr Photovoltaikgroßanlagen ans Netz bringen. Der ambitionierte Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung lässt erwarten, dass sich die Bedingungen für Solarprojekte in Deutschland ebenfalls verbessern.

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Die PPA werden immer mehr zum Finanzierungsmodell. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in diesem Segment und welchen Anteil nehmen Solarparks mit PPA bei Abo Wind ein, im Vergleich zu Anlagen, die mit Einspeisevergütung oder Marktprämie gebaut werden?

Stromabnahmeverträge liegen im Trend. Große Verbraucher können sich damit gegen das Risiko steigender Strompreise absichern. Das ist aktuell sehr attraktiv. Auch ABO Wind refinanziert immer mehr Projekte mit solchen privatrechtlichen Verträgen. Wir gehen davon aus, dass PPA künftig der Standard sein werden. Trotzdem ist es volkswirtschaftlich sinnvoll, weiter auch Marktprämien mit Festvergütung anzubieten, um den Solarausbau zu verstetigen und auch in Zeiten niedrigerer Marktpreise sicherzustellen.

ABO Wind hat sowohl Photovoltaik als auch Wind und Speicher im Portfolio und entwickelt auch Wasserstoffsysteme. Wie wichtig ist es für Projektentwickler und O&M-Anbieter, sich möglichst breit aufzustellen?

Sehr wichtig. Durch das breite Angebot können wir Risiken und Schwankungen in den Märkten besser ausgleichen und werden am Markt als maßgeblicher Akteur wahrgenommen. Dafür braucht es viel hausinterne Kompetenz, die ABO Wind in seiner 25-jährigen Unternehmensgeschichte aufgebaut hat. Wir verstehen uns dabei als ganzheitlicher Projektentwickler für eine erfolgreiche Energiewende.

Bei diesem Portfolio liegt es nahe, auf einer Fläche verschiedene Energiequellen zu installieren. Haben Sie schon Hybridprojekte aus Photovoltaik und Windkraft realisiert?

Ja, aktuell errichtet ABO Wind ein erstes Kombinationsprojekt bestehend aus zwei Windenergieanlagen mit jeweils 5,7 Megawatt Leistung und einer Photovoltaik-Freiflächenanlage mit einer Leistung von 746 Kilowatt im rheinland-pfälzischen Gielert. Auf dieser einstigen Deponiefläche hätte sich aufgrund der hohen Kosten der Kabeltrasse eine Photovoltaikanlage allein nicht umsetzen lassen. Erst die beiden Windenergieanlagen mit deutlich geringerem Platzbedarf bezogen auf die Erzeugungsmenge machen das Projekt wirtschaftlich tragfähig.

Die Fragen stellte Sven Ullrich

Abonnenten lesen ein komplettes Interview mit Alexander Koffka über die Kombination von Wind und Solar sowie Photovoltaik und Batteriespeicher im nächsten Spezial „Hybridkraftwerke“, das der nächsten Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN beiliegt. Falls Sie noch kein Abo haben, dann können Sie hier reinschnuppern.

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