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Großstromspeicher

Ausrangierte Elektro-Testwagen helfen dem Stromnetz 

Das Autounternehmen und der Energiekonzern nahmen am Freitag offiziell ihre Ein-Megawatt-Speicheranlage auf dem Kraftwerksgelände von EnBW in Betrieb. Sie ist ein Produkt aus zwölf Elektroauto-Batterien aus zerlegten Entwicklungsfahrzeugen von Audi. Die Pilotanlage soll nun Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen speichern und Beladungs- beziehungsweise Lastschwankungen im Stromnetz ausgleichen.

Die Lithium-Ionen-Batterien stammen aus Erprobungsfahrzeugen von Audi, aus denen das Herstell-Unternehmen nach ihrer kurzen Nutzungszeit die Batterien wieder ausbaut, um die Autos danach aus dem Verkehr zu ziehen und zu zerlegen. Die Anlage war schon im Mai auf dem EnBW-Gelände in einen Probebetrieb gestartet. Nun aber eröffnete der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann die Anlage als mögliche Referenz für viele weitere Großspeicher aus ausgebauten Autobatterien, die sich dann auch für die Stabilisierung der Stromnetzfrequenz einsetzen lassen. „Ausgemusterte Batterien aus E-Autos zum Teil eines Stromspeichersystems zu machen, ist ein sehr vielversprechender Ansatz“, sagte Hermann.

Technisch ist der Einsatz schon im Auto genutzter und dabei auch in ihrer Leistungsfähigkeit leicht reduzierter Batterien durchaus sinnvoll. So setzt der Einsatz im Auto die Batterien hohen Belastungen aus, weil die Speicher ihre Energie unter ständig wechselnder Intensität abgeben müssen – und insbesondere zum Beschleunigen der Autos sehr viel Energie liefern. Im Einsatz als Großspeicher werden die Lithium-Ionen-Batterien dagegen mit deutlich niedrigeren und gleichmäßigeren Strömen genutzt. Nachdem die Batterien für viel gefahrene Autos irgendwann deutlich an Effizienz verloren haben und noch Leistungswerte gesunken auf bis zu 70 Prozent übrig haben, lassen sie sich in einer Großspeicheranwendung noch fünf bis zehn weitere Jahre einsetzen.

Vier weitere Projekte hat EnBW bereits geplant. Der Energieversorger will aber mehr als nur ein Pilotprojekt für sich und vier weitere EnBW-Standorte. Ziel sei es auch zu prüfen, ob sich die Speicherkapazität der Ex-Autobatterien auch am Energiemarkt einsetzen lässt. Auch für Stadtwerke, Industriebetriebe oder Betreiber dezentraler Energieanlagen wie Wind- oder Photovoltaikanlagen sei die Nutzung solcher Speicher eine Option, deutete EnBW die Zielrichtung eines möglichen späteren Vermarktungskonzepts für den Autobatteriespeicher an. Denn das Produkt könnte ein großer Verkaufsschlager werden.

Tatsächlich machen auch andere Autobauer bereits ihre Gehversuche mit den ausgebauten und nachgenutzten Batterien der Elektroautos. heißen im Fachsprech Second Life Batterien. Bislang sehen die Autobauer für die in ihrem zweiten Leben zu größeren Speichern zusammengefassten Elektroautoenergiegeber eine Verwendung in Autohäusern vor, um damit Elektroladestellen zu betreiben und Kundenautos zu beladen. Einen Großstromspeicher am Netz hat bereits der Energieversorger Enercity in Hannover im Einsatz. Seit 2017 betreibt Enercity einen Batteriespeicher mit 15 Megawatt (MW) aus Lagerbatterien für Mercedes-Autos von Daimler. Die Ersatzbatterien müssen regelmäßig be- und entladen werden, um ihre Leistungskraft nicht zu verlieren. Daher dient der Hannoversche Einsatz der Autobatterien im Großspeicher ihrer Erhaltung im Sinne des Autobauers.  

Das Unternehmen Voltfang wiederum bietet Stromspeicher aus Autobatterien für die Energieversorgung von Unternehmen an. Gemäß Angaben von EnBW könnten die Second-Life-Batterien bundesweit ausreichen, um den künftigen Stromnetzspeicherbedarf abzudecken.