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Zehn Tipps für die Mobilitätswende in der Stadt

Verkehrsberuhige Innenstädte, mehr öffentlicher Nahverkehr, neue Radwege? Wie lässt sich eine wirksame Verkehrswende für Kommunen realisieren? In diesem Jahr wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes der Abschlussbericht „Mobilitätskonzepte für einen nachhaltigen Stadtverkehr 2050: Metaanalyse, Maßnahmen und Strategien“ veröffentlicht. Daraus lassen sich einige Tipps und Hinweise ablesen, wie sich erste Schritte für saubere Mobilität einleiten lassen. Hier eine kleine Auswahl. Zehn Schritte für eine saubere Mobilität:


1. Vorbildfunktion
Zur Gestaltung der Mobilitätswende in den Städten ist eine breit geteilte Vision für die Mobilität der Zukunft förderlich. Diese kann insbesondere von den (Ober-)Bürgermeisterinnen und -meistern sowie kommunalen Politikerinnen und Politikern vermittelt werden. Sie nehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen sowie dem Beschreiten von neuen Wegen in der Mobilitätspolitik eine zentrale Rolle ein und können, vor allem in ihrer Vorbildfunktion, die Mobilitätswende durch eine klare Positionierung zu einer nachhaltigen Mobilität beschleunigen oder im ungünstigen Fall abbremsen.


2. Autoarme Wohnkonzepte
Die Gestaltung von Wohnkonzepten, in denen auf einen privaten Pkw weitestgehend verzichtet werden kann, ist eine Möglichkeit, um das Mobilitätsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner nachhaltig zu beeinflussen und dabei gleichzeitig die Aufenthalts- und Nutzungsqualität im Wohnquartier zu erhöhen. Im Freiburger Stadtteil Vauban wurde ein solches stellplatzfreies bzw. autofreies Wohnkonzept umgesetzt. Bewohner:innen verzichten auf eine Parkmöglichkeit vor dem Haus, nicht aber auf den Pkw an sich, zumal in Sammelgaragen außerhalb des Wohnbezirkes geparkt werden kann.


3. Nachhaltige Gewerbegebiete
Nicht die Standortqualität einer einzelnen Stadt/Kommune, sondern einer gesamten Region ist für die Ansiedlung von Unternehmen relevant. Die Zusammenarbeit mehrerer Kommunen bei der Planung, Realisierung und Vermarktung von Gewerbegebieten hilft dabei, einen größtmöglichen gemeinsamen, regionalen Nutzen zu erzielen. So ergibt sich eine Reduzierung der Emissionsbelastungen und des Flächenverbrauchs. Erneuerbare Energien wie Wind und Solar haben in Gewerbe- und Industriegebieten beste Chancen, zumal keine Akzeptanzschwierigkeiten zu erwarten sind. Stattdessen gibt es zahlreiche Interessenten, wenn es um die Abnahme von Grünstrom geht.


4. Qualitätssteigerung im ÖPNV
Im Rahmen einer Initiative der Europäischen Union wurden in der spanischen Stadt Burgos zahlreiche Maßnahmen für einen nachhaltigen Stadtverkehr umgesetzt. Diese beinhalteten insbesondere den Ausbau des ÖPNV-Systems mit einer kompletten Neustrukturierung des Bussystems. Neben der Umsetzung von Barrierefreiheit in allen Fahrzeugen, der Taktverdichtung sowie der Errichtung von Echtzeitinformationssystemen an wichtigen Haltestellen und in Fahrzeugen wurde ein System zur Steigerung des Fahrkomforts durch weniger ruckartige Beschleunigungs- und Bremsvorgänge eingesetzt.


5. Radverkehr
Die Stadt Leipzig hat eine Arbeitsgemeinschaft (AG) Rad und eine Stelle „Radverkehrsbeauftragter der Stadt“ eingerichtet, um Verbesserungen für den Radverkehr zu erreichen. Einzelprojekte sind der Leipziger Bügel, verschiedene Radrouten, der Grüne Ring und eine Radstation am Hauptbahnhof. Straßenumbau- bzw. Modernisierungsmaßnahmen gehen nun immer mit Radverkehrsanlagen einher. Außerdem wurde ein Handlungskonzept zur Förderung des Radverkehrs mit Beschlussfassung im Stadtrat erarbeitet und dessen schrittweise Umsetzung beschlossen. Zwischen 1991 und 1999 hat sich der Anteil des Radverkehrs am Verkehrsaufkommen in Leipzig mit durchschnittlich 200.000 Fahrten mit dem Rad pro Tag von 5,8 auf 13,2 Prozent erhöht.


6. Car- und Ridesharing
Durch den Einsatz von 88 Carsharing-Fahrzeugen wurden in Genua 1.060 private Fahrzeuge eingespart, was einer Abschaffungsquote von 1:12 entspricht. Im Bereich der Parkraumbewirtschaftung verringerte sich die Anzahl der Fahrten im Stadtkern um 5,1 Prozent. Die Verfügbarkeit von Parkplätzen verbesserte sich für Pkw um 6,3 und für Motorräder um 21,7 Prozent.


7. Gebührenfreier öffentlicher Verkehr
Die estnische Hauptstadt Tallinn führte im Jahr 2013 einen gebührenfreien öffentlichen Nahverkehr für alle gemeldeten Bürger:innen der Stadt ein. Die entgangenen Fahrgeldeinnahmen, die vor Einführung der Maßnahme rund 30 Prozent der operativen Kosten im ÖPNV deckten, konnten durch höhere kommunale Einkommenssteuereinnahmen kompensiert werden. Insgesamt stieg der Anteil des ÖPNV von 55 auf 63 Prozent. Ein überdurchschnittliches Wachstum der ÖPNV-Nutzung ergab sich unter Personen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 300 Euro (plus 26 Prozent), zudem auch unter Rentnern und jungen Leuten.


8. Tempolimit
Durch die Ausweitung der Geschwindigkeitsbeschränkungen oder ein Herabsetzen der Regelgeschwindigkeit auf innerstädtischen Straßen wird eine Verbesserung der Verkehrssicherheit und des Emissionsschutzes erreicht. Zudem wird ein Anreiz zur Verlagerung vom Privat-Pkw zum Umweltverbund gesetzt, da längere Reisezeiten die Nutzung von Privat-Pkw unattraktiver machen, die Nutzung des Umweltverbundes durch die erhöhte Verkehrssicherheit hingegen attraktiver wird.


9. Umwidmung von Verkehrsflächen
Die Ausweisung von Fußgängerzonen bzw. Zufahrtsbeschränkungen erhöht die Lebensqualität in Städten und geht einher mit der Umwidmung von Parkplätzen in öffentlichen (Grün-)Raum und Radabstellanlagen. Ergänzt wird sie um die Errichtung von (unterirdischen) Sammelparkplätzen außerhalb oder am Rand der Innenstädte.


10. Mikrodepots
Mit der Errichtung von Mikrodepots im Innenstadtbereich der britischen Hauptstadt London wurde der Lieferprozess umgestaltet. Die Belieferung der Mikrodepots erfolgt in den Nachtstunden zwischen 3:00 und 6:30 Uhr und wird gebündelt mithilfe von Lkw vorgenommen. Auf diesem Weg ersetzten für das Depot Wardens Grove acht Lkw die zuvor eingesetzten 50 leichten Nutzfahrzeuge, wobei sieben der acht Lkw in den Nachtstunden fahren. Insgesamt konnte durch die Umstellung die zurückgelegte Strecke um rund 52 Prozent reduziert werden.