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Neue Studie: Der Straßenverkehr kann bis 2050 klimaneutral werden – weltweit

Der Güter- und Personentransport auf der Straße könnte bis 2050 klimaneutral werden. Allerdings müssen hier noch einige Rahmenbedingungen angepasst werden. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Experten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF), das sie im aktuellen jährlichen Electric Vehicle Outlook (EVO) veröffentlicht haben.

Einfacher Umstieg im Lieferverkehr

Darin haben sie mehrere Segmente wie Lkw und Busse einzeln betrachtet. Aus der Analyse geht hervor, dass der Anteil des CO2-Ausstoßes der zwei- und dreiachsigen Lkw an den weltweiten Gesamtemissionen im Straßenverkehr derzeit bei fünf Prozent liegt. Mit dem Umstieg auf Elektro-Lkw kann dieser sinken. Die Analysten gehen davon aus, dass der Anteil der Elektrofahrzeuge bei den zweiachsigen Fahrzeugen bis 2050 auf 74 und bei den dreiachsigen Lkw auf sogar 94 Prozent steigt. Dies führen die Analysten auf die Rahmenbedingungen zurück, die schon ganz gut auf dem Weg sind. Um hier auf jeweils 100 Prozent zu kommen, muss die Politik nur noch leicht nachsteuern.

Busverkehr elektrifizieren

Ähnlich positiv sieht es auch für elektrisch angetriebene Nahverkehrsbusse aus. Diese haben derzeit einen Anteil von einem Prozent an den weltweite CO2-Emissionen im Straßenverkehr. Doch die Analysten von BNEF gehen davon aus, dass bis 2050 die Nahverkehrsbusse weltweit zu 84 Prozent elektrisch unterwegs sind. Bei einer leichten Verbesserung der Rahmenbedingungen könnte dieser Anteil sogar auf 100 Prozent steigen.

Bedingungen für elektrische Pkw und Transporter

Tätig werden muss die Politik unter anderem, um die Elektrifizierung der Pkw weltweit voranzutreiben. Zwar ist diese schon gut vorangekommen. Doch noch immer produzieren sie 53 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes im Straßenverkehr. Dies wird sich zwar ändern, wenn – wie angenommen – der Anteil der Elektroautos bis 2050 weltweit auf 69 Prozent steigt. Doch um hier klimaneutral zu werden, müssen sich die Bedingungen für Elektroautos drastisch verbessern.

Dies gilt auch für gewerbliche Kleintransporter, die derzeit elf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen im Straßenverkehr verursachen. Hier prognostizieren die Analysten einen Anteil der Elektromobilität für 2050 von 75 Prozent. Für die Klimaneutralität reicht dies aber nicht aus. Da muss die Politik noch ziemlich nachsteuern.

Schwerlastverkehr steht schlecht da

Das eigentliche Stiefkind sind aber die großen Fernlaster und der Schwerlastverkehr. Diese haben mit 30 Prozent den zweitgrößten Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen im Straßenverkehr. In diesem Segment wird der Anteil der Elektromobilität bis 2050 aber nur auf 29 Prozent ansteigen. Es sei denn, die Politik kümmert sich endlich um den passenden Rahmen für den Umstieg der Transportunternehmen auf Elektro-Lkw. Dann könnte auch dieser Bereich durchaus klimaneutral werden. Hier sehen die Analysten aber auch noch technologische Herausforderungen vor allem seitens der Batterie und eines Systems mit Ladeleistungen im Megawattbereich. Wasserstoff kann hier die Lücke hin zur Elektrifizierung von einigen Schwerlastfahrzeugen schließen.

Politik muss jetzt reagieren

Die Politik muss aber jetzt reagieren. „Das Fenster ist noch offen, um auf dem richtigen Weg hin zur Klimaneutralität im Straßenverkehr bis 2050 zu bleiben, aber nur noch kurz“, betont Aleksandra O‘Donovan, Leiterin des Analyseteams für die Elektromobilität bei BNEF. „Ein kräftiger Schub seitens der Politik, der Autohersteller, der Zulieferer und der Anbieter der Ladeinfrastruktur ist dafür in den nächsten Jahren notwendig.“

Verkaufszahlen von Elektroautos müssen steigen

Doch so schnell wird das nicht gehen. Die Experten von BNEF sehen den Anstieg der Ölverbrennung in Fahrzeugen noch bis 2027 ansteigen. Dann wird diese den Höhepunkt erreichen und langsam zurückgehen. Das liegt unter anderem an den Verkaufszahlen von Pkw mit Verbrennungs- und mit Elektromotor. Die Neuzulassungen von Pkw mit Verbrennungsmotor haben allerdings nach Angaben von BNEF schon 2017 weltweit ihren Höhepunkt erreicht. Ab 2024 wird auch der Bestand an Verbrennern sinken. Allerdings müssen die Neuzulassungen der Elektroautos im Pkw-Bereich bis 2030 auf 61 Prozent und bis 2035 auf 93 Prozent steigen, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Voraussetzung ist: Ab 2038 darf dann kein Auto mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden.

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Elektroautos als Systemdienstleister

Einen Sonderpunkt haben die Analysten ebenfalls untersucht: das bidirektionale Laden. Elektroautos können so zu einem Bestandteil des Energiesystems werden, wenn sie mit ihrer Batteriekapazität Netzdienstleistungen erbringen. „Elektroautos können so ein Baustein bei der Reduktion der weltweiten CO2-Emissionen im Transportsektor werden“, betont Colin McKerracher, Leiter des Analystenteams bei BNEF, das sich mit dem Transportsektor befasst. „Es gibt Anzeichen, dass der Markt sich in die richtige Richtung bewegt, allerdings ist etwas mehr Anstrengung notwendig – vor allem im Schwerlastverkehr“, fasst er die Ergebnisse der Studie zusammen.“

Mehr zu Fuß gehen und Rad fahren

Er sieht hier vor allem die Chancen auf sich gerade entwickelnden Märkten, die finanzielle Unterstützung beim Umstieg auf die Elektromobilität brauchen. Die entwickelten Länder und auch die internationalen Institutionen sollten die Finanzierung dieses Umstiegs in ihre Klimapläne integrieren. Dies muss aber flankiert werden von mehr öffentlichen Verkehrsangeboten und der kollektiven Nutzung von Fahrzeugen. Außerdem sollten mehr Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. So haben die Marktexperten ausgerechnet, dass allein der Rückgang der mit dem Auto zurückgelegten Kilometer um zehn Prozent, zu einer Reduktion des Fahrzeugbestandes bis 2050 um 200 Millionen führen kann. Allein dies würde die CO2-Emissionen im Verkehrssektor um 2,25 Gigatonnen senken und die Lieferkette bei Batterien entlasten, was insgesamt ebenfalls den langfristigen Dekarbonisierungszielen zugute kommt. (su)

Die aktuelle Entwicklung im Bereich Elektromobilität und der Ladeinfrastruktur lesen Sie in der nächsten Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN. Falls Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschuppern.

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