In Deutschland ging der zweimillionste Solarstromspeicher in Betrieb. Das teilt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) zum Start der Smarter E Europe mit. Die größte europäische Energiemesse findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt.
So kamen laut Angaben des Verbands allein im vergangenen Jahr rund 600.000 neue Solarbatterien hinzu. Denn inzwischen zählt der Heimspeicher bei der Installation von neuen Photovoltaikanlagen auf Eigenheimen inzwischen zum Standard. Dazu kommt noch die jüngst steigende Nachfrage, insbesondere nach Großspeichern der Megawattklasse. Diese werden entweder als Standalone-Systeme oder neben Solar- und Windparks errichtet. Sie ermöglichen es, Strom aus erneuerbaren Energien auch dann zu nutzen, wenn keine Sonne scheint, beziehungsweise kein Wind weht.
Speicher baurechtlich privilegieren
Zusätzlich vermeiden sie bei intelligenter Steuerung jede Menge Kosten für den Ausbau der Stromnetze. „Batteriespeicher leisten schon heute einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Stromsystems und tragen erheblich zur Sicherheit und Verlässlichkeit der Stromversorgung bei“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. „Jetzt heißt es, das Ausbautempo bei Speichern weiter zu erhöhen, unter anderem durch eine baurechtliche Privilegierung für Batteriespeicher und klare energiewirtschaftliche Anreize“, sagt er.
Mehr Ökostrom ins Netz integrieren
So seien Batteriespeicher die beste Technologie, um Strom aus erneuerbaren Energien effizient zu nutzen sowie sicher und kostengünstig ins Stromnetz und das Energiesystem zu integrieren. „Ihre Modularität, schnelle Realisierung und sinkende Kosten ermöglichen einen rasanten Hochlauf des Zubaus“, betonen die Branchenvertreter. Sie verweisen darauf, dass die Zuverlässigkeit der deutschen Stromversorgung international regelmäßig Spitzenpositionen einnimmt. Dies liege auch an effektiven Vorgaben und Maßnahmen zur Netzstabilität, an denen Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher aktiv mitwirken.
BVES und DIHK veröffentlichen Leitfaden für Speicherbetrieb im Gewerbe
100 bis 150 Gigawattstunden werden gebraucht
Insgesamt hat die Speicherkapazität der stationären Batterien inzwischen die Marke von 20 Gigawattstunden erreicht. Dies reiche rechnerisch aus, um den durchschnittlichen privaten Tagesstromverbrauch von etwa zwei bis vier Millionen Zwei-Personen-Haushalten in Deutschland, je nach Elektrifizierungsgrad der Haushalte, zwischenzulagern.
Großspeicher stützt Netz direkt am Umspannwerk
In den letzten Jahren ist der Zubau zudem immer weiter gewachsen. So wurden nach Schätzungen des BSW-Solar allein im ersten Quartal 2025 über 1,7 Gigawattstunden Speichervolumen hinzu – ein Wachstum von rund 16 Prozent gegenüber dem Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Um mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien Schritt halten zu können und diese effizient ins Stromsystem zu integrieren, müsse der Speicherausbau weiter beschleunigt werden, fordert der Verband. Er beruft sich hier auf Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE). Die Freiburger Forscher haben in einer im November 2024 veröffentlichten Studie zu Transformationsszenarien „Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem“ ausgerechnet, dass die Speicherkapazität inklusive mobiler Batterien bis zum Jahr 2030 auf etwa 100 bis 150 Gigawattstunden anwachsen müsste, um die Energiewende zu stemmen.
Rechtliche Rahmenbedingungen sind überholt
Das Erreichen dieser Ziele ist nach Ansicht des BSW-Solar kein Selbstläufer. Er verweist darauf, dass die Umsetzung der technischen Potenziale und wirtschaftlichen Geschäftsmodelle von Batteriespeichern derzeit noch viel zu oft an den überholten rechtlichen Rahmenbedingungen scheitere. Der Verband kritisiert, dass die besondere Rolle der Speicher im Stromsystem und ihre vielfältigen Funktionen in einem dynamischen Stromsystem bisher im deutschen Energierecht und den Anschlussbedingungen der Netzbetreiber, wie auch in der Regulatorik der Bundesnetzagentur, kaum berücksichtigt werden.
Studie: Wohngebäude mit PV-Batteriesystem und Elektroauto sind im Mittel zu 73 Prozent autark
Maßnahmen zum beschleunigten Speicherausbau
Die Branchenvertreter begrüßen, dass die neue Regierungskoalition die Herausforderungen erkannt hat und den Speicherausbau beschleunigen will. Doch blieben die Vorhaben vage. Deshalb konkretisiert der BSW-Solar die jetzt notwendigen Schritte. So sollte sich die neue Bundesregierung unverzüglich darum kümmern, den zu Jahresbeginn im Stromspitzengesetz beschlossenen flexiblen Marktbetrieb von Batteriespeichern anwendbar zu machen. Außerdem müsse die baurechtliche Privilegierung von Batteriespeichern muss schnell in Kraft gesetzt werden. Zudem müssen dringend die Anschlussbedingungen, Netzentgelte und Anschlusskosten vereinfacht und reduziert werden. Nur so kann der dringend notwendige netz- und systemdienliche Ausbau von Stromspeichern schnell vorankommen.