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Europa-Windparkbau auf Vorjahresniveau – Stillstand in Frankreich und Schweden

Turbinen mit einer Erzeugungskapazität von insgesamt 6,8 Gigawatt (GW) haben die Windenergieunternehmen in Europa im ersten Halbjahr neu aufgebaut. Das war rund 400 Megawatt (MW) mehr Nennleistung, als die Windenergieunternehmen kontinentweit ein Jahr davor für die Stromversorgung frisch bereitgestellt hatten, wie die jüngste Bilanz von Wind Europe besagt.

Der starke deutsche Windkraftausbau im ersten Halbjahr 2025 mit dem bislang zweitbesten Halbjahreswert neu errichteter Erzeugungskapazitäten überstrahlt fast alles, was die Turbinenerrichtungen in anderen Ländern Europas bilanzieren lässt. Die neue Statistik des Europäischen Windenergieverbands zu den vergangenen Windparkbauaktivitäten von Januar bis Juni verzeichnet hinter den knapp 2,2 Gigawatt (GW) an frisch zur Inbetriebnahme bereitgestellter Windstromerzeugung in Deutschland lange nichts. Auf Platz zwei der besten Zubauländer in den ersten sechs Monaten des Jahres folgt mit nun schon 1,3 GW weniger neu errichteter Erzeugungskapazität das auch im Vorjahr schon zweitplatzierte Spanien. Hier haben die Windenergieunternehmen genau 178 Turbinen mit 889 Megawatt (MW) neu aufgestellt im Vergleich zu 406 Anlagenerrichtungen in Deutschland.

Die Wind-Europe-Statistik vermerkt für beide Länder nur an Land neuen Zubau – in Spanien, weil dort der Offshore-Windpark-Zubau noch gar nicht begonnen hat, in Deutschland auch aufgrund eines weiterhin nicht fertig gestellten verspäteten Netzanschlusses für Windpark Borkum Riffgrund 3. Großbritannien blieb nach Spanien im gesamteuropäischen Vergleich ganz vorne dabei. Dank der Fertigstellung zweier Meereswindparks, Dogger Bank Phase A mit 1,2 GW und Neart na Gaoithe mit 448 MW, und trotz weiter rückläufiger Errichtungen von 115 MW an Land, schafften die Briten noch etwa ein Drittel des deutschen Zubaus. Auf der Insel kamen 760 MW neu dazu. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2024 hatten die Briten dank neu aufgestellter Anlagen mit 1,9 GW immerhin noch knapp halb so viel Nennleistung neu aufgebaut wie im selben Jahr Deutschland.

In den bislang reinen Onshore-Windkraftmärkten Türkei und Finnland sowie in Frankreich dank auch leichten Offshore-Zubaus sind mit 593 MW, 543 MW und 476 MW immerhin noch Windparks mit mindestens einem Viertel des deutschen Kapazitätszubaus neu entstanden. Dahinter, von Rang sieben an, verzeichnet die neue Wind-Europe-Statistik nur noch Länder mit einem Bruchteil der bundesweiten Anlagenneuaufstellungen: Italien mit 322, Polen mit 198, Griechenland mit 152 und Litauen mit 143 MW sind die übrigen Länder mit wenigstens dreistelligem MW-Halbjahreszubau auf dem Kontinent. Sie kamen wie bestenfalls Italien nicht einmal mehr auf ein Sechstel des deutschen Zubautempos. Schon Polen auf Position acht der Halbjahresbilanz erreichte bei der neu installierten Nennleistung kein Zehntel des bundesdeutschen Niveaus.

Allerdings gehört ausgerechnet Polen zusammen mit der Türkei und Finnland zu den einzigen Ländern nach Deutschland und Großbritannien, die ein Plus im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres von mehr als 100 MW schafften. Während der deutsche Markt neue Windturbinenerrichtungen für annähernd 900 MW mehr und das Vereinigte Königreich (kurz: UK) für knapp 600 MW mehr als ein Jahr zuvor bilanzieren lassen, verzeichneten die Türkei und Finnland jeweils ein Plus von fast 170 MW. In Polen legte der Markt zum Vergleichszeitraum um 140 MW zu. In Serbien stellten die Unternehmen immerhin Anlagen mit 66 MW neu auf, nach einem Null-Zubau noch im ersten Halbjahr 2024. Spanien, Italien und Griechenland behielten immerhin ihr Zubautempo von vor einem Jahr mit jeweils einem kleinen Plus von 13 (Spanien), 20 (Italien) und 45 MW (Griechenland) mehr oder weniger bei.

Doch trotz des großen deutschen Lichtblicks und der genannten kleineren Aufhellungen blieben die europaweiten Windparkbautätigkeiten hinter den Erwartungen bei Wind Europe zurück. Der Verband hatte für 2025 einen klaren Aufschwung auf einen Jahreszubau von 22,5 GW prognostiziert. Nach den 16,4 GW an neu errichteten Erzeugungskapazitäten des Jahres 2024 sollten Ende dieses Jahres gemäß der vorigen Verbandsprognose vom Jahresanfang rund 22,5 GW neu hinzukommen. Nun korrigierte Wind Europe die Prognose nach unten. Der Verband geht nun noch von 19 GW aus.

Denn mit Frankreich und Schweden haben im Zeitraum von Januar bis Juni ausgerechnet zwei der europäischen Top-Windkraftmärkte auch einen kräftigen Rückgang verzeichnet. So sind in Frankreich nur noch neue Windparks an Land mit 380 MW Turbinennennleistung entstanden. Zum zweiten Mal hintereinander hatte damit das zeitweise zweitstärkste europäische Zubauland rückläufigen Zubau erlebt. Nach 713 MW in der ersten Jahreshälfte 2023, waren es zur Jahresmitte 2024 immerhin noch 588 MW Zubau an Land. Auch der französische Offshore-Zubau schlug sich in der Bilanz stark negativ nieder. Nach 633 MW im ersten Halbjahr 2024 gab es in Frankreich von Januar bis Juni 2025 nur 96 MW Zubau im Meer. Und in Schweden ist der Zubau von 536 MW an Land im ersten Halbjahr 2024 auf ebenfalls „onshore“ 79 MW im neuen ersten Halbjahr sogar fast komplett eingebrochen. Als Bremsfaktor für Frankreich macht der Windenergieverband insbesondere die dort weiterhin geltenden strikten Höhenbegrenzungen aus: Weil in unserem Nachbarland so Anlagen mit steigenden Nennleistungen kaum eine Chance haben, anders als in anderen europäischen Ländern, blieb es trotz der drittmeisten an Land neu installierten Turbinen mit 107 Errichtungen beim nur sechstbesten Onshore-Kapazitätszubau. Mit 3,5 MW durchschnittlicher Anlagennennleistung der neu aufgebauten Maschinen gehört Frankreich gemeinsam mit Belgien hier zu den Schlusslichtern. Nur osteuropäische Länder wie Polen – 90 Anlagen mit im Durchschnitt nur 2,2 MW –, Serbien und Tschechien unterbieten diesen Wert noch. In acht Ländern, darunter Deutschland, entstehen dagegen mittlerweile Windparks mit Anlagen von im Schnitt mindestens 5 MW Nennleistung.

Allerdings gibt es auch klar positive Anzeichen dafür, dass der Windparkbau in Europa auch außerhalb Deutschlands zumindest mittelfristig wieder zulegen könnte. So erteilten die Behörden im ersten Halbjahr – mit der Ausnahme eines starken Rückgangs in Griechenland – für deutlich mehr neue Windkraft wieder Baugenehmigungen. Für Projektierungen an Land mit gut 10,7 statt 7,7 GW im Vorjahr gab es in sechs Ländern grünes Licht, die entweder in diesem oder im ersten Halbjahr 2024 gute Neugenehmigungsdaten verzeichneten. Insbesondere Deutschland mit alleine 7,85 GW und 2,8 GW mehr als ein Jahr zuvor, aber auch Frankreich mit 840 MW, Großbritannien mit 819 MW, Italien mit 538 MW und Irland mit 418 MW lassen anhaltende oder wiederkehrende Aufwärtstrends erhoffen. Auch bei den Zuschlägen für neue Kapazitäten an Land kam Europa nach Ausschreibungen in sieben Ländern auf 10,7 GW und somit 4 GW mehr als im ersten Halbjahr 2024.

Und auch die Neuinvestitionen legten deutlich zu – auf 34 Milliarden Euro. Das waren kontinentweit sogar schon mehr Investitionen als im Gesamtjahr 2024, allerdings wohl insbesondere deshalb, weil die teureren Offshore-Projekte im Halbjahr 2025 mit 22,1 Milliarden Euro den größten Anteil ausmachen. Die Neuinvestitionen bis Juni deckten Neuerrichtungen von 14,1 GW ab, im Vergleich zu 19,9 GW im Gesamtjahr 2024. Die Windturbinenbestellungen erhöhten sich derweil im Vergleich der Halbjahre gemessen an der Erzeugungskapazität um 10 Prozent.

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