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Naturschutz-Verweigerer des Jahres

Nabu rügt konservativen Landschaftsschützer

Philipp Freiherr zu Guttenberg tritt immer wieder für eine komplette Nutzung des Holzes ein. Es „blute“ ihm das Herz, hatte der bayerische Waldbesitzer schon Anfang 2013 in einem Interview der konservativen Tageszeitung Die Welt geäußert, wenn 100 bis 150 Jahre in einen Baum gesteckter Arbeit ungenutzt in Urwald-Gebieten liegen bleiben sollten. Nabu-Präsident Olaf Tschimpke begründet die Vergabe des Negativpreises in Bezug auf diese Haltung: „Er will einen hundertprozentigen Wirtschaftswald und spricht sich gegen alle anderen ökologischen Funktionen aus, die Wälder auch haben. Er glaubt, dass Wälder nur entstehen können, weil es Förster gibt", erklärte Tschimpke.

Philipp Freiherr zu Guttenberg | Philipp Freiherr zu Guttenberg - © Foto: DEPI
Philipp Freiherr zu Guttenberg | Philipp Freiherr zu Guttenberg

Tatsächlich spricht sich der 42 Jahre alte Bruder des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, Philipp zu Guttenberg, auch für die größtmögliche Nutzung von Waldholz für die Energieversorgung aus. Die deutschen Wälder könnten noch wesentlich mehr Holz als Bioenergie-Rohstoffe beisteuern, sagte er ebenfalls bereits 2013. Zugleich gab er im Interview mit der Zeitung Die Welt zu Protokoll, dass in keinem seiner eigenen Wälder Windräder stünden. Er bekomme zwar „täglich“ Anfragen von Windparkprojektierern. Auch solle seiner Meinung nach die Nutzung von Forsten nicht grundsätzlich für Windenergie ausgeschlossen bleiben. Doch gebe es noch genügend „Zivilisationsnarben, Orte ohne kultiviertes Landschaftsbild“ wo Windparks hin könnten, auch etwa an Autobahnen, in Industriegebiete. Sie sollten genutzt werden, statt Windparks „in unsere letzten intakten Kulturlandschaften“ zu stellen.

Konservative Bewegung führte zu Anti-Windenergiewende in Bayern

Philipp zu Guttenberg hatte im vergangenen Jahrzehnt das Schloss der Freiherr-Familie und das Familienunternehmen einschließlich der Wälder übertragen bekommen. Seit seiner Wahl im Jahr 2010 ist er Präsident der deutschen Waldbesitzer.Damit folgt der Waldbesitzer Philipp zu Guttenberg einer Linie, die bereits sein Vater Enoch zu Guttenberg in Bayern als eine wesentliche Gallionsfigur eines konservativen – und erfolgreichen – Widerstands vertreten hatte: Enoch zu Guttenberg war 2012 aus dem Umweltschutzverband BUND ausgetreten, weil der seiner Meinung nach zu positiv für die Expansion der Windenergie eingetreten war. Dabei war Freiherr zu Guttenberg 1975 sogar einer der Gründungsmitglieder des BUND gewesen. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer wiederum hatte im Frühjahr 2013 eine Kehrtwende vom entschiedenen Windkraftausbau-Förderer zum Schützer der Landschaft gegen die Windkraft vorgenommen. Vorausgegangen war ein Treffen mit Windkraftgegnern just aus jener unterfränkischen Region in Bayern, aus der die Familie stammt. Bis 2014 erarbeitete Seehofers Kabinett die im Herbst 2014 eingeführte 10-H-Regelung, die für jeden Windpark einen Mindestabstand der zehnfachen Anlagengesamthöhe zu menschlichen Siedlungen vorschreibt. Das bedeutet bei heutigen Binnenlandanlagen wie in Bayern mindestens zwei Kilometer Distanz, die nahezu nirgendwo in dem landwirtschaftlich zersiedelten Flächenstaat eingehalten werden kann. Sie stoppt so den künftigen Windkraft-Ausbau. Von Enoch zu Guttenberg erhielt Seehofer dafür 2014 ausdrücklich Lob.

Nicht nur die Windenergie-Branche hingegen sieht die bayerische Volte als unzulässiges Ausspielen von Landschafts- gegen Klimaschutz. Und nun, attestiert vom Nabu, erhält in Gestalt von Philipp zu Guttenberg diese konservative Bewegung das Attest, auch den Naturschutz zu verraten. Vom Umweltschutz bliebe demnach nur Landschaftsschutz übrig.

(Tilman Weber)