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Deutschlands größter Pelletproduzent springt über den Teich

German Pellets baut Pelletwerk in USA

Die Wismarer wollen in Ost-Texas in Tyler County auf dem Gelände eines ehemaligen Hackschnitzelwerks eine Pelletproduktion mit einer Kapazität von 500.000 Tonnen Pellets pro Jahr aufbauen. Zum Vergleich: Die beiden größten Pelletwerke Deutschlands kommen auf 256.000 Tonnen Jahreskapazität – beide im Besitz von German Pellets. Das Werk in Texas wird damit das mit Abstand größte Pelletwerk, das die Wismarer bisher bauten. Die Pellets aus dem US-Werk sollen nach Europa verschifft und als Industriepellets in Kohlekraftwerken verstromt werden. Es soll im dritten Quartal 2012 in Betrieb gehen.

Industriepelletmarkt boomt

Der Industriepelletsmarkt verzeichnet große Wachstumsraten. Aktuell wird etwa die Hälfte der globalen Pelletproduktion in Höhe von acht bis zehn Millionen Tonnen in europäischen Kraftwerken verstromt. Nahezu alle großen europäischen Energieversorger wie E.on, RWE, Vattenfall, Electrabel (Belgien), Drax (Großbritannien), Dong (Dänemark) oder Essent (Niederlande) verstromen Holzpellets in Kohlekraftwerkenm oder hegen Pläne, dies in naher Zukunft zu tun. Expertenschätzungen gehen von 18 bis 25 Prozent Wachstum per anno bei der globalen Pelletproduktion voraus. Getragen wird das von der Kraftwerksnachfrage. Sollte sich das Engagement German Pellets in Texas als erfolgreich erweisen, plant das Unternehmen seine Produktion in den USA mittelfristig auf bis zu zwei Millionen Tonnen zu steigern.

USA sind der neue Star

Neben Kanada entwickelt sich derzeit die USA zum bedeutendsten Pelletexporteur für den Kraftwerksmarkt in Europa. RWE nahm Mitte dieses Jahres in Waycross im US Bundesstaat Georgia sein erstes Pelletwerk in Betrieb (Kapazität: 750.000 Tonnen, siehe ERNEUERBARE ENERGIEN 3/2011). Die Produktion ist ausschließlich für Europa bestimmt. Kanadische Pelletproduzenten exportieren bis zu eine Million Tonnen Holzpellets jährlich nach Europa, was etwa 75 Prozent der gesamten Pelletproduktion Kanadas entspricht. Die USA werden bald schon die Millionen-Marke auch erreicht haben. Greencircle Bioenergy produziert seit Jahren in seinem 560.000-Tonnen-Holzpelletswerk in Cottondale, Florida bereits Holzpellets für den europäischen Kraftwerksmarkt. RWE und German Pellets kommen hinzu. Die Aussichten sind günstig.

Kanada wird für Europa an Bedeutung verlieren

Denn in Zukunft könnten sich Umschichtungen zeigen: Kanada wird an Bedeutung für den europäischen Pelletmarkt verlieren. Zum einen liegt das an der relativ klein strukturierten Pelletindustrie. Zum anderen an den größeren Entfernungen zu Europa, die im Vergleich zu den US-amerikanischen Werken, die an der Ostküste sitzen, Wettbewerbsnachteile bringen. Die kanadische Pelletindustrie hat ihr Zentrum in British Columbia am Pazifik. Es zeichnet sich auch ab, dass Kanada einen eigenen Kraftwerksmarkt für Holzpellets entwickelt. Zudem werden die Exportbemühungen nach Asien forciert, insbesondere Japan.

Pellets für den US-Binnenmarkt

Die US-amerikanische Pelletproduktion und damit auch German Pellets mit seinem Engagement in Texas profitieren vom starken Rückgang der Bauholzproduktion infolge der Bau- und Finanzkrise in den USA. Holz steht insbesondere in den südöstlichen Bundesstaaten wie Alabama, Georgia, South Carolina und Florida en masse zur Verfügung. Für die US-amerikanischen Werke tut sich zudem auch die Perspektive eines eigenen Binnenmarkts für Industriepellets im Kraftwerksmarkt auf. Diskutiert wird der Einsatz auch in den USA. Im Bereich Erneuerbare Energien stehen die USA erst ganz am Anfang. So steht eine Alternative in Aussicht, sollte der europäische Markt, aus welchen Gründen auch immer, für US-amerikanische Pelletproduktionen dereinst uninteressanter oder schwieriger werden, zum Beispiel weil auch Brasilien sich anschickt, Holzpellets nach Europa zu exportieren und Russland weitere Produktionskapazitäten aufbaut.

Allerdings zeigt das Engagement RWE’s in Georgia auch, dass die Energiekonzerne die vertikale Integration bestrebt sind auszubauen und somit konstante Lieferströme über den Atlantik etabliert werden. Faktoren wie Versorgungssicherheit sind für die Unternehmen entscheidend. Sie werden sich in Zukunft vermehrt auch über eigene Produktionen diesbezüglich absichern. (Dittmar Koop)