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Drei Jahre nach Fukushima

Versagen und verseuchen

Erschreckend schnell ist man doch wieder zur Tagesordnung übergegangen. Die Meister des Herunterspielens, Totschweigens und der Verschleierung sind zahlreich. Doch nach wie vor sind 150.000 Menschen aus dem betroffenen Gebiet evakuiert. Die Menge des radioaktiven Cäsiums im Keller der Reaktorgebäude wird auf das 1,5fache dessen geschätzt, was in Tschernobyl freigesetzt wurde.Eine neue Umfrage besagt, dass die Bewohner von Fukushima den Eindruck haben, der atomare Gau vor ihrer Haustür sei in Japan in Vergessenheit geraten. Die Fukushima-Bewohner sind empört über das Scheitern der japanischen Regierung beim Umgang mit der Katastrophe, sie stehen der Tatenlosigkeit der Regierung beim weiteren Austritt von verseuchtem Wasser hilflos gegenüber. Die großen Leckagen der Tanks, in denen hochradioaktives Kühlwasser lagert, werden nicht abgedichtet. Die Menge des radioaktiven Cäsiums im Keller der Reaktorgebäude wird auf das 1,5fache dessen geschätzt, was in Tschernobyl freigesetzt wurde.

Der Atomkonzern Tepco und die Regierung haben die Katastrophe nicht im Griff. Welche Regierung hat kläglicher versagt: Die sowjetische im Fall von Tschernobyl oder die japanische? Eine fast zynische Frage, die man sich stellt angesichts der nach wie vor übergroßen Gefahr für die Menschen, die in der Nähe des Sperrgebietes leben, angesichts der Vielzahl menschlicher Schicksale, der verlorenen Existenzgrundlagen. Die Grenzwerte für die atomare Belastung der Bevölkerung wurden so hoch gesetzt, wie für die Arbeiter an verseuchten Reaktor. Kein Mediziner könnte diese Werte als unbedenklich erklären. Aber auf diese Weise muss die Regierung nicht noch mehr Menschen evakuieren. Schwerwiegende Gesundheitsfolgen werden die Konsequenz sein.

Die Kritik trifft aber nicht allein die japanische Regierung und den Atomkonzern Tepco. Auch die Internationale Gemeinschaft hat versagt. Sie sieht tatenlos zu, wie sich die atomaren Giftstoffe weiter ausbreiten und Menschen und Umwelt nachhaltig schädigen. Hier geht es einmal mehr um den Lobbyismus der Besitzstandswahrer. Die Internationale Atomenergie Organisation will Schaden von der Atomindustrie abwenden. Dabei ist Handeln längst überfällig. Wann wird endlich eine Internationale Task Force Fukushima vor Ort das Katastrophenmanagement übernehmen? Drei Jahre sind vergangen, die uns vor Augen geführt haben, dass Atomkraft eben nicht die saubere Energiequelle ist, als die sie uns allseits verkauft werden soll: Bei den Amerikanern, wenn es um einen Ausbauziel für „Clean Energy“ geht. Bei den Briten, die ab 2017 einen Einspeisetarif für „Clean Energy“ haben und auch in der EU, die ähnliche Pläne verfolgt.   (Nicole Weinhold)