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Industrieforum Pellets IFP2011

Wärmemarkt erkennt noch nicht Pellets

Derzeit trifft sich die Pelletbranche in der Neuen Messe Stuttgart auf dem Industrieforum Pellets, der zentrale Fachkongress der Branche global. Rund 550 Teilnehmer aus über 30 Ländern diskutieren heute und morgen über Entwicklungen am Markt. „Der Wärmemarkt stagniert“, berichtet Helmut Matschnig vom österreichischen Kesselhersteller KWB zur Situation am Kesselmarkt. Die Leitmärkte in Mitteleuropa, Deutschland und Österreich zeigen aktuell konstante Zuwachszahlen. Beide Märkte wachsen um etwa 20.000 abgesetzte Einheiten pro Jahr. Bei zunehmendem Anlagenbestand sinkt derzeit die Wachstumsrate.

Musterland Österreich

Musterland in Mitteleuropa bleibt Österreich. Der Anteil der Biomassefeuerungen in der Alpenrepublik liegt mittlerweile bei über 30 Prozent. Jede dritte Installation ist eine Holzheizung. In manchen Bundesländern ist Heizöl bereits die Nische. Allerdings entfällt der Löwenanteil auf Hackschnitzel- und Scheitholzfeuerungen. Pellets machen laut Matschning in Österreich etwa vier Prozent beim Biomasseanteil aus. In Frankreich und Deutschland beträgt der Anteil aller Biomassefeuerungen nur ein beziehungsweise drei Prozent am Modernisierungsmarkt. Zusammen genommen halten in diesen drei Ländern Biomassefeuerungen derzeit einen Anteil von vier Prozent am Markt der Kesselmodernisierungen. „Jährlich werden in diesen drei Ländern 1,2 Millionen Kessel ausgetauscht“, berichtet Matschnig, Aber nur insgesamt rund 45.000 Pelletkessel wurden installiert, davon in Österreich und Deutschland jeweils 20.000, in Frankreich 5.000. Matschnig macht zwar auch die Erneuerbare-Energien-Politik in Europa dafür verantwortlich, die der Biomasse im Wärmsektor nicht die nötige Aufmerksamkeit schenke: Die Politik fokussiere bei Erneuerbaren Energien zu sehr auf Solar und Wind. Doch zählt das als Argument nicht nur.

Förderung reicht nicht

Matschnig berichtet, dass die Marktentwicklung offenbar nicht so sehr vom Vorhandensein staatlicher Förderung und anderer Rahmenbedingungen abhängt, wie man annimmt: „In Österreich ist das Thema Holzheizung sehr populär.“ Die Förderung ist dort aber ein Flickenteppich. In Deutschland, wo die Förderbedingungen stabil sind, stagniert der Markt bei rund 20.000 neu installierten Feuerungen pro Jahr. Auch die derzeit hohen Preise für Heizöl und Erdgas haben in Deutschland nicht zur Marktbelebung geführt, genausowenig wie spezifische Wärmepreise pro Kilowattstunde aus Pellets, die beispielsweise in Deutschland um etwa 30 Prozent unter dem von Heizöl und Erdgas liegen. Matschnig: „Die Rahmenbedingungen reichen nicht aus, um Pellets aus der Nische zu bekommen.“

Fossile machen mobil

Den günstigen Rahmenbedingungen stehen starke Markthemmer entgegen: Nach wie vor wird offenbar oft noch am Markt die Frage nach der Versorgungssicherheit mit Pellets von Verbrauchern gestellt. Außerdem ist auch die Frage von Feinstaub bei Pelletfeuerungen trotz Überzeugungsarbeit der Pelletbranche bei Verbrauchern noch längst nicht vom Tisch. Auch starkes Marketing der fossilen Lobby für Heizöl und Erdgasfeuerungen arbeitet gegen die Absatzentwicklung bei Pelletfeuerungen. Heizöl und Erdgas haben die grüne Rehabilitierung über die Kombination mit Solarthermie für sich entdeckt und forcieren dies aggressiv.

Reduktion und Konzentration

Um aus der Nische herauszukommen, muss sich die Branche laut Matschnig eindeutiger und klarer am Markt positionieren. Konkret fordert er von der Branche eine Reduktion der Argumente pro Pellets gegenüber Installateuren und Kunden, um das, was das Heizen mit Pellets ist, klarer zu profilieren und zu konzentrieren. „Wir müssen das Thema Holzpellets mit einer klaren Botschaft aufladen“, fordert Matschnig.

Baustelle Systempreis

Allerdings ist ein zentrales Problem der Verbreitung von Pelletsystemen der hohe Preis dieser im Vergleich zu Heizöl oder Erdgas. Die Amortisation einer Pelletfeuerung ruht auf den Schultern der Brennstoffproduzenten über die relativ niedrigen Betriebskosten. Doch reicht das allein nicht, um die Hürde der hohen Anfangsinvestionskosten zu nehmen. (Dittmar Koop)