Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat einen Monitoringbericht zum Stand und zur Entwicklung der Versorgungssicherheit im Bereich von Elektrizität erstellt. Dieser wurde von der Bundesregierung veröffentlicht. Für diesen Bericht haben die Experten der BNetzA die Entwicklung im Stromsystem bis zum Jahr 2035 modelliert und analysiert. „Die Stromversorgung ist auch in Zukunft sicher, wenn zusätzliche steuerbare Kapazitäten errichtet werden“, fasst Klaus Müller, Präsident der BNetzA, die Ergebnisse zusammen. „Unser Monitoring unterstreicht die Bedeutung der von der Bundesregierung geplanten Kraftwerksstrategie. Die weiteren notwendigen Kapazitäten sollten über einen Kapazitätsmechanismus bereitgestellt werden. Außerdem ist es wichtig, dass immer mehr Stromverbraucher flexibel auf Strompreise reagieren“, benennt er die Aufgaben.
Ohne Wind und Sonne mehr steuerbare Leistung notwendig
So haben die Analysten der BNetzA drei verschiedene Szenarien modelliert, wie sich das Stromsystem in den kommenden Jahren entwickeln würde. Bei einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren wie bisher würde sich bis 2035 ein Bedarf an zusätzlicher steuerbarer Leistung von bis zu 22,4 Gigawatt ergeben. Hier sind Gaskraftwerke nur als ein Beispiel genannt. Diese sind aber nicht ausschließlich für die Integration von volatilen Erzeugern wie Photovoltaik und Windkraft notwendig, sondern auch aufgrund der fortschreitenden Elektrifizierung. Denn die Analyse hat ergeben, dass der Bedarf an steuerbarer Leistung auf bis zu 35,5 Gigawatt steigt, wenn die Energiewende verzögert wird.
Mehr Speicher als Flexibilität nutzen
Doch die steuerbaren Erzeugungsanlagen sind nicht der Schlüssel der zukünftigen Energieversorgung. Vielmehr spielt hier die Flexibilität eine zunehmende Rolle. In Zukunft werden Batteriespeicher und Pumpspeicherkraftwerke immer wichtiger, deren Ausbau entscheidend für die Stabilität der Versorgung ist. „Speichertechnologien zeichnen sich dadurch aus, schnell und damit flexibel auf unterschiedliche Situationen im Strommarkt reagieren zu können“, schreiben die Analysten in ihrem Bericht. Allerdings wurden bei den Berechnungen der möglichen Speicherkapazitäten nicht alle Potenziale einbezogen, weshalb der gesamte Bericht nur bedingt Aussagen hinsichtlich Versorgungssicherheitsrisiken zulässt, wie die Experten des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (BNE) bei der Analyse des Berichts festgestellt haben.
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Lasten flexibilisieren – Netze digitalisieren
Eine entscheidende Rolle wird aber die Flexibilisierung der Lasten durch Wärmepumpen oder Power-to-Gas-Anlagen spielen. „Es müssen die notwendigen infrastrukturellen und marktlichen Voraussetzungen geschaffen werden, damit genügend private Verbraucher einschließlich industrieller Betreiber von Großwärmepumpen ihr Flexibilisierungspotential am Markt zur Verfügung stellen. Die Installation geeigneter Messsysteme ist eine zwingende Voraussetzung, um die Flexibilitäten von Haushaltswärmepumpen und Elektrofahrzeugen zu erschließen“, schreiben die Analysten dem Bundeswirtschaftsministerium die nächstliegenden Aufgaben ins Lastenheft. „Die Stromversorgung in 2030 hat vor allem ein Digitalisierungs- und Flexibilitätsproblem“, betont Robert Busch, Geschäftsführer des BNE.
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Verzögerter Ausbau der Erneuerbaren gefährdet Versorgungssicherheit
Außerdem zeigen die Ergebnisse der Analyse, dass der zügige Ausbau von Photovoltaik und Windkraft nicht nur für das Erreichen der Klimaschutzziele wichtig ist. „Verzögerungen beeinflussen auch das Versorgungssicherheitsniveau“, warnen die Experten der BNetzA. „Somit trägt ein weiterhin dynamischer Ausbau erneuerbarer Energien auch zur Versorgungssicherheit bei.“
Sie verweisen hier auch auf die Möglichkeit, mit Ökostrom die Börsenstrompreise zu senken, sodass auf der Nachfrageseite die Flexibilitätspotenziale auch ausgeschöpft werden können. Für die Stabilität müssen aber die volatilen Ökostromanlagen künftig steuerbar sein. Die Betreiber müssen auf die Marktpreissignale reagieren und die Anlagen entsprechend fahren. Dies könnte dann sicherlich auch den Ausbau von Speichern weiter vorantreiben, wenn dieser nicht weiterhin politisch behindert wird.
Den gesamten Monitoringbericht der BNetzA finden Sie auf der Webseite des Bundeswirtschaftsministeriums zum kostenlosen Download.