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Neue Marktmodelle

Ökostromanbieter blasen zum Angriff

Die Ökostromanbieter Elektrizitätswerke Schönau, Naturstrom und Greenpeace Energy haben ihr Ökostrom-Markt-Modell (ÖMM) vorgestellt. Über dieses Modell können sie ihren Kunden zertifizierten Ökostrom anbieten und gleichzeitig die Zahlungen der EEG-Umlage für alle Verbraucher senken. Außerdem ermöglicht es den Anlagenbetreibern, ihren Strom zu verkaufen, ohne ihn an der Strombörse selbst vermarkten zu müssen. Dazu schließt er einen Vertrag mit dem Stromanbieter, der am ÖMM teilnimmt. Für den gelieferten Grünstrom bekommt er den Marktpreis und zusätzlich einen Bonus. Die Differenz zwischen der Einspeisevergütung und dieser Zahlung vom Ökostromanbieter zahlt wie bisher der Netzbetreiber. Dieser wiederum legt die Zahlungen an den Anlagenbetreiber wie bisher über die EEG-Umlage auf alle Verbraucher um.

Keine Mehrkosten für die Allgemeinheit

Da allerdings für die gesamte Menge des zertifizierten Ökostroms, die die Verbraucher bekommen, die volle EEG-Umlage gezahlt wird, fallen keine Mehrkosten für die Allgemeinheit an. Im Gegenteil, denn die Ökostromanbieter leisten zusätzlich zur EEG-Umlage eine Ökostromzahlung, die ebenfalls dem EEG-Konto gutgeschrieben wird. Am Anfang soll diese Ökostromzahlung soll zu Beginn 0,25 Cent pro Kilowattstunde betragen. Das ist sozusagen der Preis, den der Versorger bezahlt, um den Strom klar als Strom aus einheimischen Photovoltaik- und Windkraftanlagen zu zertifizieren. Bisher wird dieser Strom meist unzertifiziert als Graustrom an der Börse gehandelt. „So stellen wir uns die Energiewende nicht vor und so stellen sich auch die meisten Bürgerinnen und Bürger die Energiewende nicht vor“, kritisiert Sebastian Sladek von den Elektrizitätswerken Schönau das bisherige System. Will ein Anbieter den Strom zeritfizieren, so kostet das jetzt ohnehin schon Gebühren. Steigt der Anteil des im ÖMM vermarkteten Stroms aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen über zehn Prozent, steigt auch die Ökostromzahlung. Die drei Ökostromanbieter haben errechnet, dass die Zahlung maximal auf 18,75 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2014 steigen würde, wenn der gesamte in deutschen Solarstrom- und Windkraftanlagen erzeugte Strom über das ÖMM vertrieben würde. Damit wäre auch das gesamte EEG-Konto abgedeckt und die anderen Stromkunden müssten keine EEG-Umlage mehr zahlen.

Ökostrom Markt Modell | Der Ökostromanbieter zahlt dem Anlagenbetreiber einen Marktpreis. Die Differenz zur Einspeisevergütung bekommt dieser weiterhin vom Netzbetreiber. Dafür liefert der Anlagenbetreiber Grünstrom an den Stromanbieter. Dieser liefert den zertifizierten Ökostrom aus der Region an den Endkunden. Für die Zeritfizierung zahlt der Stromanbieter eine Ökostromabgabe zusätzlich zur EEG-Umlage auf das EEG-Konto. Die Kosten für die Zertifizierung legt er wiederum auf den Endkunden um. - © EWS/Greenpeace Energy/Naturstrom
Ökostrom Markt Modell | Der Ökostromanbieter zahlt dem Anlagenbetreiber einen Marktpreis. Die Differenz zur Einspeisevergütung bekommt dieser weiterhin vom Netzbetreiber. Dafür liefert der Anlagenbetreiber Grünstrom an den Stromanbieter. Dieser liefert den zertifizierten Ökostrom aus der Region an den Endkunden. Für die Zeritfizierung zahlt der Stromanbieter eine Ökostromabgabe zusätzlich zur EEG-Umlage auf das EEG-Konto. Die Kosten für die Zertifizierung legt er wiederum auf den Endkunden um.

Angebot und Nachfrage in Einklang bringen

Gleichzeitig müssen die am ÖMM teilnehmenden Stromversorger garantieren, dass der Strom aus ihren Vertragsanlagen auch tatsächlich vom Kunden verbraucht wird. Fallen Überschüsse an, kann er versuchen, diese an einen anderen Kunden im ÖMM anzubieten. Gelingt das nicht und der Strom muss an der Börse vermarktet werden, muss der Ökostromanbieter eine Strafe zahlen, die ebenfalls dem EEG-Konto gutgeschrieben wird. Insgesamt müssen die Anbieter, die am ÖMM teilnehmen, einen gewissen Anteil an flunktuierendem regenerativem Strom im Portfolio haben. Diese Quote muss mindestens der aktuellen EEG-Quote, bezogen auf den nichtprivilegierten Letztverbrauch, entsprechen. Das wären in diesem Jahr zwischen 39 und 40 Prozent. Damit haben die Anbieter im ÖMM den Druck, die Stromerzeugung und den Verbrauch ihrer Kunden anzugleichen. Das können sie entweder durch die Steruerung der Erzeugungsanlagen oder durch die Lastverschiebung der Kunden erreichen. „Der Vorschlag schafft die Voraussetzungen, um Ökostrom aus EEG-vergütungsfähigen Anlagen in deutlich größerem Umfang als bisher in eine sichere und saubere Versorgung von Kunden einzubinden“, sagt Oliver Hummel, Vorstand von Naturstrom. Denn letztlich trägt diese Regelung nicht nur zur Systemstabilität bei, sondern auch dazu, dass der letzte Schritt der Energiewende in Angriff genommen wird, nämlich auch die Grundlast mit fluktuierenden erneuerbaren Energien abzudecken.

Akteursvielfalt bleibt erhalten

Gleichzeitig bleibt die Akteursvielfalt bei der Energiewende erhalten. Die Ökostromanbieter, Stadtwerke und Bürgerenergiegenossenschaften werden auch in Zukunft eine tragenden Säule der Energiewende sein. „Das Ökostrom-Markt-Modell kann die Bürgerenergiewende als demokratisches Projekt stärken. Es garantiert Akteursvielfalt und sorgt dafür, dass der Markt nicht nur den großen Konzernen überlassen wird“, resümiert Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy. Außerdem könne man mit diesem Modell die tatsächliche Zahlungsbereitschaft der Stromkunden ermitteln. Setzt sich das vorgestellte Modell durch, dann wäre die leidige Strompreisdebatte obsolet. (Sven Ullrich)