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Photovoltaik Kostenentwicklung

Preise sinken, Nachfrage steigt

Die Preise für Solarstromanlagen werden auch in den kommenden Jahren weiter sinken. Allerdings fällt der Kostenrückgang nicht mehr so steil aus, wie in den vergangenen Jahren. Das ist ein Ergebnis einer umfassenden Studie der Marktanalysten von GTM Research aus Boston, in der sie untersucht haben, wie sich die Preise für die einzelnen Komponenten und die jeweilige Nachfrage danach entwickelt.

So werden die Systempreise für große Solarparks in den nächsten fünf Jahren durchschnittlich um weitere sieben Prozent zurückgehen. Kosten sie derzeit durchschnittlich noch etwas mehr als einen Dollar pro Watt installierter Leistung, wird dieser Preis bis 2022 auf etwa 70 bis 80 Cent zurückgehen. Zum Vergleich: In den Jahren 2012 bis 2017 betrug der Preisverfall durchschnittlich zwölf Prozent pro Jahr. Im gleichen Zeitraum gingen die Systemkosten für kleine Dachanlagen jedes Jahr im Schnitt um neu Prozent zurück. Den stärksten Preisverfall konnten die Analysten im Segment der gewerblichen Dachanlagen verzeichnen. Diese gingen in den vergangenen Jahren jedes Jahr um 15 Prozent zurück. Doch auch hier wird sich der Rückgang der Systemkosten verlangsamen, wie das auch für das Segment der Freiflächenanlagen der Fall sein wird.

Überkapazitäten abgebaut

Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Einer der wichtigsten ist, dass die Preise für Solarmodule in den kommenden fünf Jahren nicht mehr so stark sinken, wie das in den vergangenen Jahren der Fall war. Bis Mitte dieses Jahres erwarten die Analysten aus Boston kaum einen Preisrückgang – eher eine ganz leichte Preissteigerung aufgrund der hohen Nachfrage in China und den Strafzöllen, die in den USA und in Europa immer noch gültig sind. Aber danach werden die Modulpreise wieder sinken – von derzeit 0,37 auf 0,23 Dollarcent pro Watt Modulleistung im Jahr 2022. Der langsamere Preisrückgang liegt dann vor allem auf einem ausgeglicheneren Verhältnis zwischen Produktionskapazitäten und Nachfrage auf dem weltweiten Modulmarkt. Dieses wird sich auf ein für die Industrie und den Markt relativ gesundes Niveau von 40 bis 60 Prozent Überkapazitäten einschwingen.

Auch die Kosten für die Leistungselektronik werden in den nächsten Jahren weiter sinken. Allerdings wird der Rückgang in den nächsten fünf Jahren – je nach Produktkategorie – zwischen fünf und zehn Prozent pro Jahr betragen. In den vergangenen beiden Jahren gingen die Kosten für die Leistungselektronik um zehn bis 20 Prozent zurück. Dabei ist vor allem bei kleineren Geräten wie einphasigen Stringwechselrichtern oder Modulwechselrichtern noch Luft. Die Möglichkeiten für einen Preisrückgang bei größeren Geräte wie dreiphasige Stringinverter oder Zentralwechselrichter ist nahezu ausgeschöpft.

Systemspannung der Solarparks steigt

Entsprechend sehen auch die Anteile der einzelnen Komponenten und Leistungen beim Rückgang der Systemkosten aus. Module werden weiterhin den größten Anteil daran haben, dass die Kosten für große Solarparks sinken. Wenig Beitrag dazu werden die Leistungselektroniker leisten können. Allerdings werden die Kosten für die anderen elektronischen Komponenten drastisch sinken – auch wenn das kaum riesige Auswirkungen auf die Gesamtkosten für ein System haben wird, weil die Kostenanteile dafür ohnehin sehr gering sind. Aber viel wird vor allen die 1.500-Volt-Technologie bringen. Diese wird sich weiter durchsetzen und bis zum Jahr 2022 wird der Anteil der dann neu installierten Solarparks mit 1.500 Volt Systemspannung von derzeit etwa 13 bis auf über 90 Prozent steigen. Dann werden 70 Prozent aller weltweit Solarkraftwerke mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt mit der 1.500-Volt-Technologie ausgestattet sein.

Eine weitere wichtige Entwicklung steht dem Markt für Leistungselektronik bevor. Diese hat schon begonnen, sie wird sich aber in den kommenden Jahren weiter in diese Richtung bewegen. Gemeint ist hier der Anteil der zentralen Lösungen im Vergleich zum Bau von großen Solarparks mit Stringwechselrichtern. Denn schon im vergangenen Jahr wurden nur noch 42,382 Gigawatt Solarparkleistung mit Zentralwechselrichtern gebaut – ein Wachstum im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent. Mit Stringwechselrichtern wurden hingegen Solarkraftwerke im Megawatt-Segment mit einer Gesamtleistung von 46,233 Gigawatt errichtet. Das sind 49 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Damit lagen die dezentralen Lösungen erstmals im Segment der großen Freiflächenanlagen mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt über den zentralen Lösungen.

China und Indien baut mit Stringwechselrichtern

Dabei sind es vor allem die vielen Solarparks in China und Indien, die mit Stringwechselrichtern gebaut werden. Aber auch in Europa und in der Türkei werden immer mehr Solarparks mit dezentraler Leistungselektronik errichtet. In Amerika, in Afrika und in Australien werden hingegen die zentralen Lösungen weiter dominieren.

Entsprechend steht die Industrie vor weiteren Entscheidungen, in welche Richtung sie die Produktentwicklung treibt. Neben der Frage, ob String- oder Zentralwechselrichter gefragt sind, steht sie auch im kleinen Segment vor der Entscheidung zwischen Modulwechselrichtern und Stringwechselrichtern. Im Kraftwerksmaßstab ist auch die Frage weiter interessant, ob zeltral angetriebene Tracker oder dezentrale Nachführsysteme jeweils die bessere Wahl sind. In den vergangenen Jahren haben die dezentral angetriebenen Nachführsysteme immer mehr Marktanteile hinzugewonnen. Das liegt neben einem verbesserten Marketing vor allem daran, dass die Systeme technisch weiterentwickelt wurden und nicht mehr so anfällig gegen höhere Windlasten sind. Außerdem sind die Motoren preiswerter geworden und brauchen weniger Energie. Schließlich sind das die zentralen Grund für die Entscheidung für ein zentrales System.

Insgesamt wird sich der weltweite Photovoltaikmarkt weiter entwickeln. So erwarten die Bostoner Analysten für dieses Jahr einen Zubau von 104 Gigawatt. Die Nachfrage wird in den kommenden fünf Jahren zwar immer langsamer steigen. Doch im Jahr 2022 erreicht der Photovoltaikmarkt ein Volumen von 125 Gigawatt weltweit. (Sven Ullrich)