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SDL-Bonus

Bessere Stromkurvenformel

Eine vom Land Schleswig-Holstein geförderte Stromkurven-Messkampagne könnte der Windkraftbranche helfen, die Einspeisequalität von Windparks künftig vor Netzanschlüssen präzise einzuschätzen. Binnen eines halben Jahres müsste dann daraus eine Formel abgeleitet werden, die so genannte Oberschwingungen prognostiziert. Das Phänomen ist für manche Stromabnehmer schädlich und entsteht bei der Taktung der Sinuskurven in den Umrichtern der Windräder. Seit 2009 verbietet eine Verordnung zu so genannten Systemdienstleistungen (SDL) die Einspeisung bei deutlichen Oberschwingungen. Allerdings lieferten die bisherigen Vorabberechnungen meist unrealistisch hohe Werte und ließen Windparks reihenweise durchfallen. Mit 96.000 Euro finanziert das Bundesland nun Oberschwingungs-Messungen an den Netzanschlüssen von bis zu sechs neu installierten und bereits einspeisenden Windparks zur Hälfte. Die andere Hälfte trägt das mit den Messungen beauftragte Gutachterbüro MOE selbst.

“Anfangs scheiterte sogar jeder zweite Windpark bei den Oberschwingungsprognosen an den vorgegebenen Werten”, beziffert MOE-Geschäftsführer Jochen Möller das Problem. Und er schätzt “Seit April fallen immer noch rund 20 Prozent erstmal durch.” Von 170 bislang durch MOE für die SDL-fähige Einspeisung geprüften Windparks liege allerdings erst für 62 davon ein vorläufiges Gutachterergebnis vor, und nur zwei davon seien bereits durchgefallen.

In einer Eilentscheidung hatten die im Energieversorgerverband BDEW zusammengeschlossenen Netzbetreiber noch im März vorläufige Regelungen für die verbandseigene BDEW-Mittelspannungsrichtlinie beschlossen. Auf diese Richtlinie verweist die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verankerte SDL-Verordnung nämlich - und sie erlaubt seit 1. April bei den Oberschwingungen gewisse Abweichungen einer begrenzten Anzahl von Werten. Windparks mit prognostizierten Werten oberhalb dieser Limits dürfen nun zwar anders als von der ursprünglichen SDL-Verordnung vorgesehen doch ans Netz - und sie erhalten von den Netzbetreibern zugleich die oberhalb der Strommarktpreise liegenden EEG-Vergütungssätze Allerdings müssen die Windparkbetreiber danach noch die Oberschwingungen am Einspeisepunkt des Netzes mit eigenen Messungen prüfen. Liegen sie tatsächlich zu hoch, fallen die Turbinen durch und dürfen nicht einspeisen. Das von den Branchenteilnehmern bislang anerkannte Gremium für die Entwicklung von SDL-Zertifizierungen FGW muss nun eine neue Formel entwickeln, die Oberschwingungen geplanter Windparks vorab viel präziser vorberechnen kann als bisher.

Auf Daten aus bisherigen Nachmessungen von Oberschwingungen können die Formelberechner allerdings nicht zurückgreifen, weil Netz- und Windparkbetreiber sie nicht veröffentlichen wollen. Das von Schleswig-Holstein nun geförderte Messprogramm soll diese Datenbasis zusammenstellen helfen.

(Tilman Weber)