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An der Börse schießen Wind- und Solarfirmen durch die Decke

Zeitenwende. Bundesfinanzminister Christian Lindner überraschte im Dezember mit dem Entschluss, 60 Milliarden aus nicht genutzten Kreditermächtigungen für Coronahilfen in den Energie- und Klimafonds (EKF) zu schieben. Nun will er insgesamt bis 2026 rund 200 Milliarden Euro für den klimafreundlichen Umbau des Landes bereitstellen. Diese sollten unter anderem für Elektro-Ladesäulen, Wasserstoff-Erzeugung oder auch die Dämpfung des Strompreises durch die Abschaffung der Umlage für erneuerbare Energien aufgewendet werden. Doch es hagelt Kritik, weil das Geld überwiegend schon vorher im Finanzplan der Regierung vorgesehen war. Der Präsident des Naturschutzbunds, Krüger, führte aus, über die bisherigen Pläne hinaus solle der Energie- und Klimafonds lediglich mit 30 Milliarden Euro über die nächsten fünf Jahre ausgestattet werden. 

Gleichwohl war auch die 200-Milliarden-Ankündigung mit dafür verantwortlich, dass an der Frankfurter Börse eine positive Stimmung bei Solar- und Windtiteln in dieser Woche spürbar wurde. Vor allem aber ist es der Ukraine-Krieg, der alles durchwirbelt.

Laut dem Börsenjournalist Alfred Maydorn hat etwa Jinko Solar seit Kriegsbeginn um 35 Prozent zugelegt, Solar Edge ist um 40 Prozent gestiegen und der dänische Offshore-Wind-Spezialist Orsted hat sich um 30 Prozent verteuert. Siemens Energy gehörte mit + 6 Prozent zu den Gewinnern gestern an der Börse. Wechselrichterhersteller SMA legte um fast 15 Prozent zu, Wind- und Solarplaner Encavis um fast 10 Prozent. Die Aktie von Sun Power hat sich allein gestern um 19 Prozent verteuert. Der ewig schwächelnde Windhersteller Nordex gehörte gestern zu den meistgehandelten Aktien und stieg um fast 9 Prozent. Orsted ist von Ende Februar unter 90 auf 126 Euro pro Aktie geklettert, Jinko Solar von 35 auf über 50. Biosprithersteller Verbio und Planer Energiekontor gehörten ebenfalls zu den Gewinnern.  

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Ein großer Treiber der Regenerativtitel ist ohne Zweifel der Ukrainekrieg und die Überlegungen, wie es möglichst schnell möglich wäre, sie von russischem Gas unabhängig zu machen. Pascal Menges, Head of Equity Investment Process and Research, Lombard Odier Investment Managers (LOIM), kommentiert dazu: „Der arabisch-israelische Jom-Kippur-Krieg von 1973 ist für den aktuellen Konflikt von besonderer Bedeutung. Als Vergeltungsmaßnahme verhängten die arabischen Länder ein Ölembargo, welches zu einer Vervierfachung des Ölpreises auf 12 USD pro Barrel führte. Dies löste einen massiven kostentreibenden Inflationsdruck aus, was die erste Ölpreiskrise zur Folge hatte, die in einer Rezession mündete. Im gleichen Zeitraum stieg die Rendite der 10-jährigen US-Schatzanweisungen von 9 % auf 12 % und erreichte Ende 1975 einen Höchststand von 14 %. Bis Anfang 1976 führte dies zu einem schwierigen Umfeld für Aktien, als die 10-jährige US-Rendite auf 8 % zurückging.

Russland kontrolliert die Ölmärkte nicht in demselben Maße wie die arabischen Länder 1973, aber es ist ein sehr einflussreiches Land im Rohstoffbereich. Dieser Einfluss erstreckt sich daher auch auf die rohstoffbedingte Inflation. Russland exportiert jährlich etwa 7,5-8,5 mbbld Öl und etwa 240-260 bcm Gas. Die russischen Ölexporte machen derzeit 8 % des weltweiten Angebots aus. Jede Unterbrechung der russischen Ölströme wird angesichts der Fungibilität des globalen Ölmarktes und des Mangels an freien Produktionskapazitäten auf globaler Ebene globale Auswirkungen haben.

Eine Unterbrechung der russischen Gasexporte würde sich unverhältnismäßig stark auf Europa auswirken, da etwa 70 % der russischen Gasexporte hierher gelangen und der Kontinent nur über begrenzte Alternativen verfügt. Je näher die Länder an Russlands Grenzen liegen - vor allem diejenigen, die nicht von Bergen gesäumt sind - desto größer ist die Abhängigkeit von russischem Gas.“ 

Fazit: Jetzt auf erneuerbare Energien zu setzen, ist nicht nur für den Klimaschutz das Gebot der Stunde, sondern auch für unsere Energiesicherheit.