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Deutsche wollen Klimaschutz - nur persönlich kosten soll er wenig

Die Menschen in Deutschland sind zunehmend bereit, persönlich zum Natur- und Umweltschutz beizutragen. Aber nur gut jeder Zweite will laut einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) dafür auch mehr bezahlen. In einer repräsentativen Umfrage unter 2008 Personen war im Frühjahr das Umweltbewusstsein in Deutschland untersucht worden.

Befragte sehen persönliche Vorteile bei umweltfreundlichem Verhalten

Der Studie zufolge wird umweltfreundliches Verhalten nicht mehr nur als Verzicht empfunden. Die Befragten sähen vielmehr auch persönliche Vorteile wie beispielsweise finanzielle Einsparungen, positive Auswirkungen auf die Gesundheit oder Erhöhung der Lebensqualität, schreiben die Autoren Silke Borgstedt, Tamina Christ und Fritz Reusswig.

Zwischen 58 und 68 Prozent der Befragten sehen eine Chance, selbst zum Umweltschutz beizutragen. Genannt werden umweltfreundliches Konsumverhalten, weniger Autonutzung sowie weniger Flugreisen. Dabei sind viele Bürger jedoch inkonsequent. Zwar geben 90 Prozent an, ihre Abfälle zu trennen, zwei Drittel kaufen nach eigenen Aussagen energieeffiziente Geräte, und über die Hälfte boykottiert Produkte von sich nachweislich umweltschädlich verhaltenden Firmen. Aber nur acht Prozent beziehen bislang Ökostrom. Und lediglich drei Prozent leisten Ausgleichszahlungen für z.B. im Verkehr selbst verursachte Klimagase.

Großes Handlungspotenzial im alltäglichen Konsumverhalten

Großes Handlungspotenzial haben die Autoren im alltäglichen Konsumverhalten festgestellt. Zwei Drittel der Befragten sagten, sie kaufen gezielt möglichst umweltschonende Produkte. 64 Prozent gaben an, dass eine entsprechende Kennzeichnung Einfluss auf ihre Kaufentscheidung habe. Aber nur gut die Hälfte (51 Prozent) würde einen Aufpreis für nachweislich klimaverträgliche Produkte akzeptieren. Für 41 Prozent dürfe der allerdings nicht mehr als zehn Prozent des Normalpreises betragen.

Staat soll mehr für Umweltschutz tun

Immer mehr Menschen sind mit dem klimapolitischen Engagement der Politiker unzufrieden. Speziell die Bundesregierung steht dabei im Fokus. Rund 62 Prozent der Befragten meinen, dass der Staat mehr für den Umweltschutz tun müsse. Neben strengeren Gesetzen wird auch gefordert, solche Investitionen staatlich zu fördern, die Energieeinsparungen in Wohnhäusern begünstigen können.

Viele wollen umweltfreundliche Autos, aber nicht weniger oder langsamer fahren

Auch die Umweltentlastung im Straßenverkehr finden weite Teile der Bevölkerung wichtig. So wünschen sich 85 Prozent von der Automobilindustrie die Entwicklung umweltfreundlicherer Fahrzeuge. Konkrete Maßnahmen stoßen jedoch nicht immer auf breite Akzeptanz. Dass man selber weniger und langsamer fahren könnte, sehen nur 58 Prozent der Befragten als einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz an. Der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel wird stark befürwortet, aber eine City-Maut sehen knapp 80 Prozent skeptisch.

Trotz Finanzkrise: Umweltschutz für viele Deutsche wichtig

„Die Umfrage widerlegt Befürchtungen, dass die Finanzkrise den Umweltschutz in den Augen der Menschen in Deutschland weniger wichtig machen würde“, sagt UBA-Präsident Jochen Flasbarth. Sie verdeutliche zudem, dass das Umweltbewusstsein nicht unabhängig von sozialen und kulturellen Faktoren bewertet werden kann. Neben dem jeweiligen Einkommen spielen bei den allermeisten Fragen auch Wertorientierungen und themenbezogene Einstellungen eine gravierende Rolle. Trotz aller Widersprüche sieht Flasbarth Ansatzpunkte für gesetzliche Vorschriften, denn die Studie zeige, wo der Staat angreifen könne.

Autor: Andreas Haude