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Marktanalyse

2017: Schonzeit für die Windbranche ist vorbei

Die Windbranche hat sich rasant entwickelt: 1991 betrug die installierte Leistung in Deutschland noch 108 Megawatt (MW). Mitte 2016 waren es 43,5 Gigawatt (GW) an Land und 3,6 GW auf See. Das sind zusammen 13,3 Prozent Anteil an der Bruttostromerzeugung - von der ja bekanntermaßen ein hoher Kohlestromanteil zu den Nachbarn exportiert werden muss, weil die Kraftwerke nicht abgeschaltet werden. Entsprechend dem Wachstum der installierten Leistung ist auch die Branche gewachsen. Inzwischen arbeiten 150.000 Menschen in der Windenergie. Eine Hausnummer, die sich Politiker vor Augen führen sollten, die für den Erhalt der Kohleindustrie mit Blick auf die dortigen Jobs kämpfen.

Für das zweite Halbjahr 2016 prognostiziert Övermöhle anhand seiner Umfragen unter rund 140 Planern und Betreiber, dass An Land 2,3 Gigawatt hinzu kommen. Im ersten Halbjahr waren es 2,1 GW. Auf See kommt rund ein GW dazu, nachdem im ersten Halbjahr 258 MW installiert wurden. Macht zusammen 4,4 GW onshore und 1,3 GW im Meer. Das wären rund 300 MW weniger als im Vorjahr.

Wie viel wird 2017 und 2018 aufgestellt?

Spannend wird es dann bei den Prognosen für 2017 und vor allem 2018, wenn es an die Ausschreibungen geht. Hier erwarten die deutschen Planer 2017 an Land 4.000 MW und im Wasser 1.200 MW - ein letztes Aufbäumen vor den Ausschreibungen? 2018 werden nur noch 2.000 MW an Land erwartet , 300 MW als Repowering und 800 MW auf dem Meer. Politisch kommt Övermöhle zu dem Schluss, die Windenergie habe "den Rückenwind aus der Politik verloren und als Folge daon kam es zu der Verabschiedung des neuen EEG u.a. mit dem Deckel." Der Ausbaudeckel bei 2,8 GW für Onshore-Windkraft verunsichert die Branche und schränkt sie ein. Die Erneuerbaren werden auf diese Weise weit unterhalb ihrer Fähigkeiten ausgebremst.

Övermöhle sieht als mögliche Ursache für die negative Entwicklung einen is 15 Vertrauensverlust. Die Windbranche trage eine Mitverantwortung - hohe erwirtschaftete Gewinne würden skeptisch betrachtet. Dadurch sei die Diskussion auf eine zu hohe Förderung gekommen. Pachten von 10 bis 15 Prozent seinen normal geworden. Die deutschen Turbinen seien mit 1,4 bis 1,5 Millionen Euro pro MW die teuersten weltweit. Im Ausland gibt es die Anlagen bis zu 40 Prozent günstiger. All dies legt nahe, dass es der Branche in Deutschland bisher besonders gut gegangen ist.

Künftig sollen Bürgerenergiegesellschaften mit Projekten bis 18 MW in Ausschreibungen privilegiert werden. Övermöhle fragt kritisch, ob Projektierer wohl Wege auftun, um von dieser Regelung zu profitieren. Allerdings muss man dabei bedenken, dass in Solarausschreibungen Bürger so gut wie gar nicht zum Zuge gekommen sind, weil die dortigen Vorteile offensichtlich noch nicht ausreichten.

Die Ausschreibungen finden 2017 in der Windbranche erstmals statt. Am 1.5. 2017 werden 800 MW ausgeschreiben, am 1.8. sind es 1.000 MW, am 1.11. 2017 noch einmal 1.000 MW. Övermöhle erwartet 25 bis 40 Bürgerprojekte darunter mit 500 bis 700 MW. BimschG-Genehmgungen werden für 2017 in der Größenordnung der Vorjahre erwartet: für rund 4.000 MW.

Wie wird sich der Markt entwickeln? Der Consultant Övermöhle schätzt, dass die 20 größten Planer, auf die bisher 2.000 MW entfielen, diese Größenordnung zu halten versuchen. Das hieße bei einem auf 2.000 MW schrumpfenden Markt 2018, dass praktisch niemand anders zum Zuge kommt. Rund 130 kleinere Planer würden dann so gut wie nichts mehr abbekommen. Um dem Preisdruck zu begegnen erwartet Övermöhle weitere Zusammenschlüsse, Partnerschaften, Konsolidierung und verbesserte Technologie. (Nicole Weinhold)