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Das Strompreisbremsegesetz hat den PPA-Markt gekillt

Welche besonderen Herausforderungen gibt es derzeit für Regenerativprojektierer?

Felix Auspurg: Insbesondere seit Herbst 2022 gibt es eine regulatorische Unsicherheit aufgrund des sogenannten Strompreisbremsegesetzes, das dafür sorgt, dass nicht mehr klar ist, wie Planer und Investoren kalkulieren können. Eines der Ergebnisse dieses Gesetzes ist, dass der PPA-Markt, welcher vor kurzer Zeit noch politisch unterstützt wurde, derzeit mehr oder weniger tot ist. Da der Gesetzgeber das Thema PPA nicht ausreichend berücksichtigt hat, kann es jetzt unter Umständen dazu kommen, dass mehr Erträge abgeschöpft werden als mit bereits geschlossenen PPAs erwirtschaftet werden können.

Weitere Probleme bestehen bei der Finanzierung der Projekte. Welche sind das genau?

Felix Auspurg: Zum einen ist das Zinsniveau stark gestiegen, was man auch im Erneuerbaren-Bereich merkt. Das heißt, es ist zunehmend teuer sich Geld zu leihen, insbesondere wenn es um die Refinanzierung von Projekten geht. Für zehn oder zwölf Jahre war das relativ günstig. Jetzt muss man Projekte anders strukturieren, weil die Projektierer nicht davon ausgehen können, dass Zinsen, die heute gelten, auch in der Zukunft gelten. Das heißt, wir haben im gesamten Prozess mehr Unsicherheiten, die eingepreist werden müssen. Zum anderen finanzieren normale Banken Projektentwicklungen eher selten und wenn, dann zu sehr hohen Kosten. Das führt dazu, dass viel Eigenkapital oder Eigenkapital-ähnliche Mittel für die Projektentwicklung gebraucht werden. Dabei ist Projektentwicklung das, was die Energiewende voranbringt. In der Entwicklungsphase tun sich die klassischen Finanzinstitute allerdings sehr schwer, da beispielsweise keine laufenden Cashflows generiert werden können.  

Tatsächlich? Viele Geldinstitute haben sich in der Vergangenheit um Kunden aus der Regenerativ-Planung bemüht…

Felix Auspurg: Auf große Banken und Projekte, die ready-to-build oder schon in Betrieb sind, trifft das überwiegend zu. Aber wenn es um die frühe Phase wie die Flächensicherung, Netzanschlussverfahren etc. geht, sehen wir, dass Banken sehr zurückhaltend sind.

Welche Vorteile gibt es denn, wenn man stattdessen auf Crowdinvesting als Finanzierungsform setzt?

Felix Auspurg: Zum einen sind wir schneller im Vergleich zu anderen Finanzierern. Wir können sehr schnell eine Aussage treffen, ob wir uns die Finanzierung vorstellen können oder nicht. Und dann auch direkt in die Umsetzung gehen. Insbesondere bei der Projektentwicklung haben wir die Möglichkeit, flexiblere Finanzierungen zu strukturieren, die exakt zu den jeweiligen Projekten passen. Eine Bankenfinanzierung ist in der Regel starr, man muss einen gewissen Cashflow erwirtschaften, damit es sich rechnet. Bei einem Crowdinvesting können wir die Finanzierung deutlich flexibler ausgestalten, indem wir mit variablen Komponenten arbeiten, die dann zur Geltung kommen, wenn gutes Geld verdient wird. Dann gibt man einen Teil der Gewinne an die Anlegerinnen und Anleger weiter, so dass beide profitieren. Das haben wir schon mehrfach gemacht und das funktioniert sehr gut.

Geben Sie bitte ein Beispiel für diese flexiblen Finanzierungsstrukturen.

Felix Auspurg: Eine variable Komponente, die wir seit etwa einem Jahr einbauen, ist eine Kopplung an den Strompreis – vereinfacht gesprochen. Wir orientieren wir uns dafür beispielsweise an den Monatswerten von Windenergie an Land. Wenn der Monatsmarktwert im Mittel für dieses Jahr einen Wert X überschreitet, gibt es für die Investorinnen und Investoren einen Bonuszins. Das ist etwas, was für uns in der Strukturierung einfach ist. Und für die Projektbetreiber ist das gut zu machen, weil sie in diesen Fällen ohnehin einen hohen Überschuss erwirtschaften. Mit anderen Worten: Es tut ihnen nicht weh. Das ist ein Best Practice, das wir bei allen Windvorhaben so nutzen und das gut verstanden wird, weil es ein transparenter und nachvollziehbarer Wert ist.

Wie lassen sich lokale Bürger stärker involvieren, um eine erhöhte Akzeptanz zu schaffen?

Felix Auspurg: Da haben wir in der Vergangenheit verschiedene Modelle umgesetzt. Das ging von einer kurzen Exklusivphase, wo erstmal nur die Leute investieren konnten, die in der Nähe des entsprechenden Windparks wohnten bis zu angepassten Konditionen, dass die Personen, die vor Ort wohnen, auch etwas mehr Rendite abbekommen. Da ist viel möglich. Wir haben auch gesehen, dass das von einigen Kommunen explizit gefordert wurde. Das war dann auch eine Bedingung für die Baugenehmigung, dass es diese Beteiligungsmöglichkeit für die Menschen in unmittelbarer Nähe gibt. Aufgrund der Vertragsfreiheit in Deutschland sind wir da sehr flexibel, von exklusiver Ansprache, speziellen Konditionen bis hin zu Mitbestimmungsrechten. Da ist vieles denkbar. Das haben wir sowohl im Wind als auch bei PV bereits erfolgreich erprobt.

Wieviel haben Sie schon umgesetzt in Deutschland?

Felix Auspurg: Insgesamt haben wir mehr als 145 Millionen Euro an Kapital vermittelt, etwa die Hälfte davon an Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien. Der Rest fließt in energieeffiziente Immobilien und Startups mit wirklich nachhaltigem Geschäftsmodell.

In welchem Prozentbereich liegt der Crowdinvesting-Anteil?

Felix Auspurg: Bei Bestandsanlagen liegt der Anteil der Tranche, die über Crowdinvesting finanziert wird, in der Regel zwischen 10 und 20 Prozent. Der Rest ist dann echtes Eigenkapital und Fremdkapital. In der Projektentwicklung kann der Crowdanteil aber deutlich höher sein. Das kommt dann auf die Instrumente und Risiken an. Aber da ist es üblich, dass auch mal mehr als die Hälfte über die Crowd gestemmt wird.

Apropos Risiken. Wie hoch ist das Risiko für Anlegerinnen und Anleger?

Felix Auspurg: Da es sich in der Regel um nachrangiges Kapital handelt, ist immer ein Ausfallrisiko gegeben. In letzter Instanz ist der Zins immer ein Indikator für das Risiko: Je höher die erwartete Rendite ist, desto höher ist meist das Risiko. Im Erneuerbare-Energien-Bereich hatten wir bisher aber gar keinen Ausfall und keine Verzögerung, weil die erneuerbaren Energien als Asset-Klasse sehr etabliert und verhältnismäßig sicher sind.  Vor allem bei Bestandanlagen ist das Ausfallrisiko gering. Da ist im Wesentlich nur das Risiko gegeben, dass der Wind nicht so weht wie prognostiziert und die Sonne nicht so scheint. In der Projektentwicklung ist das Risiko höher, weil da noch keine Cashflows generiert werden. Und es kann etwas schief gehen, zum Beispiel dass man die Baugenehmigung nicht bekommt. Dann sieht es natürlich auch mit dem Investment schlecht aus.

Zu Wiwin: Wofür steht Ihr Unternehmen?

Juwi-Gründer Matthias Willenbacher hat die Plattform entwickelt, um Privatpersonen die Möglichkeiten zu geben, sich finanziell an erneuerbaren Energien zu beteiligen. Wiwin unterscheidet sich von anderen Crowdinvesting-Plattformen, weil wir das Knowhow von Matthias im Team haben. Er setzt seit 1996 eigene EE-Projekte um und weiß ganz genau, was die Projektmanager brauchen. Natürlich ist er nicht bei jedem Projekt dabei, aber das Knowhow ist vorhanden. Außerdem haben wir durch Matthias viele Schwesterunternehmen, die viel Wissen in diesem Bereich beisteuern und Einschätzungen geben können.     

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WIWIN (https://wiwin.de) ist eine der führenden deutschen Online-Plattformen für nachhaltige Investments mit einer klaren Vision: das Geld auf die gute Seite zu bringen. Das von Energiewende-Pionier Matthias Willenbacher gegründete Unternehmen vermittelt Kapital an Projektinhaber/innen in den Bereichen Erneuerbare Energien, nachhaltige Start-ups und energieeffiziente Immobilien.

Felix Auspurg, Head of Operations, Wiwin.

WIWIN

Felix Auspurg, Head of Operations, Wiwin.