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Wie Stadtwerke die Energieinfrastruktur ganzheitlich umkrempeln

Infrastrukturausbau überall – der Kongress vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU) am Dienstag, 30. September, und Mittwoch, 1. Oktober, in Mainz spiegelt die brandaktuelle Wirklichkeit der Stadtwerke. Zwei Tage lang, so gibt es das Tagungsprogramm vor, nehmen dort Stadtwerke die Investitionen, die Kunst des vernetzten Denkens und die Wirtschaftlichkeit ihrer wachsenden Aufgaben noch einmal besonders scharf in den Blick.

Die Anforderungen an die kommunalen Unternehmen sind größer denn je: Mittlerweile müssen sie gleichzeitig sowohl für die Wärme-, als auch die Verkehrswende, für die Digitalisierung, die Grünstromversorgung und die Elektrifizierung auch des Straßenverkehrs sowie von Heizungen oder Industrieprozessen neue und mehr Röhren, Leitungen, Glasfasern, Straßen oder Rechnerkapazitäten bereitstellen.

In den Fokus nehmen die kommunalen Unternehmen in Mainz daher an Tag eins ab dem Nachmittag vor allem nun die Energieleitplanung: eine nicht ganz neue, aber moderne Management- und Planungstechnologie. Sie hilft, das zeitgleiche langfristige Umkrempeln städtischer Versorgung aus vielen Energiequellen strategisch zusammen zu denken. Es gilt, den Kapitalbedarf zu begrenzen, Personalkapazitäten zu schonen, Fehlplanungen zu vermeiden. „Wir müssen das Silodenken der städtischen Einheiten beenden“, sagt Björn Uhlemeyer beim Wuppertaler Ingenieurdienst BMU Energy Consulting. Er referiert über „Energieleitplanung: So verknüpfen Sie Wärmeplanung mit Strom- und Gasnetzstrategien“. Auch der Leiter der Stabsstelle für integrierte Infrastrukturplanung bei Freiburgs Stromnetzfirma Badenova Netze, Manuel Baur, empfiehlt „Digitale Energieleitplanung als Schlüssel zu einer ressourceneffizienten Zielnetzstrategie“.

Finanzierung, grüne Vollversorgung, spannende Stromspeicher- und Wärmekonzepte, Führung, Innovation, Vertrieb, Digitalisierung, KI, Dekarbonisierung und Politik sind weitere Aspekte, die Deutschlands Versorger klären werden. Insbesondere zeigen sich die Teilnehmenden aus den Reihen der städtischen und regionalen Energieversorger bei einer Präsentation unterschiedlicher Finanzierungsmodelle, wie sich angesichts dieser Größenordnungen benötigtes zusätzliches privates Kapital einbinden lässt. Der entsprechende Programmpunkt am Mittwoch „Kapital für die Transformation: Drei Finanzierungsansätze aus der Praxis für die Praxis“ mit Berichten aus Köln, Konstanz sowie aus der nordwürttembergischen Region Hohenlohe schließt die Tagung fast schon ab, um hierdurch am Ende wohl sprichwörtlich noch das Rüstzeug für die bevorstehenden nächsten Investitionen auszugeben.

Den Schlusspunkt der Tagung setzt allerdings die Prominenz: So gibt der wohl prominenteste aktuelle Fußballbundesligaschiedsrichter Deniz Aytekin seine Erfahrung wieder, wie „wertschätzend führen, souverän entscheiden – auch unter Druck“ für die Unparteiischen im Stadion funktioniert – und was vielleicht Führungskräfte der Stadtwerke in Zeiten höchster Anforderungen davon abgucken können. Danach soll die Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche die energie- und wirtschaftspolitische Agenda der Bundesregierung skizzieren – und was sie für die kommunalen Unternehmen bedeutet. Die Ministerin darf die Agenda damit auch inhaltlich abschließen.

Wie die Tagung endet, bleibt daher aus Sicht der kommunalen Unternehmen wohl abzuwarten. Allerdings haben die Teilnehmenden zu diesem Zeitpunkt bereits ausreichend Informationen und Standpunkte an der Hand, um die Aussagen der Ministerin auch kritisch zu bewerten. Denn die Agenda sieht Reiches Abschlussworte als hinteren Teil einer Klammer vor, die sie mit dem Vormittagsprogramm am Mittwoch zunächst geöffnet hat. Die rheinland-pfälzische Umweltminsterin Katrin Eder und VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing gaben da schon die landespolitische und die Stadtwerkesicht auf die Energie- und Klimapolitik wieder inklusive ihrer Erwartungen an die seit dem Frühjahr amtierende Bundesregierung. Ebenfalls noch am Mittwochvormittag vorangestellte Themenblöcke behandelten die aktuell brennendsten Jobs der Stadtwerke: die Wärmewende, die marktwirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit und die Stromnetze.