Für ihr abgelaufenes Geschäftsjahr 2024 erwarten womöglich weniger als die Hälfte der Stadtwerke in Deutschland noch ein sehr gutes oder wenn nicht so sehr gut zumindest ein gutes Geschäftsjahr. Diese maue Perspektive markiert einen Tiefststand der 23. jährlich von Ernst & Young (EY) im BDEW-Auftrag vorgenommenen Studie. Nur 48 Prozent der befragten mehr als 100 kommunalen Versorgungsunternehmen sahen demnach ihr vergangenes Geschäftsjahr als ein Jahr an, dessen Bilanz einen zumindest guten Erfolg ergeben dürfte. Das waren noch einmal 16 Prozentpunkte weniger als im vergangenen Jahr, als es noch einen eher hohen Anteil von 64 Prozent der befragten kommunalen Versorger gab, die ein gutes bis sehr gutes abgelaufenes Geschäftsjahr 2023 erwartet hatten. Im Vergleich zum noch sehr optimistischen Rückblick aufs abgelaufene Geschäftsjahr 2021 von 2022 mit damals 75 Prozent Zustimmung für die Erwartung eines guten bis sehr guten Geschäftsjahres war es sogar ein Rückgang um mehr als 27 Prozentpunkte.
Ziel 2025 erreicht: München versorgt sich mit Ökostrom
Berliner Stadtwerke haben 2024 elf Megawatt Solarleistung gebaut
Trianel startet Partnernetzwerk für Stadtwerke
Allerdings hatten die Befragten in den vergangenen Jahren eine immer deutlich schlechtere Perspektive aufs laufende Geschäftsjahr, als dann die Befragten im Folgejahr rückblickend aufs abgelaufene Geschäftsjahr als Bilanzierungsergebnis erwarteten. Für 2025 erwarten immerhin wieder 51 Prozent ein gutes bis sehr gutes Geschäftsjahr, nachdem 2023 und 2024 nur 44 und dann 37 Prozent noch ähnlich optimistisch waren. Dabei erwarteten freilich nur 4 Prozent der Befragten fürs laufende Geschäftsjahr einen sehr guten, 47 Prozent einen guten Erfolg. Immerhin glaubten nun nur noch 25 Prozent nach 32 Prozent in der Umfrage des vergangenen Jahres, dass sich die Geschäftsentwicklung 2025 im Vergleich zum Vorjahr verschlechtern wird. 54 Prozent der befragten Stadtwerke nach 41 Prozent im vergangenen Jahr gingen nun davon aus, dass die Geschäftsentwicklung stabil bleiben wird.
Was die Perspektive für die Stadtwerke so schwer macht, ist offenbar die Herausforderung, immer neue bundes- wie europapolitische Vorgaben erfüllen zu müssen – und daher keine langfristige Perspektive für Energiewendethemen zu bekommen. Die Studienautorinnen und Studienautoren zitieren dazu die Bochumer Stadtwerke-Chefin Elke Temme: „Die Umsetzung strategischer Überlegungen in konkrete Maßnahmen ist operativ herausfordernd, insbesondere wegen regulatorischer Unsicherheiten. Daher konzentrieren wir uns erstmal auf „No-Regret-Maßnahmen“, wie Investitionen in die Digitalisierung, um den Fachkräftemangel und die hohen Kosten des Infrastrukturausbaus zu bewältigen.“
Dies macht sich in einer veränderten und ebenfalls abgefragten Bedeutung mehrerer Energieversorgeraufgaben bemerkbar. So galt die Beschäftigung mit der Wärmeplanung 2024 noch für 87 Prozent als bestimmendes Thema, jetzt stimmten dafür nur noch 77 Prozent. Beim Ausbau der Erneuerbare-Energien-Kapazitäten sank die Bedeutung von 80 auf nur noch 64 Prozent. Die Themenfelder Smart Grids, Kooperationen und Allianzen sowie die Optimierung interner Prozesse werden dagegen seit Jahren wichtiger und stiegen auf 70, 74 und 83 Prozent Zustimmung dazu, dass es für das Unternehmen ein wichtiges Thema sei. Die Digitalisierung und insbesondere die Sicherheit des elektronischen Datenverkehrs waren nun für zusammengenommen 82 Prozent der Befragten das dominierende Thema für die nächsten zwei bis drei Jahre.