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Deutschland, Belgien, China, Taiwan auf Klimakurs – nur welcher?

Deutschland bleibt bis 2030 auf Klimakurs. Zu diesem Schluss kam jetzt der Expertenrat der Bundesregierung nach Prüfung der Anfang des Jahres schon bekannt gegebenen Daten zum Ausstoß von Kohlendioxid-Äquivalenten in Deutschland. Die für den Treibhauseffekt wirksamen Emissionen von Kohlendioxid (CO2) oder anderer CO2-Äquivalente werden demnach dank des raschen Ausbaus von Erneuerbare-Energien-Stromanlagen bis 2030 hierzulande so stark zurückgehen, dass das Land beim Ausstoß der CO2-Äquivalente zunächst sogar weiterhin besser abschneide als gemäß den Fahrplänen zur Emissionsminderung vorgesehen.

Deutschland bleibt auf Klimakurs, zehrt aber vom Puffer voriger Jahre

Allerdings ist der Rückgang nur zu einem Teil der Energiewende zuzuschreiben und insoweit auch nicht nachhaltig. Der rasche Ausbau der Erneuerbare-Energien-Stromerzeugung senke die CO2-Emissionen weiterhin, doch auch der durch wirtschaftlichen Abschwung bewirkte Rückgang von Industrieproduktion und Güterverkehr sowie wärmere Winter senkte im Wesentlichen den CO2-Äquivalente-Ausstoß. Dieser Effekt aber würde sich bei wieder besserer Konjunktur umkehren. Weiterhin stößt Deutschland außerdem im Verkehr und beim Heizen und Kühlen mehr Äquivalente aus, als in diesen Einzelposten erlaubt wäre. Bei einem ganz genauen Blick auf die Daten zeigt sich entsprechend bereits, dass der Vorsprung bei den reduzierten Emissionen im Vergleich zu den Vorjahren wieder zurückgegangen ist. Deutschland verbraucht also den zuletzt beim Klimaschutz erarbeiteten Puffer. Nach 2030 droht dem Land gemäß Expertenrat daher, dass es die Klimaziele ohne Gegensteuern nicht mehr erreicht.

Belgien: Rechte Regierung führt zurück zur Atomenergie

Während Deutschland dem Klimaschutzpfad dank des starken Erneuerbaren-Ausbaus innerhalb einer konsequenten Energiewende inklusive eines Atomenergieausstiegs so also immerhin noch folgt, versucht nun offenbar ein Nachbarland ausgerechnet mit einem Teilausstieg aus der Energiewende echte oder vermeintliche Probleme bei Klimaschutz und Versorgungssicherheit zu lösen. So hat Belgien die Abschaltung der verbliebenen Atomreaktoren gestoppt und gemäß Parlamentsmehrheitsbeschluss nicht nur die Laufzeiten aller vier im Europavergleich sehr alten Meiler verlängert, sondern auch grundsätzlich den Bau neuer Atomkraftwerke beschlossen. Die politisch rechte Regierung des Landes will so erklärtermaßen „den Anteil der Atomkraft in unserem Energiemix erhöhen, um CO2-freien Strom zu erzeugen“ und die EU-Klimaziele zu erreichen. Allerdings betrug der Anteil der Atomkraft an der Stromerzeugung 2024 bereits 47,1 Prozent und der der Gaskraftwerke 22,6 Prozent, während Deutschland ohne Atomkraft zu mehr als 50 Prozent Grünstrom nutzt. Zu offenbar verhältnismäßig ähnlichen Kosten: Beide Länder gehören gleichermaßen zu den Staaten in Europa mit den höchsten Strompreisen.

China bessert erstmals Klimabilanz-Quartal bei Wirtschaftswachstum

Aus Asien vermelden Klimaschutzanalysten und Energieberichterstatter derweil zwei gegenläufige Signale. Erstmals hat China, das gemessen an den absoluten Emissionsvolumen als Klimasünder Nummer eins des Globus gilt, in einem Jahresquartal nun unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung weniger CO2-Äquivalente verursacht, als im Vorjahresquartal. Laut einer Analyse des Internet-Fachportals Carbon Brief sanken die Emissionen um 1,6 Prozent dank deutlichen Anstiegs der Stromerzeugung aus Wind und Sonne. Auch im Vergleich der vergangenen zwölf Monate mit den zwölf Monaten davor gingen die Emissionen noch um 1 Prozent zurück. Trotz Wachstum des Strombedarfs um 2,5 Prozent sei dank der Erneuerbaren-Offensive die Nutzung fossiler Stromerzeugung um 4,7 Prozent niedriger ausgefallen, heißt es dort. Allerdings trugen in China auch noch einmal erhöhte Beiträge aus wohl zugenommenen Kernkraftkapazitäten zur Emissionsminderung bei und ein wetterbedingter Anstieg der Wasserkraftverstromung.

Taiwan vollendet Atomkraft-Ausstieg

Die chinesische und vom Festland unabhängige Insel Taiwan dagegen schaltete nun ihr letztes Atomkraftwerk ab – gemäß einem nach der Atomkraftwerkskatastrophe im japanischen Fukushima vor zehn Jahren beschlossenen Ausstiegsfahrplan. Allerdings ist in Taiwan der Anteil fossiler Kraftwerke an der Stromerzeugung sehr hoch. Taiwan soll gemäß energiepolitischer Festlegungen nun sowohl neue Gaskraftwerke bauen, als auch den Erneuerbare-Energien-Anteil bis 2026 auf 20 Prozent erhöhen, nachdem das Insel-Land erst vor zehn Jahren mit der Energiewende begonnen hatte.  

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