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30 Prozent sind nötig: Erdgaseinsparungen verbrauchernah umsetzen

Andreas Löschel, Ökonom an der Ruhr-Universität Bochum, sagt, 30 Prozent Energieeinsparungen werden möglicherweise in Deutschland nötig sein, um die Lücke zu schließen, die durch Russland entsteht. Viel Zeit bis zur nächsten Heizperiode bleibt nicht. Konkretes Handeln für echte Erdgas-Einspareffekte ist jetzt nötig. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) hat dazu Empfehlungen für weitere Maßnahmen zur konkreten und bürgernahen Kommunikation sowie Umsetzung von Energiesparaktivitäten veröffentlicht. Das Ziel: Mehr Wirksamkeit durch Bürgernähe, Transparenz und Kooperation.

Dazu Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung: „Wir werden nur dann gut durch den Winter kommen, wenn jeder Einzelne ebenso wie Unternehmen so viel Gas wie möglich sparen. Das funktioniert, wenn alle Akteure auch die nötigen Informationen zu Handlungsoptionen haben und kooperativ zusammenarbeiten. Trotz umfassender Berichterstattung und explorierender Preise sind die Auswirkungen auf den eigenen Haushalt in der Breite zu wenig bekannt. Insbesondere im Haushalts- und Gebäudebereich brauchen viele Maßnahmen eine gewisse Vorbereitung. Ohne die passenden Informationen kommt es zu Ausweichhandlungen, was wiederum zu weiteren Problemen führt. Dazu zählt beispielsweise der Kauf von Elektroheizgeräten. Auch für die anderen Sektoren bedarf es mehr Transparenz und eine besser zugängliche Datenlage. Damit können die Auswirkungen einer Gasmangellage genauer für die eigenen Planungen berücksichtigt werden.“

Untersuchungen – beispielsweise von der Bundesnetzagentur oder Entso-G – weisen darauf hin, dass die jetzt einzusparenden Gasmengen nach wie vor gewaltig sind. Bedingt durch den erforderlichen Speicherbetrieb in diesem Winter und den wahrscheinlich geringen Speicherstand nach der Heizperiode, werden die Herausforderungen auch für die darauffolgende Heizsaison 2023/24 erheblich sein. Diese Krisensituation wird die politische Tagesordnung noch länger prägen. Dementsprechend sollten die Anstrengungen strukturell auf einen längeren Zeitraum ausgerichtet sein und die Kooperation zwischen Bund und Ländern deutlich ausgeweitet werden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung deutlich gemacht, dass über ein Energiesicherungsgesetz Verordnungen erlassen. Erste Eckpunkte hatte Habeck bereits im Juli vorgestellt, unter anderem mit der Vorgabe, dass private Pools nicht mehr beheizt werden dürfen. Zusätzlich soll in öffentlichen Liegenschafen - Krankenhäuser, soziale Einrichtungen natürlich ausgenommen - nur noch auf 19 Grad geheizt werden. Zudem sollten Gebäude und Denkmäler nachts nicht mehr angestrahlt und Werbeanlagen nicht beleuchtet werden.

Auf einer Internetseite der Bundesregierung heißt es: 21 Millionen Haushalte in Deutschland sind auf Erdgas angewiesen. 80 Prozent des Verbrauchs entfallen auf Heizen und warmes Wasser. 15 Prozent davon können kurzfristig und mit einfachen Maßnahmen eingespart werden.

Effizientes Heizen und Lüften

Schon ein Absenken der Raumtemperatur um ein Grad Celsius spart sechs Prozent. Auch regelmäßiges Entlüften von Heizkörpern spart Energie. Damit Heizungen effizient funktionieren, sollten sie nicht durch Möbel, Vorhänge oder Verkleidungen verdeckt werden. Auch richtiges Lüften hilft: Nämlich mit weit geöffneten Fenstern und abgedrehter Heizung. Dichtungsbänder und -profile sorgen bei geschlossenen Fenstern und Türen dafür, dass die Wärme im Raum bleibt. Jalousien, Rollos und Vorhänge helfen, Kälte draußen zu lassen.

Warmwasser sinnvoll nutzen

Wassersparende Duschköpfe und Armaturen senken den Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent. Ein richtig genutzter Geschirrspüler kann im Vergleich zur Handwäsche bis zu 50 Prozent Energie und circa 30 Prozent Wasser einsparen. Beim Händewaschen entfernt Seife Schmutz auch mit kaltem Wasser.

Mit Deckel und Umluft

Wer mit Deckel kocht, reduziert den Stromverbrauch um circa zwei Drittel. Bei Elektroherden kann der Herd früher ausgeschaltet und die Restwärme genutzt werden. Mit der Umluftfunktion im Backofen spart man 15 Prozent Energie. Ist es möglich, auf das Vorheizen zu verzichten, spart das circa acht Prozent Strom.

Ökoprogramme bei Geschirrspülern und Waschmaschinen verbrauchen deutlich weniger Strom. Durch die längere Laufzeit muss das Wasser – bei gleicher Reinigungswirkung – weniger erhitzt werden. Wird leicht verschmutze Wäsche statt mit 60 Grad mit 30 Grad im Ökoprogramm waschen, spart das circa 70 Prozent Stromkosten.

Genau hinschauen bei neuen Geräten

Energieeffiziente Geräte sparen Strom. Häufig verbrauchen alte Kühlgeräte, Fernseher oder Computer besonders viel. Beim Kauf neuer Haushaltsgeräte lohnt es sich deshalb, auf das EU-Energielabel zu achten. Es gibt Auskunft über Energieeffizienzklassen und Produkteigenschaften wie Strom- und Wasserverbrauch. So lassen sich die Produkte gut vergleichen.

Auf die Beleuchtung entfällt im Haushalt rund 10 Prozent des Stromverbrauchs. Auch hier lässt sich mit energieeffizienten Leuchtmitteln und einer energiesparenden Nutzung Strom sparen. Wenn Sie Glüh- und Halogenlampen durch LEDs austauschen, können Sie bis zu 80 Prozent des Stromverbrauchs einsparen. Licht in Räumen sollte nur so lange brennen, wie es tatsächlich benötigt wird. Hier helfen Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren.

Dena empfiehlt klare Kommunikation

Die Dena empfiehlt neben einer Reihe von Maßnahmen und Aktivitäten eine klare Kommunikation der kommunalen, Politik und Behörden, der Landes- und Bundesregierung mit den BürgerInnen zur aktuellen Situation und den Zielen, die mit den Einsparmaßnahmen verfolgt werden. Dabei sollten die berechtigten Interessen der Bürgerinnen und Bürger stärker in den Fokus rücken:

1. Niemand muss in diesem Winter frieren: Wenn wir konsequent Gas sparen, kann eine bundesweite Gasmangellage verhindert und die Wärmeversorgung sichergestellt werden.

2. Es darf keine strukturellen Brüche bei Industrieunternehmen geben: Denn diese sind letztendlich für Wohlstand und Wachstum, aber auch für dringlich benötigte Güter zur Grundversorgung der Bürgerinnen und Bürger wichtig.

3. Bürgerinnen und Bürger, Verwaltungen und Unternehmen müssen Kosten sparen: Der Staat kann nicht alle steigenden Kosten auffangen, er wird nur den am härtesteten Betroffenen helfen können. Viele werden von Einschränkungen betroffen sein, die sich nicht durch staatliche Leistungen kompensieren lassen. Je mehr jeder Einzelne spart, desto besser kommt Deutschland durch den Winter und desto geringer sind die Kosten für alle.

„Kurzfristig hilft gegen den perfiden Wirtschaftskrieg Russlands nur Gassparen, und das gilt es konsequent zu tun“, sagt Andreas Kuhlmann. „Doch gleichzeitig müssen wir mit Nachdruck den Ausbau der erneuerbaren Energien, eine geeignete Infrastruktur, die Wärmewende und die klimaneutrale Industrieproduktion voranbringen. Denn nur ein klimaneutrales Deutschland ist dauerhaft unabhängig, sicher und damit zukunftsfähig.“

Mannheimer MVV hilft mit Gasbonus beim Sparen

Damit wir gut durch den Winter 2022/2023 kommen, müssen die Gasspeicher in Deutschland weiter gefüllt werden. Gassparen ist daher wichtiger denn je. Um die Mannheimerinnen und Mannheimer bei einem sorgsamen und nachhaltigen Umgang mit Gas zu unterstützen, hat das Energieunternehmen MVV nun einen Gasbonus gestartet. Diesen erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wenn sie im kommenden Herbst und Winter weniger Gas verbrauchen als in den beiden Vorjahren. An der Gasbonus-Aktion können sich alle Bürgerinnen und Bürger beteiligen, die sich im Gas-Netzgebiet der MVV Netze GmbH oder in Heddesheim befinden und über einen Gaszähler mit aktivem Liefervertrag verfügen – also auch Personen, die nicht Kunde von MVV sind. Die Aktion ist Teil der Kampagne #MonnemSpartEnergie, mit der MVV beim Energiesparen hilft.

Bei dem Gasbonus prämiert MVV jede Kilowattstunde Gas, die zwischen 1. Oktober 2022 und 31. März 2023 eingespart wurde, mit 5 Cent brutto je Kilowattstunde. Maximal sind 125 Euro Bonus möglich. Außerdem gibt es noch einen sogenannten „Communitybonus“. Dieser setzt sich aus der Einsparsumme aller Teilnehmenden, also der „Community“, zusammen. Dabei werden 20 Euro brutto zusätzlich pro Teilnahmeberechtigten ausgeschüttet, wenn die Gasersparnis der Community zusammengerechnet größer als 10 Prozent ist. Sparen die Teilnehmenden gemeinsam mehr als 15 Prozent ein, gibt es 40 Euro brutto extra. Inklusive Communitybonus können die Teilnehmer also bis zu 165 Euro brutto Gasbonus von MVV erhalten. Die Teilnahme an der Gasbonus-Aktion ist auf 1.500 Teilnehmer begrenzt. Einzelheiten und die Teilnahmebedingungen dazu finden sich unter www.mvv.de/monnemspartenergie/gasbonus. Die Anmeldung kann dort vom 15. August bis 30. September 2022 digital durchgeführt werden. Dafür sind die Gas-Jahresverbrauchsrechnungen der letzten beiden Vorjahre sowie ein aktueller Zählerstand notwendig

Vorteil Tempo: Kampagne für schnellere Transformation

Die gegenwärtige Versorgungskrise macht deutlich, wie wichtig die Energiewende auch aus sicherheitspolitischen Gründen ist. Neben der langfristigen Aufgabe Klimaneutralität muss Deutschland akut seine Energiesicherheit stärken. Der Vorteil: Beide Ziele lassen sich durch eine schnelle Abkehr von fossilen Energieträgern erreichen. Deutschland kann den erhöhten Handlungsdruck nutzen, um die Transformation zu beschleunigen. Die entscheidenden Stellschrauben, wirksame Maßnahmen sowie passgenaue Dena-Projekte und Publikationen sind jetzt unter www.dena.de/vorteiltempo abrufbar. (nw)