Im Landkreis Tübingen ist der Startschuss für eines der größten Windkraftprojekte Baden-Württembergs gefallen: Der interkommunale Windpark Rammert soll bis 2028 mit 13 Anlagen ans Netz gehen. Besonders spannend für andere Gemeinden ist dabei das Beteiligungsmodell, das die Kommune Dußlingen zusammen mit den Stadtwerken Tübingen und dem Beratungsunternehmen Sterr-Kölln & Partner entwickelt hat. Es zeigt, wie Kommunen nicht nur Flächen bereitstellen, sondern finanziell, politisch und gesellschaftlich vom Ausbau der Windkraft profitieren können.
Finanzielle Beteiligung über mehrere Kanäle sichern
Grundlage des Modells ist ein Vertrag, der Dußlingen verschiedene Einnahmequellen sichert. Dazu zählen:
- Pachteinnahmen für kommunale Flächen
- Gewerbesteuer aus dem Betrieb der Anlagen
- EEG-Beteiligung nach §6: 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde – bei zwei geplanten Anlagen rund 40.000 Euro pro Jahr
- Option auf Gesellschaftsanteile: Die Gemeinde kann nach der Inbetriebnahme Anteile an der Betreibergesellschaft erwerben und damit dauerhaft am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben
Auch ein Einstieg über eine Bürgergenossenschaft oder ein kommunales Unternehmen ist möglich – das erhöht die lokale Wertschöpfung und schafft zusätzliche Gestaltungsspielräume.
Akzeptanz schaffen durch Flächenpooling
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Einbindung privater Flächeneigentümer in ein Pooling-Modell. Damit profitieren nicht nur wenige Grundstückseigner, sondern eine breitere Gruppe, was die gesellschaftliche Akzeptanz vor Ort steigert. Experten betonen: Wer die Energiewende lokal zum Gemeinschaftsprojekt macht, gewinnt auch langfristig Rückhalt in der Bevölkerung.
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Strategische Optionen für Gemeinden
Das Beispiel Dußlingen zeigt drei zentrale Handlungsmöglichkeiten für Kommunen:
Politische Weichen stellen: Frühzeitige Kooperationsbereitschaft gegenüber Stadtwerken oder Projektentwicklern ist entscheidend.
Rechtlich vorsorgen: Neben reinen Pachtverträgen sollten Beteiligungsoptionen an den Betreibergesellschaften angestrebt werden. Hier bietet spezialisierte Beratung rechtliche und wirtschaftliche Sicherheit.
Bürgerbeteiligung fördern: Beteiligungsmodelle wie Bürgerwerke oder Genossenschaften erhöhen Akzeptanz und verankern das Projekt dauerhaft in der Gemeinde.
Hier ein weiteres Beispiel für Flächenpooling.
Ein Modell für andere Kommunen

Sterr-Kölln & Partner
Bürgermeister Thomas Hölsch betont, dass die Vereinbarung für Dußlingen sowohl ein ökologischer als auch ein finanzieller Gewinn sei: Die Gemeinde trage nicht nur zur klimafreundlichen Energieversorgung bei, sondern stärke auch ihren Haushalt. Die Stadtwerke Tübingen heben hervor, dass Kommunen, die Flächen bereitstellen und mutig kooperieren, die Energiewende vor Ort entscheidend voranbringen können.
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Damit liefert Dußlingen ein praxisnahes Beispiel für Gemeinden, die Windkraftprojekte auf ihrem Gebiet planen: Wer nicht nur Flächen bereitstellt, sondern auch klug in Verträge, Beteiligungsmodelle und Bürgerintegration investiert, kann die ökonomischen und gesellschaftlichen Vorteile auf lange Sicht sichern – und die Akzeptanz für die Energiewende im Ort deutlich erhöhen.