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Bei alten Anlagen zunächst die Kosten optimieren

Sie haben im Offshore-Windpark Nordergründe gerade 98,78  Prozent technische Verfügbarkeit erreicht. Ist das auch ein Wert, den Ü20-Anlagen erzielen könnten?

Matthias Brandt: Technische Verfügbarkeit ist nicht alles. Man muss auch fragen, was man dafür bezahlt. Das heißt, es wird immer verglichen, wie viel eine höhere Verfügbarkeit kosten würde, sodass man das ökonomische Optimum finden kann. Eine hohe technische Verfügbarkeit ist ein Indikator dafür, dass die Anlage und/oder die Instandhaltung gut funktionieren. Neben Ökonomie ist die technische ­Verfügbarkeit immer die wichtigste Kennziffer für uns.

Wo kann eher optimiert werden: bei den Kosten oder bei der Altanlage?

Matthias Brandt: Bei alten Anlagen muss man zunächst die Kosten optimieren und nur noch partiell die Anlage. Wenn die Turbine in Richtung Lebenszeitende geht, darf man sie etwas vernachlässigen oder auch mit Substituten ausstatten, die nur eine begrenzte Haltbarkeit haben. Wenn ich zum Beispiel ein Getriebe ersetzen muss, kann ich auf ein rundum Erneuertes zurückgreifen, statt eines neuen Originalbauteils. Und auch die Instandsetzung muss nicht so aufwendig sein wie bei einer Anlage, die noch 15 Jahre laufen soll. In Abhängigkeit vom Zustand und erwarteter Lebensdauer kann man bei Altanlagen konzeptionell kostenoptimiert prüfen. Aber man sollte aufpassen, dass man damit nicht zu früh beginnt. Für eine 15 Jahre alte Anlage ist das nicht der richtige Weg. Niemand fängt an, bei seinem vier oder fünf Jahre alten Wagen Instandhaltungsmaßnahmen nicht mehr durchführen.

Die Wannenkurve der Schäden im Lauf der Lebenszeit einer Anlage zeigt vermehrte Probleme am Anfang und zum Lebensende.

Matthias Brandt: Das ist ein vereinfachtes Modell der Anfälligkeit. Die Badewannenkurve beschreibt die Ausfallwahrscheinlichkeit von Systemen, die zu Beginn anfälliger sind und zum Ende der Lebensdauer. Sie sagt nichts zum Abnutzungsgrad. Das ist wie bei Menschen: Kinder und alte Leute sind auch etwas anfälliger. Aber es gibt natürlich viel mehr Kurven zu dem Thema. Wenn man alles ausgewertet hat, ergibt sich daraus für die vorbeugende Instandhaltung, Predictive Maintenance, ein Bild. NW 

Matthias Brandt, 
Vorstand Deutsche Windtechnik

Deutsche Windtechnik