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Gute Ergebnisse für H2-Lkw – jetzt sollen weitere folgen 

Nach einem Jahr stellt der Transport- und Logistikdienstleister Gebrüder Weiss dem ersten Wasserstoff-Lkw seiner Fahrzeugflotte ein gutes Zwischenzeugnis aus. Der in Altenrhein (Schweiz) stationierte Hyundai Xcient Fuel Cell wird täglich im Stückgut-Nahverkehr eingesetzt und hat sich dort in jeder Jahreszeit bewährt. Selbst auf Steigungsstrecken behielt der Elektromotor, der den Strom von einer Brennstoffzelle bezieht, seine volle Leistung. Mit dem Nutzfahrzeug werden pro Jahr rund 80 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart. Hyundai Motor lieferte die ersten 10 Exemplare des Xcient Fuel Cell, des ersten Brennstoffzellen-Lkw der Welt, 2020 in die Schweiz. Hyundai hat 2020 in diesem Jahr noch 50 Lkw ausgeliefert und will bis 2025 insgesamt 1.600 Einheiten verkaufen. Der Xcient Fuel Cell wird von einem 190 kW starken Wasserstoff-Brennstoffzellensystem angetrieben.

Seit Übernahme des 36-Tonner im Januar 2021 legte das Fahrzeug etwa 70.000 Kilometer zurück. Der Verbrauch lag sogar noch unter dem vom Hersteller angegebenen Wert. In einem Jahr fiel nur ein Werkstattbesuch für die technische Überprüfung an. „Die Anschaffung war eine lohnende Investition in den ressourcenschonenden Straßengüterverkehr. Der Lkw kommt bei den Fahrern und vor allem auch den Kunden gut an“, resümiert Peter Waldenberger, Leiter Qualitäts- und Umweltmanagement bei Gebrüder Weiss. 

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Gebrüder Weiss, mit über 7.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, 170 firmeneigenen Standorten und einem Jahresumsatz von 1,77 Milliarden Euro (2020) eines der führenden Transport- und Logistikunternehmen Europas,  plant, Wasserstoff-Lkw künftig auch in Österreich und Süddeutschland einzusetzen. Förderprogramme in Deutschland machen den Einsatz nördlich der Alpen attraktiv. Grenzen setzt höchstens die Verfügbarkeit von Wasserstofftankstellen, von denen es in der Schweiz schon neun gibt.  Hier ein Video zu dem Wasserstoff-Lkw. Neben dem Brennstoffzellen-Lkw hat der Logistiker bereits mehrere Gas-Lkw in Österreich, Deutschland und Serbien sowie elektrisch angetriebene Lkw und Transporter im Großraum Wien im Einsatz – unter anderem für den Kunden IKEA im Bereich Home Delivery. Für die Sparte Home Delivery hat Gebrüder Weiss 15 neue vollelektrisch angetriebene Zustellfahrzeuge des Herstellers Quantron im Einsatz. Mit dem Wechsel auf abgasfreie Fahrzeuge sinken die CO2-Emissionen bei der Endkundenzustellung um jährlich etwa 150 Tonnen.

Neben der Zustellung mit Elektrotransportern übernimmt Gebrüder Weiss weitere Services mit eigenem Personal direkt im IKEA-Lager. Dazu gehören unter anderem die Warenentnahme, Beladung und Disposition der Fahrzeuge. Möbel und Großgeräte werden im 2-Mann-Handling bei den Endkunden angeliefert und auf Wunsch ausgepackt und montiert. Etwa 60.000 Sendungen pro Jahr liefert Gebrüder Weiss mit den neuen E-Fahrzeugen im Großraum Wien aus. Den Ökostrom beziehen die Fahrzeuge während der Beladung am Zentrallager. Damit sind die Transporter ohne Zeitverlust sofort einsatzbereit. „Mit dem Start unserer neuen Elektroflotte in Wien kommen wir unserem Ziel einer weltweiten CO2-neutralen Kundenzustellung bis 2025 einen Schritt näher“, sagt Claes Lindgren, Head of Customer Fulfillment IKEA Austria. Wien ist eine von 30 Großstädten weltweit, in welcher IKEA die Zustellung auf emissionsfreie Fahrzeuge umstellt.

Kritik an der Verkehrswendepolitik der neuen Bundesregierung

Kritik an der Verkehrswendepolitik der neuen Bundesregierung kommt derweil vom Bundesverband E-Mobilität (BEM). Anfang August letzten Jahres hat die EU die neue Förderrichtlinie für Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben genehmigt. Seitdem steht für batterie-, brennstoffzellen- und hybridelektrische Fahrzeuge, Tank- und Ladeinfrastruktur sowie Machbarkeitsstudien ein „attraktives Förderprogramm“ bereit – so steht es jedenfalls auf der Internetseite des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, so der BEM: „Doch bei den Unternehmen kommt nichts an.“ Mitgliedsunternehmen im Bundesverband E-Mobilität beklagen demnach seit Wochen, dass es keine Informationen zum Förderstatus gibt. Trotz mehrfacher Nachfrage warten die Firmen, darunter mittelständische Fahrzeughersteller und Spediteure, auf grünes Licht vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG). 

„Was ist da los?“, fragt deshalb BEM-Präsident Kurt Sigl in einer aktuellen Anfrage an den Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, im schweren Straßengüterverkehr ein Drittel der Fahrleistung elektrisch oder auf Basis strombasierter Kraftstoffe zu erbringen. Bis 2030 müssen dafür mindestens 275.000 schwere Nutzfahrzeuge auf CO2-freien Antrieb umgestellt werden. Dieser Verkehr, der bislang nahezu ausschließlich per Diesel gefahren wird, benötigt alle Akteure, die am Markt verfügbar sind. „Warum blockiert Ihre Unterbehörde, das BAG, ausgerechnet die Pionier-Unternehmen, die mit den bereits erprobten Fahrzeugen in die Produktion wollen?“ Das Unverständnis auf Seiten der Wirtschaftsakteure ist groß. Seit Monaten haben Firmen neues Personal eingestellt und vorausschauend Material geordert. „Auch wenn die neuen eFahrzeuge zum Diesel-Lkw äußerst wettbewerbsfähig sind, braucht es das Fördergeld als Anschubfinanzierung für Produktlinien mit größerer Stückzahl“, erklärt Sigl den Sachverhalt, der im neue „Vision Mobility“-Fachmagazin näher geschildert wird. „Seit September warten manche Unternehmen nun bereits auf die Förderzusage und stehen vor der Entscheidung, Kurzarbeit anmelden zu müssen. Auch ist betrieblicher Schaden nicht mehr auszuschließen.“ 

Bleibt es bei der Unklarheit, hat der Vorgang noch weitere Konsequenzen: Schon heute müssen die Spediteure ihre Kapazitäten für 2023 sichern. Bekommen die Hersteller ihre elektrischen Lkw nicht auf die Straße, müssen die Kunden aktiv in Diesel investieren. (nw)

Daten und Fakten zum Wasserstoff-Lkw von Gebrüder Weiss

Fahrzeugtyp: Hyundai Xcient Fuel Cell

Zulässiges Gesamtgewicht: 36 Tonnen Maximale

Geschwindigkeit: 85 Kilometer pro Stunde

Tankinhalt: 32 Kilogramm Wasserstoff

Dauer der Betankung: 12 Minuten

Tankdruck: 350 Bar

Durchschnittliche Tagesleistung: 430 Kilometer

Gesamtleistung seit Übernahme: 70.000 Kilometer

Verbrauch: ca. 7,5 Kilogramm pro 100 Kilometer

Reichweite mit einer Tankfüllung: ca. 450 Kilometer

Leistung des Elektromotors: 350 Kilowatt