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Branche braucht Klarheit über EEG-Nachfolgegesetz

Nicole WeinHold

Windparkplaner zeigen sich derzeit verunsichert, weil sie nicht absehen können, wie sich die deutsche Bundesregierung gegenüber der Windenergie positioniert. Ein Gespräch mit Verbund-Green-Power-Chefin Dörte Zink und BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm.

Herr Axthelm, wie beurteilen Sie den deutschen Windmarkt derzeit?

Wolfram Axthelm: Wir sehen aktuell beeindruckende Zahlen – sowohl bei den Genehmigungen als auch bei den Zuschlägen. Natürlich beobachten wir, dass die Preise in den Ausschreibungen leicht sinken, das ist so. Insgesamt würde ich die Stimmung jedoch als überwiegend positiv beschreiben. Unser Blick richtet sich nun besonders auf das kommende Regime nach dem EEG und auf den Monitoringbericht: Welche Aussagen enthält er im Detail, und welche Schlüsse zieht Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche am Ende daraus?

Frau Zink, sorgt das Agieren der Bundeswirtschaftsministerin für Verunsicherung in der Branche?

Dörte Zink: Stabilität und Vorausschau sind das Wichtigste für unsere Investitionen. In der jetzigen Situation befinden wir uns zwischen Analysen des Monitoringberichtes, eigenen Beobachtungen und Wünschen sowie politischen Statements. Ziel muss es sein, möglichst zügig in die Konsultationen einzutreten und einen Pfad im Sinne der ­Energietransformation und Kosteneffizienz aufzuzeigen.

Wie wichtig ist das im Monitoringbericht hervorgehobene Thema Flexibilität?

Wolfram Axthelm: Flexibilität ist für uns ein zentrales Thema, bei dem wir unbedingt Fortschritte machen müssen. Hier passt es nicht, dass Frau Reiche im Grunde den geplanten Hochlauf infrage stellt, obwohl Gutachter klar sagen, dass wir dringend auf heimischen Wasserstoff angewiesen sind.

Ich hätte mir noch mehr konkrete Ansatzpunkte erhofft: etwa zu der Frage, ob Netzanschlüsse überplant und flexibler genutzt werden könnten – und zwar nicht nur über individuelle Verträge, sondern auf einer klaren gesetzlichen Grundlage.

Zweitens glaube ich, dass viele Betreiber durchaus bereit wären, gewisse Einschränkungen zu akzeptieren – zum Beispiel bei Spitzenlasten für wenige Stunden im Jahr, wenn man gleichzeitig die Überbauung von Netzanschlüssen zulässt. Damit ließe sich das Gesamtsystem voranbringen, indem verschiedene Technologien kombiniert und Netzanschlusspunkte effizienter genutzt würden. Die technischen Möglichkeiten dafür existieren jedenfalls.

Wie treiben Sie das Thema Flexibilität bei Verbund Green Power Deutschland voran?

Dörte Zink: Ein Beispiel: In Brandenburg planen wir große Solarparks, aber wir begegnen dort vielen Herausforderungen. Beispielsweise würden wir gerne für einen geplanten Speicher einen eigenen Netzzugang erhalten – nicht zuletzt, um diesen auch als Grauspeicher betreiben zu können. Das ist derzeit ein Riesenthema. Verbund betreibt bereits zahlreiche Grau- oder Stand-alone-Speicher in Deutschland.

Wie bewerten Sie das Thema kommunale Beteiligung?

Dörte Zink: Im EEG ist mit Paragraf 6 bereits eine Grundlage geschaffen. Allerdings haben viele Bundesländer zusätzliche, individuelle Regelungen erlassen. Bei einem unserer Solarprojekte in Brandenburg haben wir zunächst zugesagt, den sogenannten „Solarcent“ zu zahlen. Dann trat aber das Landesgesetz zur Beteiligung in Kraft – und damit zusätzlich die Verpflichtung zum „Solar-Euro“. Beides zusammen können wir finanziell nicht stemmen. Wir suchen daher mit der Gemeinde und anderen wichtigen Stakeholdern nach Lösungen.

Stabilität und Vorausschau sind das Wichtigste für unsere Investitionen.

Dörte Zink, Verbund Green Power

VERBUND

Wir sehen ja gerade in Brandenburg, in Sachsen, dass man sich überbietet.

Wolfram Axthelm, BWE, bezüglich länderspezifischer Regelung zu kommunaler Beteiligung und der Bundesregelung in Paragraf 6

BWE

Was folgt daraus?

Dörte Zink: Wir brauchen dringend bundesweit einheitliche Vorgaben. Denn zusätzliche Belastungen im Projektverlauf verteuern am Ende die Energieproduktion erheblich.

Wolfram Axthelm: Das ist ein Thema, das wir bereits bei der Ampelregierung hatten. Ein Vorstoß, die Gesetzeslage in allen Bundesländern zu vereinheitlichen, blieb stecken. Man hatte dann wohl Angst vor der eigenen Courage oder vor den eigenen grünen Landesministern, die gesagt haben: Nee, wir haben hier schon so ein schönes Gesetz und wir wollen das gerne behalten. Deswegen hat es keine einheitliche Regelung gegeben, was wir sehr bedauern. Wir sehen ja gerade in Brandenburg, in Sachsen, dass man sich überbietet. Das ist schlecht für die Energiewende und die konkreten Projekte. Es kann am Ende dazu führen, dass nichts realisiert wird und kein Geld in die Gemeinden fließt.

Dörte Zink: Wenn wir einmal Klarheit darüber haben, wie das neue EEG beziehungsweise Anschlussgesetz aussehen soll, und wenn wir gleichzeitig Fortschritte bei der Flexibilisierung der Netze erreichen, wären das für uns zwei ganz zentrale Schritte, um die nächsten Ausbaustufen verlässlich planen zu können.

Welche Regenerativziele verfolgt Verbund Green Power in Deutschland?

Dörte Zink: Unsere Ausbauziele sind sehr ambitioniert. Wir wollen als Verbund ein Viertel unserer gesamten Stromproduktion über Wind- und Photovoltaikanlagen bereitstellen – und Deutschland ist dafür ein absoluter Kernmarkt.

Wie blicken Sie auf die Digitalisierung der Netze und den Smart-Meter-Rollout?

Dörte Zink: Das geht in Deutschland eindeutig viel zu langsam. Natürlich wäre eine zügigere Umsetzung enorm hilfreich – insbesondere im Stromvertrieb, auch wenn einige Kolleginnen und Kollegen in diesem Bereich noch detaillierter ­Auskunft geben könnten. Der Nutzen wäre jedenfalls hoch.

Allerdings sind wir mit dem bisherigen Fortschritt, vorsichtig gesagt, weit hinterher. Mitunter liegt die Rollout-Rate bei Smart Metern nach 13 Jahren noch immer im einstelligen Bereich. Das zeigt deutlich, wie schleppend die Umsetzung läuft – wir bewegen uns gefühlt in einer anderen Zeitrechnung. Dabei ist klar: Wir brauchen diese Digitalisierung dringend.

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