Die österreichische Solar- und Speicherbranche benötigt hauptsächlich Planungssicherheit – mehr als noch Förderungen oder Zugang zu Flächen. Das ist das Ergebnis einer spontanen Umfrage unter den Teilnehmern der diesjährigen Photovoltaik- und Speichertagung von PV Austria und der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV). „Die härteste Währung für die Wirtschaft und für jegliche Investition ist die Planungssicherheit“, betont Herbert Paierl, Präsident des Branchenverbandes PV Austria. „Diesbezüglich hatten wir in der letzten Zeit einige Probleme miteinander, weil hier gewisse Dinge in der Diskussion aufgetaucht sind, die alles andere als Planungssicherheit gebracht haben“, erklärt er mit Blick auf die jüngsten Entscheidungen der Bundesregierung.
Bürokratische Hürden abbauen
Er kritisiert damit unter anderem die Mehrwertsteuerabschaffung und die Abschöpfung der sogenannten Übergewinne. „Jede Kostenverteuerung, also jedes Verteuern der heimischen Produktion im Photovoltaikbereich, wirkt sich negativ aus“, warnt Herbert Paierl. „Zumal die Margen in der Branche gesunken sind. Goldgräberstimmung haben wir keine mehr.“
Ein wichtiger Schritt sei zusätzlich, keine weiteren bürokratischen Hürden aufzubauen, die den Solarstrom unnötig verteuern. Dies ist auch die Forderung der rund 400 Teilnehmer, die nach Wien zur Herbsttagung der Solar- und Speicherbranche gekommen sind.
Weniger Genehmigungen notwendig
Elisabeth Zehetner verweist hier darauf, dass schon jetzt im ElWG vorgesehen ist, so viele Anlagen wie möglich genehmigungsfrei zu stellen. „Alle Anlagen, die auf Häusern gebaut werden, bis hin zur Agri-PV, haben wir so versucht, einen Beitrag zu leisten, damit die Technologie Photovoltaik noch breiter und schneller verwendet werden kann.“
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Außerdem solle die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden. Dann geht die Antragstellung schneller. Zudem sind schon feste Fristen für die Netzzugänge im ElWG vorgesehen. „Dann kann ein solches Anliegen bis auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben werden“, sagt Zehetner.
Speicher besser integrieren
Den Teilnehmern der Herbsttagung von PV Austria ist auch die Förderung und intelligente Integration von Speichern wichtig. Damit liegen die Präferenzen der Branche und der Politik gar nicht so weit auseinander. Dies müsse das zur Verabschiedung immer noch anstehende Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) abbilden. Dieses liegt derzeit zur Überarbeitung im Bundeswirtschaftsministerium. Nachdem der erste Entwurf für etwas Reibung gesorgt hat, sind die dort zuständigen Mitarbeiter damit beschäftigt, die Änderungsvorschläge einzuarbeiten, die während der Begutachtung eingegangen sind.
ElWG bis Jahresende angekündigt
Die im Wirtschaftsministerium für Energie zuständige Staatssekretärin Elisabeth Zehetner geht davon aus, dass das ElWG noch bis Ende dieses Jahres verabschiedet wird. „Wenn wir es noch in diesem Jahr beschließen, wird es spätestens 2027 in vollem Umfang wirken“, sagt Elisabeth Zehetner. „In den Bereichen der Digitalisierung der Netze, bei dem es darum geht, dass man gezielter ausbaut und auch die bessere Planung zwischen den Verteilnetzbetreibern untereinander, kann man zügig umsetzen. Wenn Tarife betroffen sind, werden noch entsprechende Verordnungen seitens der E-Control notwendig.“
Sektoren elektrifizieren
Ziel des ElWG sei es, den Strommarkt so zu gestalten, dass möglichst schnell die erneuerbaren Energien ins System kommen, ohne die Netze zu überlasten. Dies gelinge primär durch den lokalen Verbrauch und die lokale Speicherung des produzierten Solarstroms. „Dazu müssen aber die Speicher netzdienlich genutzt werden“, sagt Elisabeth Zehetner. Dies soll mit dem ElWG abgebildet werden.
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Die Solarbranche wartet schon lange auf das Gesetz. „Das ELWG ist die Basis, um die Innovationen und Entwicklungen im Energiesystem voranzutreiben und vor allem für klare Verhältnisse zu sorgen“, ist sich Hubert Fechner, Vorsitzender der TPPV, sicher. Er betont aber auch, dass der Ausbau der Erneuerbaren im Allgemeinen und der Photovoltaik mit zunehmender Elektrifizierung von Verkehr und Wärme schneller vorangehen muss.
Bidirektionales Laden angekündigt
Hier spielt auch der Ausbau der Batteriespeicher eine sehr große Rolle. Fechner nennt sie die Schlüsseltechnologie für die Elektrifizierung. In dieser Hinsicht kündigt Elisabeth Zehetner an, dass in den neuen Richtlinien für Speicher auch die Elektroautos mit berücksichtigt werden sollen. „Es gibt viele Möglichkeiten, die wir derzeit nicht ausschöpfen“, sagt sie mit Blick auf das bidirektionale Laden.
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Negative Strompreise verhindern
Denn die Speicher und auch die Digitalisierung würden den notwendigen Netzausbau reduzieren.„Das wirkt unmittelbar auf die Netzkosten und die Energiepreise. Schließlich bringen negative Preise auch der Photovoltaikbranche nichts“, sagt Zehetner. „Wir müssen deshalb schauen, dass wir den Strom so umverteilen, dass er dann zur Verfügung steht, wenn wir ihn brauchen.“ Deshalb müssen die Speicher in Zukunft grundsätzlich netzdienlich laufen und der Solarstrom muss intelligenter ins Netz eingebunden werden.
Ein Element dieser Strategie sind auch Tarifanreize. Dies solle dafür sorgen, dass sich die Verbraucher mehr mit ihrer Stromnutzung beschäftigen. Die bereits geplanten variablen Netztarife bieten mehr Platz für Solarstrom bei gleicher Netzkapazität.