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Branchenumfrage Bioenergie 2011

Auf die Biobranchen kommt ein stürmisches Jahr zu

von Dittmar Koop

Fuchs und der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) meinen, dass Biogasanlagen in Deutschland die Strom- und Lebensmittelpreise verteuern und sie fordern eine außerordentliche Absenkung der Vergütung für Strom aus Biogas nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bereits in diesem Jahr. Sander hat dies bereits über Niedersachsen mit einer Bundesratsinitiative im Dezember vergangenen Jahres gestartet.

Dabei steht die ordentliche Novelle des EEG ja bereits unmittelbar vor der Tür. Sie soll Anfang 2012 in Kraft treten. Die Jahresumfrage der ERNEUERBARE ENERGIEN, in der die Unternehmen der Bioenergiebranchen ihre Erwartungen für 2011 zum Ausdruck brachten offenbart, dass die Biogasbranche im Bereich Verstromung vor einem schwierigen Jahr steht. Je nach Ausgestaltung der Novelle des EEG in diesem Jahr könnte es sein, dass der kurze Boom der Jahre 2009 und 2010 beim Anlagenzubau ab 2012 schon wieder Geschichte sein wird. Die Branche erwartet für dieses Jahr noch einmal ein starkes Jahr vom Format 2010 – weil die Unsicherheit über das, was 2012 kommt, die Investitionsbereitschaft treibt.

Hier die zusammengefassten Antworten von 19 Unternehmern, Sprechern und Verbänden, die auf Anfrage der ERNEUERBARE ENERGIEN zur Jahresumfrage unseres Magazins (aktuelles Heft 01/2011) im Bereich Biogas, Biokraftstoffe und Holzenergie antworteten und ihre Einschätzung für das Jahr 2011 formulierten.

Die Biogasbranche

EnviTec Biogas, Olaf von Lehmden, CEO: Ohne Förderung wird die Branche auf das Niveau von 2003 zurückfallen. Eine ersatzlose Streichung des NawaRo-Bonus darf es nicht geben, denn diese würde der Branche den Todesstoß versetzen. Ohne Förderung wird der Ausbau der derzeit jährlich neu installierten Leistung um fast 90 Prozent wegbrechen. Ende September verfügten wir über einen Auftragsbestand in Höhe von 255,8 Millionen Euro. Damit ist die Wahrscheinlichkeit für ein kräftiges Gewinnplus 2011 gegeben. Insofern rechnen wir mit einem Wachstum für unser Unternehmen im nächsten Jahr.

Schmack Biogas, Werner Rüberg, Geschäftsführer: Es muss weiterhin Anreiz für den Einsatz von Energiepflanzen geben. Das Jahr 2010 ist mit seinen fast 1.000 neuen Biogasanlagen für die Branche außergewöhnlich erfolgreich verlaufen. Wir gehen davon aus, dass sich die Auftragseingänge auf diesem Niveau nur im ersten Halbjahr 2011 so fortsetzen. Im zweiten Halbjahr wird die Nachfrage wegen der Diskussion über das neue EEG2012 deutlich zurückgehen. Aufgrund der Altersstruktur der im Markt installierten Biogasanlagen wird sich ein interessanter Komponentenmarkt für die anstehenden Ersatzinvestitionen entwickeln. Rührwerke, BHKW´s und Beschicker sind möglicherweise auszutauschen.

WelTec Biopower, Thomas Wilkens, Sprecher: Nach aktuellem Stand erwarten wir in Summe ein gleichbleibendes hohes Niveau. Unsicherheit kann dadurch entstehen, daß die Inhalte der EEG Novellierung zum 1. Januar 2012 unbekannt sind und dadurch keine Planungssicherheit mehr besteht. Das Ausland wird seine Nachfrage weiter ausdehnen, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau als der deutsche Markt es derzeit macht. Insbesondere bei den Sonderanlagen im Abfallbereich erwarten wir eine Zunahme. Hinsichtlich der anstehenden Novellierung erwarten wir eine Weiterführung der Vergütung auf bisherigem Niveau.

agri.capital, Otto R. Eichhorn, Geschäftsführer: Großes Wachstumspotenzial sehen wir weiterhin im Biomethan-Markt. Nach der bisher sehr erfolgreichen Vermarktung der von uns eingespeisten Biomethanmengen werden wir unsere Kapazitäten in diesem Bereich weiter ausbauen. Unsere im vergangenen Jahr begonnenen Auslandsaktivitäten werden in 2011 erste Früchte tragen. Wir rechnen mit der Umsetzung eigenentwickelter Projekte in Italien noch im laufenden Jahr.

MT-Energie, Bodo Drescher, Geschäftsführer: Die starke Nachfrage nach Biogasanlagen wird auf dem deutschen Markt auch im kommenden Jahr anhalten. Der Fachverband Biogas geht davon aus, dass im Jahr Jahr 2011 rund 800 Anlagen neu gebaut werden. Diese sehr positive Einschätzung können wir aus unserer Sicht voll und ganz bestätigen. Bei den Biogasanlagen wird sich der Trend zur weiteren Effizienzsteigerung über eine möglichst vollständige Nutzung der Energie aus der KWK-Koppelung fortsetzen. In diesem Zusammenhang wird das Thema Gasaufbereitung in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen. Ein weiterer kritischer Punkt im EEG ist die Frage, welche Anreize für den Absatz von Biomethan gesetzt werden. Hier braucht die Branche dringend ein passendes Konzept. Denn die Bereitschaft, Biomethan zu produzieren, ist eindeutig vorhanden – auch in der Landwirtschaft. Leider fehlen uns die Absatzwege, da die Politik bisher keine Absatzwege geschaffen hat und das Biomethan dem Erdgas im reinen Preiskampf unterlegen ist. Als Lösung könnte ich mir eine marktbegleitende Prämie vorstellen.

Planet Biogastechnik, Hendrik Becker, Geschäftsführer: Viele Kunden werden versuchen, 2011 noch ans Netz zu gehen, da die Vergütung für 2012 noch in den Sternen steht. Wir gehen derzeit davon aus, dass die Inlandsnachfrage 2011 im ersten Halbjahr noch ähnlich stark sein wird wie 2010. Im Frühsommer 2011 erwarten wir dann einen signifikanten Einbruch der Nachfrage, weil die Diskussionen und Spekulationen um die Neugestaltung des EEG 2012 dann ihren Höhepunkt erreichen werden. Der Güllebonus in seiner jetzigen Form hat das Gegenteil von dem bewirkt, was er ursprünglich erreichen sollte. Praktisch ergab sich ein NawaRo-Bonus von 11 Cent bis 150 Kilowatt elektrische Leistung, was gerade in den Veredelungsregionen zu Spannungen zwischen Biogasanlagenbetreibern und Viehaltern geführt hat. Eine sinnvolle Verwertung vorhandenen Güllemengen kann bewirkt werden, wenn der Güllebonus direkt auf die durch Wirtschaftsdünger erzeugte Strommenge bezogen wird, oder eine 50 Kilowatt-Stufe für echte Stallnebenanlagen sorgt.

pro2, Jens Bodem, Sprecher: Wir erwarten starkes Wachstum im KWK-Bereich, bei der Gasreinigung und bei der Aufbereitung auf Erdgasqualität. Außerdem bei Satelliten-Blockheizkraftwerken. Die guten Voraussetzungen für die Betreiber müssen weiter Bestand haben und ausgebaut werden. Hier ist besonders die geplante EEG-Nvelle wichtig, die weitere Anreize setzen muss.

BioConstruct, Dagmar Schwefer, Sprecherin: So lange die EEG-Novelle inhaltlich nicht feststeht, werden für 2012 kaum Aufträge folgen. Für 2011 erwarten wir sowohl im In- als auch im Ausland noch einmal eine leichte Steigerung gegenüber 2010, zurückzuführen im Inland insbesondere auf die EEG-Novelle 2012 als ‚Endspurt’. Für unser Unternehmen rechnen wir mit zirka 20 Prozent Wachstum. Wissend, dass 2012 kaum Aufträge folgen werden, solange die EEG-Novelle inhaltlich nicht feststeht. Als Trend 2011 erwarten wir eine gesteigerte Nachfrage nach modularen Kleinanlagen. Wir erwarten von der Politik – bei allem Verständnis für die Notwendigkeit ausgewogener Entscheidungen – insbesondere eine schnelle Klärung in Sachen EEG-Novelle. Es darf nicht wieder zu einem monatelangen Stillstand der gesamten Branche kommen. Wichtig erscheinen uns ferner bessere gesetzliche Rahmenbedingungen für die Gaseinspeisung, da anderenfalls die politisch gesteckten Ziele weit verfehlt werden.

Die Biokraftstoffbranche

Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V., Elmar Baumann, Geschäftsführer: Die Produzenten von Biokraftstoffen erwarten für das kommende Jahr unterschiedliche Marktentwicklungen bei Bioethanol und Biodiesel. Während die deutschen Hersteller von Bioethanol durch die Einführung von E10 mit positiven Effekten für ihren Absatz rechnen, ist das Wachstumspotential bei Biodiesel gering. Hier gibt es den gesicherten Absatzmarkt durch die Beimischung von sieben Prozent Biodiesel, der allerdings keine Dynamik hat. Daneben gibt es die Möglichkeit, reinen Biodiesel (B100) abzusetzen. Dieses Marktsegment ist in den letzten drei Jahren kollabiert. 2007 setzte die Branche 1,8 Millionen Tonnen B100 ab, 2008 noch 1,2 Millionen Tonnen und 2009 waren es nur noch 250.000 Tonnen. Für 2010 wird mit einem Absatz in ähnlicher Größenordnung gerechnet, 250.000 bis 300.000 Tonnen. Auch 2011 wird der Absatz von B100 wie bisher von drei wesentlichen Faktoren abhängen: Der Besteuerung, die sich nicht ändern wird, dem Preis für die Rohstoffe, der den Preis des Endproduktes wesentlich beeinflusst, und der Preis von fossilem Diesel, gegen den Biodiesel konkurriert.

Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V., Dieter Bockey, Geschäftsführer: Die Vermarktung von Biodiesel als Reinkraftstoff und Pflanzenölkraftstoff ist tendenziell weiter rückläufig und wird Ende 2013 nach Auslaufen der Steuerbegünstigung vollkommen wegbrechen. Für das Jahr 2011 erwartet die UFOP eine Erhöhung des Biokraftstoffbedarfs bedingt durch eine konjunkturell bedingte leichte Zunahme beim Dieselkraftstoffverbrauch und vor allem durch die Markteinführung von E10. Der Absatz bei Bioethanol könnte von zirka 0,9 auf 1,5 Millionen Tonnen (oder auch höher) ansteigen. Der Biodieselabsatz wird etwa 2,4 – 2,5 Millionen Tonnen betragen. Ein eventueller Zuwachs fällt also gering aus. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Im- und Export inzwischen zirka eine Milllion Tonnen bei Biodiesel erreicht hat. Der ‚Deckel’ für die Biokraftstoffverwendung über die Beimischung ist die Gesamtquote von 6,25 Prozent kalorisch. Angesichts des hieraus resultierenden Biokraftstoffbedarfs ist davon auszugehen, dass die E10-Verwendung auch von der Mineralölindustrie gepuscht wird, um schließlich auch die Zahlung der Pönale in Höhe von zirka 62 Cent je Liter im Falle der Nichterfüllung zu vermeiden.

Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft, Nina Ruppert, Sprecherin: Mit der Einführung der neuen Benzinsorte E 10 geht für die Bioethanolwirtschaft zum Jahreswechsel ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Denn die Erhöhung der Beimischung von Bioethanol zu Benzin war nicht nur Voraussetzung für die Umsetzung der EU-Richtlinie Erneuerbare Energien, sondern auch für weitere Investitionen in der Bioethanolbranche. Eine gestiegene Investitionsbereitschaft macht sich bereits bemerkbar: Die deutschen Produktionskapazitäten sind im vergangenen Jahr von 0,85 Millionen Tonnen auf 0,92 Millionen Tonnen gestiegen. Durch die E10-Einführung steigt das Absatzpotenzial für die deutschen Bioethanolhersteller erheblich. Wir gehen davon aus, dass der Bioethanol-Bedarf im ersten Jahr der E10-Einführung bis auf zirka 1,5 Millionen Tonnen steigen wird. Abzuwarten bleibt, wie schnell der neue Kraftstoff E10 an den deutschen Tankstellen flächendeckend verfügbar sein wird. Der 1. Januar 2011 ist noch aus einem weiteren Grund ein wichtiges Datum für die Biokraftstoffbranche: Ab diesem Tag gelten die neuen strengen Nachhaltigkeitsvorschriften der EU. Es darf nur noch solches Bioethanol beigemischt werden, dessen Nachhaltigkeit durch ein amtlich kontrolliertes Zertifikat nachgewiesen ist. Alle deutschen Bioethanolanlagen erfüllen die Nachhaltigkeitsanforderungen.

Verbio Vereinigte BioEnergie, Frank Strümpfel, Sprecher: Wir erhoffen uns stabile politische Rahmenbedingungen beziehungsweise eine konsequente Umsetzung der bestehenden Rechtsgrundlagen wie zum Beispiel der Europäischen Nachhaltigkeitsverordnung in allen EU-Staaten. Wie im Koalitionsvertrag angekündigt erwarten wir von der Politik das Vorziehen der Dekarbonisierungsstrategie. Alle reden von Kohlendioxid-Einsparung, aber unser Kunden interessiert es nicht! Für die Nutzung von Biogas im Kraftstoffmarkt gibt es noch einige Hürden bei der Markteinführung, zum Beispiel mit der Auszeichnung der Preise an Tankstellen nach Energiegehalt und nicht Volumen oder die Förderung von Gasfahrzeugen. Das Energiekonzept der Bundesregierung stärkt die kurz- bis mittelfristigen Aussichten für die Branche.

Choren Industries, Michael Weitz, Leiter Unternehmensentwicklung: Die Erzeugung von Biokraftstoffen auf Basis von Ligno-Zellulose ist noch in einem frühen Stadium der Marktentwicklung. Die 2009 verabschiedete Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU wird in 2011 in vielen Mitgliedsländern in nationales Recht umgesetzt und so zu besser planbaren Rahmenbedingungen für Biokraftstoffe führen, deren Rohstoffe nicht in direkter Konkurrenz zu Nahrungsmitteln stehen. Sogenannte Biokraftstoffe der 2. Generation werden gemäß EU Direktive doppelt auf die Erreichung von Biokraftstoffzielen angerechnet. Der konstruktive Dialog mit der Politik muss fortgesetzt werden. Es gilt gemeinsam Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen erste kommerzielle Anlagen zur Erzeugung von synthesegasbasierten Endprodukten zu realisieren und damit dieser Schlüsseltechnologie zum Marktdurchbruch zu verhelfen.

Die Holzenergiebranche

Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e.V., Martin Bentele, Geschäftsführer: Der Markt für Pelletfeuerungen wird sich 2011 in Deutschland besser entwickeln als 2010. Dies ist schon fast zwangsläufig zu bezeichnen, bei dem niedrigen Niveau, auf dem wir uns in diesem Jahr befinden. Die Bedingungen (Aussetzen MAP) waren 2010 schlecht. Sie werden sich bessern, denn die gesamte Wärmebranche (BDH, BEE) ist gewillt, gemeinsam die Weichen für eine bessere Entwicklung des Heizungsmarktes zu stellen. Das Thema Wärme ist nicht da, wo es von seiner Bedeutung hingehört, sowohl beim Verbraucher wie auch in der Politik und bei den Medien. Da müssen wir rüber bringen, dass der Heizungstausch eine lohnenswerte Maßnahme ist. Das hört sich einfach an, ist es aber nicht, denn der Wärmesektor wird nicht von einer riesigen Subventionsmaschinerie gespeist und hat daher von den Unternehmen bis zu den Verbänden nicht die notwendigen Mittel zur Verfügung, um die zur Zielerreichung notwendigen Marketingmaßnahmen zu finanzieren. Bei der Politik müssen wir uns für verlässliche Rahmenbedingungen einsetzen. Ich setze auf Anreiz und nicht auf Zwang. Der Bundesverband Erneuerbare Energie hat hierzu ein Modell für eine Erneuerbare-Wärmeprämie entwickelt, die aus einer fossilen Abgabe gespeist wird. Ich halte das für den richtigen Weg. Wenn die zur Wärmegewinnung notwendige fossile Energie schon nicht den Marktpreis hat, der ihr weltweites Umweltrisiko abdeckt – was die Förderung erneuerbarer Wärme überflüssig machen würde – dann muss eben über ein solches Instrument ein indirekter Abgleich erfolgen.

ETA Heiztechnik, Ferdinand Tischler, Geschäftsführer: Unser Unternehmen wird in 2010 die Umsatzzahlen von 2009 erreichen welche um zirka drei Prozent unter dem Rekordjahr 2008 lagen. Es lässt sich ein Anstieg bei den automatisch beschickten Anlagen verzeichnen und eine Stagnation bei den händisch beschickten Kesseln. Dieser Trend wird sich auch die nächsten Jahre fortsetzen. Die Politik soll sich um die Aufhebung des Sanierungsstaues kümmern, denn hier wäre ein gewaltiges Potential, das genutzt gehört. Die Förderpolitik soll konstant fortgesetzt werden. Keine solchen Verunsicherungen wie in 2010 mit dem MAP.

Paradigma Deutschland, Oliver Nanko, Produktmanager Holzwärmesysteme: Die anziehende Konjunktur und die dadurch sinkenden Arbeitslosenzahlen lassen hoffen, dass in 2011 in die Haustechnik investiert wird. Nichts schadet der Pelletsbranche mehr als eine unzuverlässige Fördersituation. Das Stop and Go in 2010 hat die die Verbraucher verunsichert und dringend nötige Investitionen zur Erreichung der Klimaziele des Wärmemarkts verhindert. Überlegenswert wäre eine Förderung, welche unabhängig vom Bundeshaushalt oder der politischen Lage ein kontinuierliches Wachstum des regenerativen Wärmemarkts sicherstellen kann. Im Neubau wird sich der Trend hin zu kleinen Heizlasten und damit zu kleinen Kesselgrößen und Primäröfen mit Wassertasche entwickeln. Im Gebäudebestand werden die Pelletskessel mit 20 bis 30 Kilowatt die Ölkessel mit 50 Kilowatt Leistung in parallel dazu nachisolierten Gebäuden ersetzen. Ob und wie sich der Trend des nach oben bewegenden Ölpreises auf die Entwicklung des Marktes auswirkt, werden wir erst in 2011 sehen. Mittelfristig werden steigende Energiepreise den Pelletskesselmarkt begünstigen. Die Absatzmärkte für Pelletskessel im Ausland liegen in der Hauptsache in der Schweiz, in Österreich und Spanien. In den anderen europäischen Ländern liegt die Priorität der Betreiber in der Regel auf günstigen, luftgeführten Primäröfen.

Seeger Engineering, Dr. Gregor Rinke, Vorstand: Für den Bereich der Installation von Pelletproduktionsanlagen sehen wir, dass eher kleine Anlagen bis maximal 60.000 Tonnen pro Jahr 2011 und 2012 in Deutschland gebaut werden, da die Rohstoffverfügbarkeit keine anderen Strukturen mehr zulässt. Weltweit werden auch deutlich größere Anlagen installiert werden, bis eine Million Tonnen pro Jahr je nach Standort. In Europa werden sicher mehrere Anlagen mit 150.000 Tonnen bis 250.000 Tonnen pro Jahr errichtet. Im Ausland ist die Rohstoffverfügbarkeit nachhaltig noch als gut bis sehr gut anzusehen. Bei der Kraftwerkserrichtung für Holzbrennstoffe werden in Deutschland nur noch Anlagen mit einer guten Wärmenutzung errichtet werden, da die Brennstoffpreise eine andere Nutzung kaum noch zulassen. Die energetische Nutzung von Biomasse weltweit wird weiter ausgebaut. Europaweit werden die Mitverbrennung von Biomassen und reine Biomassekraftwerke weiter nachgefragt und installiert. Der Bau von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen mit einer guten Wärmenutzung wird sich weiter verstärken. Nicht die Größe ist entscheidend, sondern die gesamt Wirtschaftlichkeit. Für den Einsatz von Pellets in Kleinfeuerungsanlagen muss die Förderung stabil bleiben. Das erwarte ich von der Politik.

Gilles Energie- und Umwelttechnik, Wolfgang Krämer, Geschäftsführer: Gilles sieht dem Jahr 2011 mit einem durchwegs positiven Gefühl entgegen. Die Zeichen für uns als Unternehmen stehen ganz klar auf Wachstum. Die Wirtschaftskrise hat zwar in den vergangenen Monaten die Investitionen der Haushalte und Unternehmer entsprechend gebremst, die Heizungsanlagen in den europäischen Heizräumen sind allerdings neuerlich um ein Jahr älter geworden. Bereits 2,9 Millionen Heizungsanlagen in Deutschland sind älter als 24 Jahre und haben einen Wirkungsgrad von weniger als 65 Prozent. Diese alten Heizungsanlagen mit extrem schlechter Effizienz schädigen sowohl die Umwelt, aber noch viel mehr die Gewinne der Unternehmer und die Familieneinkommen der Haushalte. Politiker in ganz Europa sind gefordert endlich eine nachhaltige und glaubwürdige Energiepolitik zu betreiben. Alle Investitionen in ökologischen Energieformen wie Biomasse, Wind- und Solarenergie müssen durch Förderprogramme für Endkunden und Industrie unterstützt werden. Damit schaffen wir Tausende neue Arbeitsplätze und bauen die Technologieführerschaft in diesen Bereichen aus. Ferner sparen wir Milliarden von Euro an Devisen für den Import fossiler Brennstoffe. Dieses Handeln verringert die Abhängigkeit Europas von den Erdöl-exportierenden Staaten und gleichzeitig wird unser Planet ein Stück lebenswerter. Die Summe dieser Maßnahmen sichert die Zukunft unserer Kinder.

PowerPellets, Hans Martin Behr, Geschäftsführer: Ein ruinöser Wettbewerb bei den Pelletsanbietern dämpft die angestiegenen Rohstoffpreise. Mittelfristig braucht die Branche auskömmliche Margen bei Produktion und Handel für ein gesundes Wachstum. Dass die Deckungsbeitragsrechnung bei den Pelletsproduzenten nur eine begrenzte Zeit möglich ist, dies sieht man an einer Reihe von Insolvenzen der letzten Monate.

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