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Neue Generation spart 15 Prozent Treibstoff

Siemens tauft Serviceschiff in Rostock

Heute ist das Serviceschiff in Rostock-Warnemünde feierlich getauft worden. Das 83,70 Meter lange Schiff der Firma Esvagt A/S aus Norwegen ist nach gemeinsamen Plänen von Siemens, dem Betreiber EnBW und des Besitzers Esvagt als neue Generation von Serviceschiffen seit 2012 entwickelt worden. Mit seiner mittleren Größe unterscheidet es sich von großen Hotelschiffen ebenso wie von kleinen Serviceschiffen – und tatsächlich stellt es eine Mischform dar. Die bis zu 40 Servicemitarbeiter an Bord haben jeweils zwei Wochen Dienst auf dem Schiff und zwei Wochen frei, sie gelangen mit kleinen Booten zum Schiff und von dort an Land. Das Service Operation Vessel (SOV) kommt nur alle vier Wochen zur Betankung in den Hafen. Und es soll nicht bei einem Vessel dieser Art bleiben. Ein Schiff gleicher Bauart weiht Siemens ebenfalls in dieser Woche in Hamburg ein.

Das knallrote Schiff, das 15 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen soll als vergleichbare Schiffe, die noch vor fünf Jahren gebaut wurden, hat seinen Namen Esvagt Froude von William Froude, einem englischen Ingenieur, der von 1810 bis 1879 gelebt hat – und passenderweise persönlicher Freund der Siemens-Brüder war.

Das kleine Serviceboot auf dem Weg zum Anlanden an das neue Schiff. - © Foto: Weinhold
Das kleine Serviceboot auf dem Weg zum Anlanden an das neue Schiff.

Teams zur Wartung und Reparatur im Offshore-Windpark Baltic 2, der fertig installiert ist und in den nächsten Monaten ans Netz geht, gelangen von Esvagt Froude direkt über das Anlandesystem von Ampelmann vom Schiff auf die Turbine. Das Ampelmann-System gleicht durch eine Hydraulik die Wellenbewegungen auf dem Meer aus und gewährleistet bei bis zu 2,50 Metern einen sicheren Übergang. Mark Albenze, CEO Power Generation Services Wind Power and Service Renewables, verweist auf den Pionierstatus, den Siemens mit der Erprobung des neuartigen Serviceschiffs einnimmt. „Damit ist der Service jetzt sicherer geworden“, so Albenze. Vielleicht ist er dann auch attraktiver. Denn nach wie vor hat die Branche es nicht leicht, aussreichend adäquate Servicetechniker für die Offshore-Windkraft zu finden. Die Strapazen durch die Schifffahrten und das Arbeiten in der Höhe schrecken viele ab. Entsprechend gut müssen die Leute behandelt werden - beispielsweise mit Kinosaal, Fitnessstudio und viel Eiscreme.

Das Anlanden klappt bei Wellen von einem Meter ganz gut, wirkt aber auf den Außenstehenden immer noch riskant. - © Foto: Weinhold
Das Anlanden klappt bei Wellen von einem Meter ganz gut, wirkt aber auf den Außenstehenden immer noch riskant.

Darüber hinaus werden vom Schiff aus zwei kleinere Boot für Turbinen-Besuche genutzt: ein sieben Meter langes, offenes Boot, das drei Serviceleute transportieren kann. Und ein 13 Meter langes überdachtes Schiff, das etwa acht Techniker transportiert. Die Monteure arbeiten in Zehn-Stunden-Schichten zwischen 6 Uhr früh und 22 Uhr am Abend. Wenn eine Störung auftritt, kann oft bereits per Ferndiagnose durch Überwachungsanlagen erkannt werden, welches Problem vorliegt. Der Servicemonteur kann dann schon mit dem passenden Equipment die Anlage erklimmen. Austauschkomponenten sind auf der Esvagt Froude vorhanden - zu mindest die kleineres. Getriebe und Generatoren wären dagegen zu groß, um sie ebenfalls an Bort zu lagern. Die Serviceeinsätze werden auf rund zwei Stunden veranschlagt. Eine wiederkehrende Wartung findet zudem einmal im Jahr statt.

Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern freut sich derweil über das neue Engagement von Siemens. 100 Arbeitsplätz sollen langfristig in Rostock entstehen, wo regionaler Service und Vertrieb von Siemens untergebracht sind. Graham Martin Butt, der Energieminister Christian Pegel bei den Feierlichkeiten vertrat, verwiese auf engagierte Ausbauziele bei den Erneuerbaren in seinem Land. Die von der Bundesregierung auch für Offshore angekündigten Ausschreibungen dürften nicht zu Brüchen in der Wertschöpfungskette führen. Butt brach eine Lanze für die Werften in Mecklenburg-Vorpommern: Wenn Siemens weitere Schiffe brauche, könnten diese auch in seinem Land gefertigt werden. Derweil ist der Rumpf der Esvagt Froude in der Türkei produziert worden und dann für die Innenausstattung nach Norwegen geschleppt worden.

Siemens hat zunächst für fünf Jahre einen Gewährleistungsvertrag mit EnBW ausgehandelt. Doch der Energieversorger will den Service langfristig selbst machen, wie das vorher schon Dong Energy in seinen Windparks mit Siemens-Anlagen praktiziert hat.

(Nicole Weinhold)