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So gelingt die Maximierung der effektiven Verfügbarkeit

Nicole Weinhold

Die Anforderungen an den Betrieb von Anlagen steigen enorm. Kontinuierlich kommen neue Regularien wie die Pflicht zur Bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung (BNK), Redispatch 2.0 und Kritis hinzu, aber auch ein erhöhter Wartungs- und Prüfungsaufwand durch immer empfindlichere Elektronik und neue Leistungsklassen mit weit über die 60 Meter hinausgehenden Rotorblättern. Wo sehen Betriebsführer aktuell die größten Herausforderungen? „Als Betriebsführer müssen wir nicht nur am Puls der Zeit, sondern im besten Fall auch unserer Zeit voraus sein“, sagt Till Schorer, Director Sales bei WPD Windmanager. Gleichzeitig steigen auch die Kundenanforderungen, zum Beispiel im Bereich des Reportings. „Wir bieten Kunden unterschiedliche Lösungen an, um die Zusammenarbeit besonders effizient zu gestalten. Dazu gehört beispielsweise unser Extranet oder unser Rechnungsfreigabetool“, so Schorer.

Stillstand und Drosselungen minimieren

Bei der Maximierung der effektiven Verfügbarkeit ist der technische Betriebsführer besonders gefordert. Neben der zügigen Veranlassung geeigneter Maßnahmen bei technisch bedingten Ausfällen liegt seine Aufgabe darin, Stillstandzeiten und Drosselungen zu minimieren. Diese können durch faunistische, avifaunistische und andere genehmigungsrechtliche Auflagen wie Schattenwurf, Schall, Netzabschaltungen, Störungen der Netzanbindung, meteorologische Einflüsse wie Eisansatz oder Sturm sowie Großschäden an den Windenergieanlagen entstehen. „Mit ihrem modernen 24/7-Leitstand ist die Deutsche Windguard für diese Aufgabe bestens gerüstet. Eines der herausragenden Qualitätsmerkmale ihrer technischen Betriebsführung ist die hohe effektive Verfügbarkeit der betreuten Anlagen“, heißt es dazu bei Deutsche Windguard.

Juwi-Mitarbeiter beim Serviceeinsatz im Windpark Gau-Bickelheim in Rheinland-Pfalz

Foto: juwi

Juwi-Mitarbeiter beim Serviceeinsatz im Windpark Gau-Bickelheim in Rheinland-Pfalz

Unterstützung bei neuen Themen wie BNK

Auflagen für den Betrieb von Windenergieanlagen sind oft sehr komplex. Sie beinhalten zum Beispiel Abschaltungen aus artenschutzrechtlichen Gründen oder wegen Überschreitung des zulässigen Schattenwurfs, die sich nach Jahreszeiten, Sonnenauf- und -untergangszeiten oder witterungsbedingten Parametern richten können. „Die technische Betriebsführung der Deutschen Windguard kontrolliert nicht nur regelmäßig, ob die Abschalteinstellungen der Windenergieanlagen den jeweils gültigen Auflagen entsprechen. Die permanente Feinoptimierung sorgt für maximale Laufzeiten der Anlagen“, so Andre Reichert, Head of Technical Management bei Deutsche Windguard.

Auch Tim Stromer, Geschäftsführer von Airwin, sieht bei Betreibern den Wunsch, eine umfangreiche Unterstützung zu bekommen bei allen zusätzlichen neuen Themen wie zum Beispiel Stromsteuer, BNK, Redispatch 2.0. Betreiber suchen zudem mehr Unterstützung im Außendienst, da hier qualifiziertes Personal erforderlich ist, außerdem eine permanente Überwachung der Leitwarte: „Grundsätzlich gewinnt die Betriebsführung durch die vielen sich entwickelnden Themenfelder immer mehr an Bedeutung, da viele Betreiber eine professionelle Unterstützung beim Betrieb ihrer Anlagen benötigen“, betont Stromer. Er warnt, beim zunehmenden Ausbau der Windenergie dürfe die Qualität nicht auf der Strecke bleiben. „Ein schnelles und flexibles Arbeiten durch funktionierende Software ist in der Betriebsführung unumgänglich. Die Themenfelder werden immer größer und man muss sich breit aufstellen. Dahingehend muss man angebotene Dienstleistungen stetig weiterentwickeln und seine Prozesse regelmäßig optimieren.“

Neue Herausforderungen in der Betriebsführung sieht Alexander Jäger-Bloh von der Dean-Gruppe ganz klar bei der Cybersicherheit: „Hier gilt es, hocheffiziente Systeme mit doppelt und dreifacher Sicherung zu installieren und Attacken effizient abzuwehren.“ Die Dean-Gruppe bietet ihren Auftraggebern sowohl kaufmännische Betriebsführung bis hin zur Stellung der Geschäftsführung, als auch technische Betriebsführung. „Wir halten uns aus der Wartung und Instandhaltung der betreuten Anlagen raus und suchen am Markt die beste Lösung“, so Jäger-Bloh. Die Verfügbarkeit hoch zu halten, sei Aufgabe des technischen Betriebsführers. Seine Möglichkeiten werden jedoch laut dem Dean-Chef vom Konzept des Wartungsvertrags erheblich beeinflusst. „In windreichen Zeiten ist es nicht einfach, Serviceteams schnellstmöglich zur Entstörung zu veranlassen.“ Auch sei da die Personaldecke der externen Serviceunternehmen dünn. Das sei gerade zum Peak der Coronakrise zu spüren gewesen.

Individuelles Leistungsangebot

Juwi und Windwärts haben zusammen rund 600 Anlagen in technischer Betriebsführung. Die beiden Unternehmen, die künftig gemeinsam als Juwi auftreten, bieten dem Kunden eine vollumfängliche Betreuung, die er ohne große Eigenleistungen in Anspruch nehmen kann. Durch die künftige Nutzung des Leistungskataloges können sie dem Kunden ein individuelles Leistungsangebot unterbreiten, welches sich vollumfänglich seinen Bedürfnissen anpasst, aber gleichzeitig die Arbeitsprozesse bei Juwi nicht individualisiert. Das heißt, der Kunde kann aus dem gesamten Leistungsspektrum der Betriebsführung die Teile auswählen, die er benötigt. Und Juwi bedient genau diese Dienstleistungen nach definiertem Standard. Beispiele für modulare Dienstleistungen sind: Stellung der VEFK (Anlagenbetreiberverantwortung), Anzahl von Sichtinspektionen, Begleitung von Gesellschafterversammlungen, Durchführung von Wiederkehrenden Prüfungen, DGUV V3 Prüfungen, Zugriff auf die Daten der Betriebsführungssoftware (Scada-Daten und mehr).

Monitoring zur Standortgüte

Baywa RE hat 80 Parks mit über 1.100 MW in der Betriebsführung. Das Unternehmen bietet eine komplette technische Betriebsführung inklusive Monitoring von Windenergieanlagen-Ausfällen an sowie Genehmigungsauflagen und Performance, Mittelspannungswartung, HSE-Management, IT-Sicherheit und TR10-Standortgütemonitoring. Die eigene Software-Entwicklung Insite erlaubt es Baywa RE, Daten automatisiert in Echtzeit auszuwerten, was Reaktionszeiten nach Unternehmensangaben drastisch verkürzt: „So erhöhen wir die Erträge für Betreiber erheblich, weil Fehlverhalten schnell erkannt und Ausfallzeiten geringgehalten werden.“

„Früher war der Preisdruck ein anderer. Technische Betriebsführungs-Mandate waren höher vergütet, gleichzeitig gab es nicht den Anreiz zur Digitalisierung und Automatisierung, wie es ihn heute gibt. Nachdem wir unseren Digitalisierungsgrad durch Baywa RE Insite enorm erhöht haben – und folglich auch den Grad an Compliance und Qualität –, befindet sich die Baywa RE Operation Services GmbH in der Lage, ihr Wachstum auf gesunde Art mit gut vergüteten Betriebsführungs-Mandaten zu fußen“, erklärt Adolpho Heidenreich.

Enertrag Betrieb hat insgesamt 1.168 Windkraftanlagen mit mehr als 2,5 Gigawatt Leistung in der Betriebsführung. Die Firma liefert ein gutes Beispiel dafür, dass die Betriebsführung immer mehr zur Hightech-Disziplin wird. Neben dem üblichen Betriebsführungsangebot bietet Enertrag spezielle Dienstleistungen rund um das Thema Rotorblatt-inspektion an Windkraftanlagen an. Prüfungen am Rotorblatt gehören zu den aufwendigsten Inspektionstätigkeiten an einer Windenergieanlage. Da es viele verschiedene Anlagenhersteller und -typen gibt und die Windparks in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eher klein sind, werden auch verschiedene Lösungskonzepte für das Blitzschutzsystem eingesetzt. Das wiederum bedeutet unterschiedlich große Zeitaufwände für die Blitzschutzprüfung.

Servicearbeit am Anemometer bei Abo Wind.

Foto: ABO Wind

Servicearbeit am Anemometer bei Abo Wind.

Rotorblattprüfung per Drohne

Die nächste Anlagen-Generation wird mit Nabenhöhen weit über 150 Meter und Rotordurchmessern bis zu 160 Meter geplant. „Anlagen dieser Größe sind mit Seilzugangstechnik aus sicherheitstechnischen Gründen nur mit sehr hohem Aufwand realisierbar”, heißt es bei Enertrag. Die Seilzugangstechnik werde daher durch eine Spezialdrohne ersetzt. So spiele die Höhe der Windkraftanlage oder die Länge der Rotorblätter keine Rolle mehr. Das Unternehmen weist darauf hin, dass Dank der spektakulären Bildqualität und des autonomen Flugmusters zudem eine höhere Erkennungsrate von Fehlern möglich sei. Mit der Technologie des Kooperationspartners Sulzer Schmid könne die Oberfläche von Rotorblättern jeder Größe in einem Bruchteil der Zeit und mit hochauflösender Bildgebung und breitem Erkennungsfeld komplett abfotografiert werden. Die Rotorblattexperten werden, nach einer einleitenden und auf künstlicher Intelligenz basierten Analyse der Bilder, für die Auswertung der Fotografien weiter eingesetzt. Der Vorteil dieser smarten Symbiose liege dank der jahrelangen Erfahrung bei der Auswertung von Inspektionsdaten und der Klassifizierung der Mängel auf der Hand.

Deutlich wird: Kein Betriebsführer kann sich zurücklehnen - auch wenn die Anlagen drehen. Vielmehr muss er ständig auf der Suche nach Innovationen und Optimierungspotenzial sein. Schnellere und bessere Wartung und Prüfung sind dabei wichtige Aspekte, die ohne Digitalisierung schlicht nicht möglich sind. Gleichzeitig muss der Betriebsführer auf zunehmende Angriffe aus dem Netz vorbereitet sein. Innerhalb dieses Spannungsfeldes gilt es, sich neu aufzustellen. 

Zeit ist Geld: Wenn die Anlage steht, muss schnell gehandelt werden. Wenn die Energiepreise hoch sind, lohnt sich der Einsatz umso mehr.

Foto: Deutsche Windtechnik

Zeit ist Geld: Wenn die Anlage steht, muss schnell gehandelt werden. Wenn die Energiepreise hoch sind, lohnt sich der Einsatz umso mehr.

TelefonKontakt zu Firmen, die an diesemTitelthema beteiligt sind Abo Wind: 0611/267650
Airwin: 04131/2270310
Baywa RE: 089/ 3839325029
Dean-Gruppe: 05034/959130
Deutsche Windtechnik: 0421/691050
Deutsche Windguard: 04451/9515198
Energy Consult: 04841/8944526
Enertrag: 039854/ 6459200
Juwi: 06732/96570
Node Energy: 069/999993980
REZ: 030/224459830
Timm: 040/248356337
WPD: 0421/8976600

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