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Photovoltaik und Speichersystem in Afrika

Das Netz ersetzen

Wenn es um die Installation von Ökostromprojekte im Afrika südlich der Sahara geht, wird damit ein zentrales Problem angegangen, das viele dieser Länder haben: eine schwache Infrastruktur. Vor allem das Stromnetz ist nur rudimentär ausgebaut und anfällig gegen Zusammenbrüche. „In Ruanda fällt der Strom drei bis vier Mal am Tag für rund fünf bis 45 Minuten aus“, weiß Simon Schandert, technischer Geschäftsführer des Speicheranbieters Tesvolt aus Lutherstadt Wittenberg, spätestens seit dem sein Unternehmen bei einer Ausschreibung für einen Großspeicher in dem zentralafrikanischen Land gewonnen hat. Denn bei dieser Auktion ging es genau darum, die ständigen Stromausfälle zu überbrücken, damit die Wasserpumpen eines Landwirtschaftsprojekts nicht plötzlich stillstehen.

Solarkraftwerk ins Inselnetz mit einbinden

Das schwache und instabile Netz definierte gleichzeitig die Anforderungen für das große Speichersystem. Er muss den Strom schnell aufnehmen können, wenn er da ist, um genügend Energie zu haben, wenn das Netz plötzlich zusammenbricht. Dann muss er wiederum schnell umschalten und ein komplettes Inselnetz aufbauen. Dieses muss er dann auch für 45 Minuten aufrechterhalten können, bis das öffentliche Netz wieder aufgebaut ist. Solche Zyklen muss der Speicher außerdem mehrmals am Tag fahren können. Eine zusätzliche Herausforderung ist, dass der Speicher an ein Solarkraftwerk mit einer Leistung von 3,3 Megawatt angeschlossen ist. Dieses läuft während des Stromausfalls weiter. Der Speicher hat dabei die Aufgabe dieses Kraftwerk mit seiner volatile Lieferung von Strom in das Inselnetz mit einzubinden.

Schnell laden und umschalten

Tesvolt hat den Zuschlag für das Speicherprojekt bekommen, während Ideema Sun Energy mit Sitz im niederbayerischen Wallerfing das Solarkraftwerk errichten wird. Die insgesamt für das Projekt vorgesehenen 134 Lithium-Ionen-Speicher haben eine Kapazität von 2,68 Megawattstunden, damit er es auch schafft, die kompletten geforderten 45 Minuten zu überbrücken. Damit werden bei Netzausfall 44 Wasserpumpen des Landwirtschaftsprojektes versorgt. Die ebenfalls geforderte hohe Ladegeschwindigkeit schafft Tesvolt nach eigenen Angaben durch die Prismaform der eingesetzten Zellen und einer besonderen chemischen Zusammensetzung. Auch mit der Steuerung könne das Unternehmen den Anforderungen des schnellen Umschaltens vom Laden auf den Aufbau des Inselnetzes zu genügen. Dafür sorgen auch die 402 Laderegler von SMA, die in dem Projekt eingesetzt werden.

Sambias Stromversorgung trocknet aus

Auch im etwa 1.000 Kilometer südlich gelegenen Sambia steht die Energieversorgung auf wackeligen Beinen. Das Land hat bisher seine Stromversorgung zu 90 Prozent auf Wasserkraft aufgebaut. Immerhin verfügt Sambia über 40 Prozent der gesamten Wasserreserven des südlichen Afrikas und nutzt diese reichlich. Doch die jetzt auftretende Trockenheit führt zu regelrechten Engpässen bei der Stromversorgung. Experten sprechen inzwischen schon von einer Energiekrise in dem südafrikanischen Land. Inzwischen sind Stromausfälle von 14 Stunden pro Tag keine Seltenheit mehr. Dazu kommt noch, dass die Stromversorgung einem staatlichen Monopol unterliegt, was die Energiepreise in die Höhe schnellen lässt, ohne dass sich an der Stabilität der Versorgung etwas ändert.

Bergbau leidet unter Stromausfällen

Während der liberale Oppositionsführer und Präsidentschaftskandidat Hakainde Hichilema den Ausbau der erneuerbaren Energien als dezentrale Alternative fordert, machen die von der instabilen und teuren Stromversorgung gebeutelten Bergbauunternehmen des Landes Nägel mit Köpfen. Immerhin verfügt das Land über üppige Kupfer- und Kobaltvorkommen, die das Rückgrat des sambischen Außenhandels darstellen. Die Strompreise für die Bergbauunternehmen seien zu Jahresbeginn auf 10,35 Dollarcent pro Kilowattstunde gestiegen, betonen die Experten der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und der Deutschen Exportinitiative Energie auf der Basis einer Analyse von Thenergy. Das Münchner Beratungsunternehmen hat sich vor allem auf den Markt für Offgrid- und Solar-Diesel-Hybridkraftwerke spezialisiert. Gleichzeitig erwarten die Berater, dass sich die Situation im Stromnetz nicht ändern wird, die Stromversorgung also auch in Zukunft sehr instabil bleibt.

Solarstrom für sechs Cent

Die Bergbauunternehmen greifen für die Notstromversorgung bisher auf Dieselgeneratoren zurück. Der Brennstoff ist aber teuer und vor allem muss er in die abgelegenen Bergbauregionen geliefert werden. Deshalb fangen die Unternehmen jetzt an, ihre Dieselsysteme zumindest teilweise durch Solarenergie zu ersetzen. Für den Photovoltaikmarkt bedeutet das ein riesiges Wachstumspotenzial. So hat vor wenigen Wochen die Industrial Development Cooperation, Sambias Entwicklungsgesellschaft, zwei Solarkraftwerken mit einer Leistung von 50 Megawatt ausgeschrieben. Dabei kam heraus, dass der Solarstrom in Sambia inzwischen für 6,02 Dollarcent zu haben ist. Auf diesem Niveau zumindest lag das niedrigste Gebot. Das wiederum weckt das Interesse der Bergbauunternehmen, die nicht nur den Dieselstrom, sondern auch den inzwischen teuren aber nur noch selten ankommenden Netzstrom durch Solarstrom ersetzen könnten. Die Minen mit einer Photovoltaikanlage zu versorgen und den Diesel nur noch einzuschalten, wenn weder Sonne noch das Netz vorhanden ist, wird zu attraktiven Alternative. (Sven Ullrich)