Vor fast drei Jahren ging die Solaranlage an der Staumauer des Muttsees in Betrieb. Der See liegt hoch oben in den Schweizer Alpen und das bringt einige Vorteile mit sich. Denn durch die sehr steile Aufständerung der Module liefert der Generator viel Strom, wenn die Sonne tief steht – im Winter. Zudem bleibt in der kalten Jahreszeit kein Schnee auf den Modulen liegen, wodurch solche Anlagen ebenfalls für den Winterstrom geeignet sind. Ein dritter Aspekt: Durch die Lage auf über 2.000 Metern ist die Anlage weniger von Wolken überdeckt als Anlagen im Schweizer Tiefland.
Jetzt starten der Betreiber Axpo, die Inhaberin IWB und der Netzbetreiber Swissgrid mit der Beteiligung am Pilotprojekt PV4Balancing die Lieferung von Regelleistung mit der alpinen Solaranlage am Muttsee. Mit im Boot sitzt auch der Schweizer Lebensmittelhändler Denner, der per PPA den Strom aus der alpinen Solaranlage abnimmt.
Tertiärregeleistung liefern
Beim Projekt PV4Balancing geht es darum, zu zeigen, dass die Stromproduktion von Photovoltaikanlagen als Tertiärregelenergie für den stabilen Netzbetrieb genutzt werden kann. Schließlich stelle Sonnenstrom bisher ein weitgehend ungenutztes Potenzial für die Regelenergie dar, wie die Projektbeteiligten betonen. Die Tertiärregelleistung – auch Minutenreserve genannt – wiederum ist die langsamste, aber auch langfristigste Form der Regelenergie. Denn sie kommt nur zur Anwendung, wenn es länger als 15 Minuten lang zu einem Ungleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch kommt. Die vorherigen Unwuchten gleichen die Primär- und die Sekundärregelleistung aus.
Alpine Solaranlage am Muttsee-Staudamm geht in Betrieb
Solaranlage als Lösung für die Netzstabilität
Zwar bleibt die Produktion der Photovoltaikanlage wetterabhängig und die Produktionsprognose sehr anspruchsvoll. Zudem stellt die volatile Produktion eine Herausforderung für die Netzstabilität dar. Schließlich müssen Produktion und Verbrauch immer im Gleichgewicht sein. Das Projekt PV4Balancing soll zeigen, dass Photovoltaikanlagen nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Lösung für Schwankungen im Netz sein können.
Mit weiteren Anlagen vermarkten
Die Idee hinter diesem Projekt ist: Wenn zu viel Strom im Netz vorhanden ist, wird die Solaranlage an der Staumauer des Muttsees ihre Produktion auf Anweisung von Swissgrid drosseln. Auf diese Weise kann sie zur Stabilität des Netzes beitragen – zumindest teilweise. Denn die Produktion von einzelnen Solarkraftwerken ist im Vergleich zu den großen fossil befeuerten Kraftwerken sehr gering. Diese fossilen Anlagen haben bisher die Regelenergie bereitgestellt. Deshalb werden die Projektpartner die Regelleistung der Anlage Muttsee im Rahmen von PV4Balancing gemeinsam anderen Solarkraftwerken vermarkten.
Axpo startet den Bau der alpinen Solaranlage am Stausee des Lai da Nalps
Die Teilnahme von AlpinSolar an diesem Pilotprojekt unterstreiche das Engagement der Partner des Pionierprojektes für die Energiewende und die Netzstabilität. Durch die enge Zusammenarbeit mit Swissgrid werde das Potenzial von Solarenergie optimal genutzt und ihre Integration in das Gesamtsystem unterstützt.