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Fachaufsatz

Braunkohle im Boden lassen - Sonne und Wind ernten

Braunkohle befeuert ganz erheblich die Klimakatastrophe, der Abbau der Kohle braucht selber viel Energie und die Kohleverbrennung ist gesundheitsschädlich, daher sollten wir die Braunkohle besser im Boden lassen.  

Die gute Nachricht ist, dass Braunkohle-Regionen selbst dann eine Menge Energie liefern können, wenn die Braunkohle im Boden bleibt und niemand sein Haus und seine Heimat verlassen muss: Durch erneuerbare Energien.

Werfen wir hier einen Blick auf den Bereich Garzweiler II, nördlich vom Hambacher Forst. Was wäre dort mit Sonne und Wind möglich, wenn die restliche Braunkohle im Boden bleibt? Kohle und Wind werden dort schon heute direkt nebeneinander geerntet:

Solarenergie könnte dort auch in der Freifläche geerntet werden, wenn der Bundesgesetzgeber die Vergütungsberechtigung im EEG 2017 für solche Flächen vorsähe, die zum Braunkohleabbau vorgesehen sind, bei denen die Braunkohle aber im Boden belassen wird. Daher hat der Autor eine entsprechende Petition an den Deutschen Bundestag initiiert.

Welche Flächen stünden in Garzweiler II zur Verfügung? Abzüglich der beschlossenen Verkleinerung des Tagebau-Bereiches und da die Solarenergienutzung anders als der Braunkohleabbau so geplant würde, dass alle Wohnhäuser, Wälder usw. stehen bleiben, reduziert sich die nutzbare Fläche. Diese Fläche würde genutzt, um die örtliche Windenergie etwas auszubauen auf 40 Windräder derzeitiger Bauart, wodurch pro Jahr etwa 400 Mio. Kilowattstunden erzeugt werden können. Der Flächenverbrauch pro Windrad ist relativ gering, er begrenzt sich auf das Fundament (unter 500m²), die Kranstellfläche (z.B. 2.000m²) und die Zuwegung (z.B. 1.500m²). Zusammen werden im vorgenannten Beispiel 4.000m² benötigt. Hier wird der Gegensatz zum Braunkohle-Tagebau besonders deutlich, der die gesamte Fläche beansprucht und keinen Platz mehr für Dörfer, Felder oder Wälder lässt.

Den Schwerpunkt der erneuerbaren Energieerzeugung würden mehrere große Solar-Freiflächenparks bilden, hier kann eine ursprünglich zum Braunkohleabbau vorgesehene Fläche von etwa 2.800 ha genutzt werden. Bei leistungsfähigen Photovoltaik-Modulen kann im Bereich Garzweiler ein Solarertrag von etwa 450.000 Kilowattstunden pro Hektar Fläche erzielt werden, auf der Gesamtfläche ergeben sich dadurch 1.260 Mio. Kilowattstunden pro Jahr.

Wind und Sonne zusammen kommen pro Jahr auf 1.660 Mio. Kilowattstunden. Wenn die Betreiber der Braunkohle-Tagebaue, im Fall Garzweiler ist dies RWE, einen wirtschaftlichen Anreiz erhalten sollen, die Braunkohle klima- und lungenfreundlich im Boden zu lassen, so bieten sich die erneuerbaren Energien dazu an, falls der Bundesgesetzgeber eine entsprechende Ergänzung im Erneuerbare Energien Gesetz vornimmt.

Hier der mittlere von mindestens drei verfügbaren Bereichen zur kombinierten Solar- und Windenergieernte:

Nutzungsbeispiel mit Wind und Solar - © Illu: Schmagold
Nutzungsbeispiel mit Wind und Solar

Würde RWE die jährlich ca. 35 Mio. Tonnen Braunkohle alleine in Garzweiler II im Boden belassen, so könnten im Gegenzug mindestens 1.660 Mio. Kilowattstunden erneuerbare Elektrizität vor Ort produziert werden ohne Häuser abzureißen, Bäume zu fällen oder Straßen verlegen zu müssen. Wind und Sonne lassen sich kombiniert so nutzen, dass sogar die Artenvielfalt profitiert, dies hat der Autor hier näher erläutert.

Daher dieser dringende Aufruf an RWE, die fossilen Energien an allen Tagebau-Standorten im Boden zu lassen und stattdessen ab sofort auf Sonne und Wind zu setzen: Wir haben einen Planeten zu retten!

Autor: Dr. Philipp Schmagold ist Lehrbeauftragter der Fachhochschule Kiel und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesverbandes Windenergie (BWE) und Regionalleiter Schleswig-Holstein der Enertrag AG.