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Norwegen

Seekabel für europäischen Ökostrom

Gerade für die deutsche Offshore-Windkraft könnte Norwegens Wasserkraft künftig an Bedeutung gewinnen. Bläst der Wind in der Nord- und in der Ostsee so stark, dass der erzeugte Strom hierzulande nicht verbraucht werden kann, fehlen Speichermöglichkeiten: Die Norweger, die ihren Energiebedarf zu 97 Prozent aus Wasserkraft decken, könnten in solchen Zeiten den überschüssigen Strom aus Deutschland verbrauchen und damit ihre eigenen Wasserspeicher schonen. Herrscht hingegen Windflaute, könnten norwegische Wasserkraftwerke zusätzliche Energie für den Export produzieren.

NorGer und Nordlink sollen zeitversetzt kommen

Um das realisieren zu können, sind aktuell mit den Projekten Nordlink und NorGer – benannt nach den Anfangssilben ihrer internationalen Länderbezeichnungen – schon zwei Seekabelverbindungen mit Übertragungskapazitäten von jeweils 1.400 Megawatt (MW) zwischen beiden Ländern in Planung. Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis der erste Strom fließt: Der norwegische Netzbetreiber Statnett will eines der beiden Projekte zwischen 2018 und 2021 umsetzen, das andere im Anschluss daran – in welcher Reihenfolge das geschehen soll, steht derzeit noch nicht fest.

Sowohl für das deutsche als auch für das norwegische Stromnetz sei es wichtig, eine Verbindung herzustellen, erläutert ein Statnett-Sprecher auf Anfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN. „Um sicherzustellen, dass dies auch wirklich passiert, beantragen wir Genehmigungen für beide Projekte gleichzeitig.“

Die Nordlink-Trasse soll von Tonstad im Süden Norwegens nach Feda verlaufen, von dort rund 530 Kilometer durch die Nordsee und schließlich über einen Anlandepunkt bei Büsum zum Umspannwerk in Wilster (Schleswig-Holstein). Im Juli dieses Jahres sollen auf deutscher Seite die erforderlichen Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren eingereicht werden. „Wir erfahren eine sehr breite Unterstützung“, berichtet Nordlink-Projektmanagerin Helma Dirks. Sobald alle Genehmigungen vorlägen, würden die Kabel bestellt. Die Kosten für die HGÜ-Verbindung (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) seien mit gut einer Milliarde Euro veranschlagt. „Statnett würde gerne mit einem deutschen Betreiber kooperieren“, sagt Dirks. „Da laufen jetzt gerade die Verhandlungen.“

Das NorGer-Kabel wird aus Flekkefjord kommen und nach 570 Kilometern Strecke durch die Nordsee im niedersächsischen Butjadingen anlanden, von wo es weitere 50 Kilometer bis nach Morriem verlegt wird. Das Land habe die notwendigen Voraussetzungen für den Anschluss der norwegischen Stromleitung geschaffen, hatte kürzlich der niedersächsische Energieminister Stefan Birkner verkündet: „Das Genehmigungsverfahren ist weit fortgeschritten.“

Weitere Stromtrassen in Planung

Schon jetzt führen von Norwegen aus verschiedene Stromtrassen in andere Länder: unter anderem das Seekabel NorNed, das die Skandinavier seit 2008 mit den Niederlanden verbindet. Während das Folgeprojekt NorNed 2 nach Statnett-Angaben auf Eis gelegt ist, wird gerade mit Skagerrak 4 (700 MW) die mittlerweile vierte Verbindung nach Dänemark verlegt. Ende 2014 soll sie in Betrieb gehen. Zudem plant der norwegische Netzbetreiber für die kommenden Jahre ein Seekabel nach Großbritannien. Ob dieses vor oder nach dem ersten deutschen Projekt in Angriff genommen wird, ist noch nicht entschieden.

Unterdessen plant mit dem internationalen Northconnect-Konsortium seit einiger Zeit auch eine nichtstaatliche Initiative ein Seekabel zwischen Norwegen und Großbritannien. Für das Projekt haben sich Vattenfall, die norwegischen Unternehmen Eco Energi, Agder Energi und Lyse sowie der schottische Energieversorger Scottish and Southern Energy zusammengeschlossen. Sie wollen bis 2020 eine HGÜ-Verbindung nach Schottland verlegen lassen. Die Übertragungskapazität soll 1.400 MW betragen. Die Finanzierung für das voraussichtlich anderthalb bis zwei Milliarden Euro teure Vorhaben ist nach Angaben der Projektpartner noch nicht angelaufen.

(Anne-Katrin Wehrmann)