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Wasserstoffkaverne in Rüdersdorf ist dicht

Der Oldenburger Energiedienstleister EWE baut seit Anfang 2021 eine Salzkaverne im brandenburgischen Rüderdorf in einen Wasserstoffspeicher um. Das ist ein unterirdischer Hohlraum, der im Falle von Rüdersdorf in etwa 600 Meter tiefe beginnt und bis etwa 3.200 Meter unter die Erdoberfläche reicht. Die Salzkavernen sind entstanden, weil Wasser in die Erde gepumpt wurden, das das Salz im Salzstock gelöst und an die Oberfläche gespült hat.

Leitung hält den notwendigen Drücken stand

Beim Bau der ersten EWE-Wasserstoffkaverne in Rüdersdorf hat der EWE den wichtigsten Meilenstein erreicht: Die Zuleitung zum geplanten Hohlraum ist dicht. Das Unternehmen hatte in den letzten Wochen die zementierte Verbindung zwischen dem eingebauten Rohr-in-Rohr-System und dem Gebirge auf Dichtheit getestet.

Dafür ist bereits Wasserstoff zum Einsatz gekommen. „Wir haben jetzt Wasserstoff in das Bohrloch, also in die Zuleitung zur späteren Kaverne geleitet und auf verschiedene Druckstufen verdichtet“, berichtet Hayo Seeba, der bei EWE das Projekt leitet. Mit diesen Wasserstofftests hat EWE den Nachweis erbracht, dass die Bohrung den notwendigen Drücken stand hält.

Reinheit des Wasserstoffs ist wichtig

Dieser Nachweis sei eine Voraussetzung für die sichere Speicherung des Wasserstoff. „Mit den ersten Auswertungen sind wir sehr zufrieden. Jetzt können wir den Hohlraum im unterirdischen Salzstock aussolen, Wasserstoff einleiten und den eigentlichen Wasserstoffspeichertest starten“, beschreibt Hayo Seeba die nächsten Schritte. Ein Teil dieser Test ist auch die Prüfung, welche Qualität der Wasserstoff hat, nachdem er nach einer gewissen Lagerzeit wieder ausgespeichert wurde. Denn eine Reinheit von nahezu 100 Prozent sei wichtig für zukünftige Anwendungen, vor allem im Mobilitätsbereich, betont Seeba. Diese Untersuchung übernimmt das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das als Kooperationspartner in das Projekt eingebunden ist.

Kaverne drei Monate spülen

Nachdem EWE die Dichtigkeit der Kavernenbohrung nachgewiesen hat, kann das Unternehmen mit dem Bau der Wasserstoff-Testkaverne beginnen. „In den nächsten Wochen bauen wir die oberirdischen Anlagen für den Solprozess. Im November wollen wir dann mit der Ausspülung des Salzstockes beginnen“, sagt der Projektleiter. Dazu wird der Hohlraum mit Wasser aus einem eigenen Teich und aus dem vorbeifließenden Mühlenfließ ausgewaschen. „Zum Solen unserer Testkaverne werden wir über einen Zeitraum von drei Monaten 4.000 Kubikmeter Frischwasser nutzen. Das beim Solprozess entstehende Salzwasser pumpen wir über eine bestehende unterirdische Rohrleitung zu unserer Versenkstation nach Heckelberg. Dort wird die Sole, wie auch beim Bau der ersten beiden Kavernen, in 1.000 Meter tief gelegene Sandsteinformationen geleitet, in denen sich bereits von Natur aus Salzwasser befindet“, beschreibt Seeba den Prozess.

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Wasserstoffqualität überwachen

Nachdem die Experten der EWE die Kaverne durchgespült haben, wollen sie im Frühjahr 2023 das erste Mal Wasserstoff einlagern und den Speicherbetrieb mit Ein- und Ausspeicherungsszenarien testen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt auch die Untersuchung der Wasserstoffqualität. Das DLR untersucht unter anderem die Qualität des Wasserstoffs nach der Entnahme aus der Kaverne sowie andere wichtige Parameter. Für eine untertägige Datenerfassung wird EWE ein Überwachungssystem mit Glasfasertechnik in die unterirdische Zuleitung einbauen.

Auf größere Kavernen übertragen

Die Erkenntnisse, die die Forschungskaverne in Rüdersdorf liefert, will EWE dann auf noch größere Kavernen mit dem 1.000-fachen Volumen übertragen. Ziel sei es, zukünftig Kavernen mit 500.000 Kubikmetern Speichervolumen zur großtechnischen Wasserstoffspeicherung zu nutzen. Das ist nicht unrealistisch. Schließlich hat allein EWE mit 37 Salzkavernen über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher im Bestand, die sich perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff eignen könnten. „Damit wäre grüner, aus erneuerbaren Energien erzeugter Wasserstoff in großen Mengen speicherfähig und bedarfsgerecht nutzbar und würde zur unverzichtbaren Komponente, um gesteckte Klimaziele zu erreichen und die zukünftige Energieversorgung zu diversifizieren und zu sichern“, betont Hayo Seeba. (su)