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Testfeld mit Montagesystemen

Üben, üben, üben

Sven Ullrich

Es ist auf den ersten Blick eine seltsame Situation auf dem kleinen Gelände in einem Gewerbegebiet im Südosten von Rüsselsheim. Scheinbar wahllos stehen hier völlig verschiedene Unterkonstruktionen für Solarmodule komplett unterschiedlich ausgerichtet. Zudem sind nur vereinzelt Module darauf installiert, die obendrein keinerlei Strom ins Netz einspeisen.

Doch was aussieht, als hätte ein Planer für Solarparks die Orientierung verloren, ist tatsächlich ein essenzieller Teil der Strategie zur Kostensenkung, die der amerikanische Modulhersteller First Solar in Rüsselsheim vollendet. Den ersten Schritt hat das Unternehmen mit der Einführung des Dünnschichtmoduls in der sechsten Generation schon getan. Denn mit Kantenlängen von 1,2 Metern in der Breite und zwei Metern in der Höhe geht die Installation des FS6, so der Name des Moduls, potenziell schneller als mit dem serienmäßig hergestellten Vorgänger FS4.

Der war zwar mit einer Länge von 1,2 Metern, einer Breite von 60 Zentimetern und einem Gewicht von zwölf Kilogramm handlicher als das große FS6. Doch das neue Modul mit seinen 36 Kilogramm können zwei Installateure noch gut handhaben. Der Vorteil des großen Moduls: Die Handwerker müssen weniger einzelne Paneele auf die Montagesysteme schrauben, um die gleiche Leistung zu installieren.

Preisvorteile bis zum Ende ausreizen

Dazu kommt noch, dass das FS6 mit einer Montageschiene auf die Baustelle kommt. Die Installateure müssen jetzt nicht mehr einzelne Modulklemmen in die Unterkonstruktionen einfädeln und festschrauben. Doch genau diese spezielle Montagemöglichkeit könnte sich auch als Flaschenhals für die Projektentwickler entpuppen, die vor einer Abweichung von den Standardmaßen eines kristallinen Moduls mit 60 oder 72 Zellen zurückschrecken. Denn damit sind die ausführenden Handwerker vertraut, was der Baugeschwindigkeit zugute kommt.

Um dieses Nadelöhr aufzubohren, hat die deutsche Niederlassung des amerikanischen Modulherstellers auf der kleinen Fläche im Rüsselsheimer Gewerbegebiet eine Testinstallation aufgebaut. „Wir wollen unseren Kunden damit helfen, bei der Errichtung von Solaranlagen die Kostenvorteile zu nutzen, die wir mit dem FS6 erreicht haben”, erklärt Stefan Degener, bei First Solar für die Märkte in Europa und Afrika zuständig. „Auf der Fläche haben Handwerker und Ingenieure unserer Projektkunden die Möglichkeit, Montagetests mit verschiedenen Unterkonstruktionen durchzuführen.”

Elf Unterkonstruktionen im Vergleich

Die Testfläche in Rüsselsheim hat noch einen zweiten Vorteil. Schließlich müssen die Planer mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen zurechtkommen, was die Beschaffenheit des Untergrunds und der Fläche betrifft, auf den die Anlage steht. Entsprechend verschieden sind auch die Montagesysteme, die in Rüsselsheim aufgebaut sind.

Insgesamt elf Unterkonstruktionen von Anbietern aus ganz Europa sind hier errichtet. So zeigt Jurchen Technology aus dem unterfränkischen Helmstadt zwei Systeme, die für das FS6 geeignet sind. Davon wurde eins direkt für das große Modul der Amerikaner entwickelt. Außerdem haben Zimmermann PV-Stahlbau aus dem oberschwäbischen Oberessendorf, der Luxemburger Anbieter Arcelor Mittal, CFW mit Sitz in Niedernhall und der belgische Gestellhersteller Sadef, ein Tochterunternehmen des österreichischen Gestellherstellers Voestalpine, ihre Unterkonstruktionen in Rüsselsheim aufgebaut. Selbst an einachsigen Trackersystemen können Handwerker die Installation des FS6 trainieren. Dafür haben Mounting Systems aus Berlin, PV Hardware Solutions aus dem spanischen Valencia, und der französische Hersteller Soitech ihre Lösungen aufgebaut. Hinzu kommt noch ein System für Trapezblechdächer, das der französische Anbieter Adiwatt für das FS6 entwickelt hat.

Jede Minute zählt

Denn am Ende geht es in Regionen, wo Arbeitszeit auskömmlich entlohnt wird, um eine schnelle Installation. In der Regel müssen die Solarplaner in Ausschreibungen ihre Projekte im Kampf um eine Einspeisevergütung durchbringen. Da zählt jede Minute, die die Handwerker zur Montage der Module brauchen. „In Deutschland und vielen anderen Ländern Europas senkt jeder Cent Einsparung beim Bau einer Anlage den Preis des Solarstroms aus diesem Generator um bis zu 75 Cent pro Megawattstunde”, rechnet Degener vor. Das klingt nach wenig. Doch selbst solche Beträge erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit eines Projekt im Rennen um die Einspeisevergütung oder den Stromabnahmevertrag.

Die Testfläche in Rüsselsheim ist nur der Anfang. First Solar wird mit ähnlichen Übungsflächen für Installateure in den USA, in Japan und in Australien auch dort den Vertrieb des FS6 unterstützen, wie Stefan Degener betont. Auf diese Weise will das Unternehmen sich auch weiterhin gegen die mächtige Konkurrenz der kristallinen Photovoltaik behaupten.

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